Der Alphirte Dominik Geist mit seiner Freundin Katharina Schehle zwischen Schumpen auf der Alpe Berghofer Wald bei Sonthofen.
Bildrechte: BR/Katharina Reichart

Katharina Schehle und Dominik Geist betreiben die Alpe Berghofer Wald bei Sonthofen.

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Regen und Raubtiere: Wie die Älpler in die Alpsaison starten

Obwohl es seit Wochen nass und kalt ist, hat in den Allgäuer Bergen die Alpsaison begonnen. Vor allem in niedrigeren Lagen haben viele Alphütten wieder geöffnet. Vor welchen Herausforderungen die Alphirtinnen und -hirten stehen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Schumpen werden sie genannt, die Rinder, die den Sommer über in den Bergen weiden. 30.000 von ihnen grasen die kommenden Monate in den Allgäuer Bergen, rund 100 Tage sind die Tiere im Gelände – aktuell vor allem in niedrigeren Lagen, weil weiter oben teilweise noch Schnee liegt. Dominik Geist aus Weitnau ist Alphirte auf der Alpe Berghofer Wald bei Sonthofen und versorgt dieses Jahr 120 Tiere: "Schiefgehen kann immer etwas, wir kontrollieren jeden Morgen, ob alle da sind, ob sie gesund sind, ob sie es recht haben."

Zusammen mit seiner Freundin Katharina versorgt er die Tiere, Erfahrungen als Alphirte hat der 27-Jährige über mehrere Jahre in der Schweiz gesammelt – dort war der Wolf auch immer wieder Thema: "Das allerschlimmste ist, wenn du am Morgen in der Früh kommst, alles da liegt und es der Wolf war. Es ist einfach grausam, der reißt es von hinten auf und lässt es leben."

Diese Folgen hat der Dauerregen am Berg

An diesem Morgen kann der junge Alphirte aufatmen, den Rindern geht es gut – abgesehen davon, dass sie auf den regennassen Wiesen gerade knöcheltief einsinken. Durch den vielen Regen sind die Bergweiden stark aufgeweicht, das beobachtet auch Christian Brutscher, Vorsitzender des Alpwirtschaftlichen Vereins Allgäu. Das hat Folgen: Die Rinder hinterlassen mit ihren Klauen tiefe Abdrücke in den Wiesen und machen diese kaputt. Der Regen hat aber auch sein Gutes, so Brutscher: Das Gras wird dadurch saftig und schmackhaft.

Was die Älpler bezogen auf den Wolf fordern

Neben dem Wetter beschäftigen auch Wolf und Bär die Alphirten im Allgäu. Obwohl immer mal wieder ein Wolf durch die Region streift, ist die Lage zurzeit eher ruhig, auch was Bären anbelangt, sagt Christian Brutscher, Vorsitzender des Alpwirtschaftlichen Vereins Allgäu. Weil das aber vor ein paar Jahren schon einmal anders war und sich auch schnell wieder ändern könne, vertreten die Älpler eine klare Meinung: "Wenn ein Wolf ein Riss oder sowas verursacht, dann sollte es schnellstmöglich zum Abschuss, zur Entnahme kommen. Das ist unsere Forderung an die Politik."

Denn die Tiere auf den Bergweiden sicher einzuzäunen, sei flächendeckend nicht möglich, das bestätigt auch Alphirte Dominik Geist: "Wir haben so viele Kilometer, wo man Zäune machen müsste, durch Gelände, wo ein Wolf-Schutzzaun nicht machbar ist." Stacheldraht und eine elektrische Weidezaunlitze sollen dafür sorgen, dass das Alpvieh zusammen bleibt.

Ein mutiger Schritt

Für Katharina Schehle aus Maierhöfen ist es der erste Alpsommer. Bisher war sie als Vertrieblerin im Büro tätig und nur zeitweise bei ihrem Freund mit am Berg. Ihren Job hat die 27-Jährige für das Leben auf der Alpe Berghofer Wald aufgegeben – ein Schritt, der viel Mut erfordert: "Ich denk, das wird schon werden", meint die junge Frau, "wenn es nicht wird, dann haben wir halt einen Sommer Lehrgeld gezahlt. Ich freu‘ mich auf jeden Fall drauf."

Der Alphirte Dominik Geist mit seiner Freundin Katharina Schehle und Hund auf der Alpe Berghofer Wald bei Sonthofen.
Bildrechte: BR/Katharina Reichart
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Katharina Schehle und Dominik Geist betreiben die Alpe Berghofer Wald bei Sonthofen.

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