Drei Männer ertrinken bei Arbeitsunfall in Gullyschacht.
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Drei Männer ertrinken bei Arbeitsunfall in Gullyschacht.

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Drei Männer ertrinken bei Arbeitsunfall in Gullyschacht

Schwerer Arbeitsunfall im oberbayerischen Weyarn: Dort sind drei Arbeiter einer Entsorgungsfirma ums Leben gekommen. Die jungen Männer ertranken in einem Kanalisationsschacht. Ob sie ausreichend gesichert waren, ist unklar.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Drei Arbeiter eines Entsorgungs- und Recyclingunternehmens sind bei einem Betriebsunfall im Landkreis Miesbach ums Leben gekommen. Die 20, 27 und 28 Jahre alten Männer ertranken in einem Kanalisationsschacht, wie die Polizei mitteilte. Der Unfall ereignete sich am späten Vormittag in Großseeham in der Gemeinde Weyarn.

Ein Arbeiter hatte auf dem Firmengelände in einem wassergefüllten Gullyschacht gearbeitet. Als der Kontakt zu ihm abbrach, stiegen zwei Arbeitskollegen in den Schacht hinunter, um zu helfen. In der Folge gab es von allen drei Männern kein Lebenszeichen mehr. Ein weiterer Mitarbeiter der Firma schob daraufhin den Rettungseinsatz an.

Arbeiter tot in Kanalsystem aufgefunden

Mehrere Feuerwehren aus den umliegenden Gemeinden rückten zum Rettungseinsatz an, außerdem Rettungshubschrauber, Wasserrettung und mehrere Streifenwagenbesatzungen der Polizei. Taucher suchten im Gullyschacht und einem darunter liegenden Kanal nach den drei Vermissten, konnten sie aber zunächst nicht finden. Das gelang erst, nachdem der Wasserstand gesenkt werden konnte.

Für die 20-, 27- und 28-jährigen Männer, die alle aus der Region stammen, kam jedoch jede Hilfe zu spät. Der Notarzt konnte nur noch den Tod der Arbeiter feststellen.

Angehörige psychologisch betreut

Die Angehörigen wurden von Einsatzkräften des Kriseninterventionsteams und der psychologischen Betreuungsgruppe der Polizei betreut. Die Johanniter München, die Kräfte vor Ort hatten, zeigten sich erschüttert: "Nach dem schweren Arbeitsunfall heute in Weyarn im Landkreis Miesbach ringen wir um Worte, ringen um Fassung", schrieb die Organisation auf Twitter.

Weshalb die Männer an dem Gullyschacht arbeiteten, ist noch nicht bekannt. Die Kriminalpolizeiinspektion Miesbach ermittelt jetzt unter der Leitung der Staatsanwaltschaft München II zur Unglücksursache. Die ist bislang völlig unklar. Ein Feuerwehrmann sagte dem BR, dass bei derartigen Gullyarbeiten Arbeiter immer gesichert sein müssen. Ob die Männer gesichert waren, ist unklar.

Experte verweist auf Gefahren bei Kanalarbeiten

Nach Angaben des Dresdner Sicherheitsingenieurs Bernd Gruner, der nach eigenen Angaben viele Firmen im Bereich Arbeitssicherheit berät, sind Kanalarbeiten zwar gefährlich, doch es passieren eher selten Unfälle. Wenn aber Unfälle passierten, "geschieht das fast immer aus Leichtsinnigkeit", betonte der Experte auf BR24-Anfrage.

Grundsätzlich müssten Kanalarbeiter vor dem Einstieg immer erst eine Messung vornehmen, um sicherzugehen, dass zum Beispiel kein Schwefelwasserstoff vorherrsche. Zudem müsse ein Dreibock aufgebaut und Gurtzeug angelegt werden, damit ein Arbeiter im Notfall herausgezogen werden könne. Eine Gefahr bestehe zudem bei Regenwetter. "Wenn Systeme zusammenhängen, können auch entferntere Gewitter mit Regen dazu führen, dass das Wasser schnell steigt."

BR24live: Drei Tote bei Kanalarbeiten - Was bislang bekannt ist

Drei Tote nach Arbeitsunfall in Kanalsystem: Rettungskräfte auf dem Firmengelände in Weyarn.
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Drei Tote nach Arbeitsunfall in Kanalsystem: Rettungskräfte auf dem Firmengelände in Weyarn.

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