Trockene Felder von oben.
Bildrechte: BR / Zara Kroiß

Bei Trockenheit steigt auch die Gefahr von Feld- und Waldbränden. Ein Foto von einem Beobachtungsflug in Niederbayern.

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Werden die nächsten Sommer Bayern grundlegend verändern?

Die Jahre 2023 bis 2027 werden nach Angaben der Vereinten Nationen sehr wahrscheinlich die heißesten fünf Jahre aller Zeiten. Verbände in Bayern erwarten Gletscherschmelzen, Waldsterben, Wassermangel und Missernten. Sie mahnen zügige Maßnahmen an.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Laut einer Prognose der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) könnten die globalen Temperaturen schon bald das 1,5 Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens überschreiten. Außerdem werden die nächsten fünf Sommer wohl die heißesten aller Zeiten. Das hat auch für Bayern verheerende Folgen, wie verschiedene Verbände prognostizieren.

Alpenverein: Bayern in den nächsten Jahren ohne Gletscher

Die Alpen seien besonders stark vom Klimawandel betroffen, erklärt Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverein. Alle fünf bayerischen Gletscher werden bald verschwunden sein. Extremwetterlagen, wie starke Niederschläge und extreme Trockenheit werden zunehmen. Wanderwege würden dadurch häufiger beschädigt sein, Berghütten werden vermehrt Wassermangel haben und ihre Saison verkürzen müssen oder auch ihre Angebote einschränken müssen. Der Alpenvereinssprecher rechnet zudem mit mehr Steinschlag und mehr Felssturz, weil in den Regionen, wo noch Permafrost herrscht, dieser zurückgeben wird. Vor allem Routen im Hochgebirge könnten dadurch zu gefährlich und damit unbegehbar werden.

Der DAV fordert dringend eine Verkehrswende und den ÖPNV in Bergregionen auszubauen.

LBV: Wasser nicht abfließen lassen, sondern zurückhalten

Laut Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern werden in den nächsten Jahren besonders Moore, Quellen und Wälder stark leiden oder sogar austrocknen. Dort lebende Tiere und Pflanzen drohen dann zu sterben.

So seien etwa schon aufgrund der geringen Niederschläge in den letzten Jahren Buchen in Wäldern abgestorben, erklärt Dr. Andreas von Lindeiner, Landesfachbeauftragter Naturschutz beim LBV. Er appelliert, Wasser müsse besser vor Ort gehalten werden, sodass es nicht abfließt, sondern vor Ort gespeichert bleibt und für die Tiere und Pflanzen verfügbar ist. Brachvögel, Uferschnepfen, Amphibien oder Insekten könnten sich bei höheren Grundwasserständen viel besser vermehren.

Bauernverband: Es braucht ambitionierte Ansätze

Die extremen Wetterbedingungen werden auch für die Landwirtschaft zunehmend zur Herausforderung, erklärt Anton Huber vom Bayerischen Bauernverband. Nach den Trockenjahren seit 2018 regne es nun ununterbrochen. Das fülle zwar den Wasservorrat im Boden, aber für die Aussaat von Sommergetreide, Zuckerrüben, Mais oder das Legen von Kartoffeln bleiben nur sehr enge Zeitfenster. Einige Arbeiten konnten nicht abgeschlossen werden.

Die Landwirtschaft stelle sich bereits mit verschiedenen Maßnahmen dem Klimawandel. So werde durch konservierende Bodenbearbeitung und Zwischenfrüchte die Wasseraufnahme und -speicherung im Boden verbessert, permanente Bodenbedeckung reduziert die Verdunstung, Wasserverbrauch könne durch Sensoren, Apps und KI optimiert werden, außerdem werden klimastresstolerante Sorten gezüchtet. Allerdings müssten auch Verbraucher oder Märkte offen für die neuen Kulturen sein.

Laut dem Bayerischen Bauernverband bietet die Landwirtschaft auch Lösungen gegen den Klimawandel. PV- und Windkraftanlagen seien häufig auf landwirtschaftlichen Flächen zu finden. Mit dem Anbau von Raps oder Getreide aus denen Biokraftstoffe hergestellt werden, trage die Landwirtschaft zur Reduzierung von Kohlendioxidemissionen bei. Dennoch brauche es künftig sehr viel ambitioniertere Ansätze, um gemeinsam mit der Landwirtschaft Lösungen für die Gesellschaft zu erarbeiten.

Naturland: Schneller Umbau hin zur Bio-Landwirtschaft

Laut dem Naturland-Präsident Hubert Heigl, mache die Prognose der Vereinten Nationen deutlich, dass Bayern keine Zeit mehr verlieren dürfe und den ökologischen Umbau der Landwirtschaft weiterhin schnell voranschreiten sollte. Der Öko-Landbau sei ein zentraler Hebel zum Erreichen der Klimaziele, so Heigl. Er sei energieeffizienter als die konventionelle Landwirtschaft, setze weniger Stickstoffemissionen frei und binde mehr Kohlenstoff im Boden. Das habe eine unlängst veröffentlichte Langzeit-Studie der TU München klar belegt.

Ein Ausbau auf 30 Prozent Bio würde der Studie zufolge allein durch die geringeren Treibhausgas- und Stickstoffemissionen der Gesellschaft jedes Jahr Umweltfolgekosten in Höhe von vier Milliarden Euro einsparen. Das sei ein Hebel, den Bayern unbedingt konsequent nutzen müsse, erklärte Naturland-Präsident Hubert Heigl.

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