Kämpfer für den Frankenwein: Weinfachberater geht in Ruhestand
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Kämpfer für den Frankenwein: Weinfachberater geht in Ruhestand

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Kämpfer für den Frankenwein: Weinfachberater geht in Ruhestand

Er gilt als Kämpfer für den Frankenwein und hat Silvaner und Co. aus dem Dornröschenschlaf geholt: Weinfachberater Hermann Mengler. Nach 30 Jahren geht er nun in Ruhestand. Wieso er sich im Weinbau für Klasse statt Masse eingesetzt hat.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

"Super-Nase", "Doc Silvaner", Instanz im fränkischen Weinbau: Die Liste der Bezeichnungen für Hermann Mengler ist lang. Seit 30 Jahren ist er Fachberater für Weinbau in Unterfranken. Die Fachzeitschrift "Vinum" hat ihn im vergangenen Jahr zu einer der "25 wichtigsten Weinpersönlichkeiten in ganz Deutschland" gekürt. Ende Mai geht er nun in den Ruhestand.

Hermann Mengler: Wichtige Aufgaben als Weinfachberater

"Leiter der Fachberatung Kellerwirtschaft und Kellertechnik im Bezirk Unterfranken": Was so spröde klingt, ist für die Winzerinnen und Winzer in ganz Franken heute nicht mehr wegzudenken. Vor allem hat Hermann Mengler sich als Weinfachberater und führender Önologe weit über Franken hinaus einen Namen gemacht. Er ist außerdem Geschäftsführer der Qualitätsweinprüfung bei der Regierung von Unterfranken und Gebietsbevollmächtigter der Fränkischen Weinprämierung, bei der die Weine mit Bronze, Silber und Gold ausgezeichnet werden. Von Menglers Arbeit profitieren die Weinbau-Betriebe – genau wie die Menschen, die den Wein trinken.

  • Zum Artikel: 2022 liefert guten Frankenwein – und eine bittere Erkenntnis

90er-Jahre: Frankenwein am Tiefpunkt

Dass die kleine Weinbauregion Franken heute ein hervorragendes Image hat, ist in großen Teilen auch ein Verdienst des Weinfachmanns. Er hat Silvaner und Co. aus dem Dornröschenschlaf geholt. Der Weg dahin war allerdings durchaus schwierig. Als Fachberater der Weinbau-Betriebe setzt Hermann Mengler von Anfang an auf Klasse statt auf Masse. Doch die fränkischen Winzerinnen und Winzer hören zunächst nicht auf ihn und arbeiten in den 1990er-Jahren weiter nach der Devise: Möglichst viel ernten, viel Wein für volle Keller. 1998 und 1999 wird ihnen das zum Verhängnis: Zwei Rekordernten in Folge lassen die Keller überlaufen. Die Winzer bleiben auf qualitativ schlechten Weinen sitzen, die sich nicht verkaufen lassen. Frankenwein hat keinen guten Ruf mehr.

Umdenken beim Frankenwein: Klasse statt Masse

Erst aus diesem Jammertal heraus wird Hermann Mengler als Weinfachberater erst genommen. Seine Devise: Klasse statt Masse. Die Winzerinnen und Winzer lassen sich nun von seinem Qualitätsstreben anstecken. Mengler setzt behutsam Maßnahmen durch: Die Reduzierung der Trauben schon am Rebstock, gesundes Lesegut, präzise Arbeit im Keller und das trägt Früchte. In den Folgejahren lassen sich immer mehr Winzer auf den Qualitätsweg ein.

Tipp von Mengler: "Neues im Weinbau ausprobieren"

Heute ist Hermann Mengler bei vielen Weingütern mehrfach im Jahr als Berater vor Ort. Schon vor der Weinlese im Herbst bespricht er mit den Verantwortlichen, welche Charakteristik der neue Weinjahrgang hat. Im Winter probiert er mit ihnen die jungen Weine im Keller und gibt Tipps für den weiteren Ausbau. Außerdem ermutigt er sie, Neues auszuprobieren: Weißweine, auf der Maische vergoren – oder bewusst fruchtig-frische leichte Sommerweine.

Betriebe sind dankbar für kreative Ideen

Für viele Winzerinnen und Winzer ist Mengler inzwischen Berater und Freund, so wie bei Franziska Galena im Familienweingut in Sommerach im Landkreis Kitzingen. “Das Tolle für uns ist, dass wir jemanden haben, der von außen auf uns schaut. So kommen wir aus unserer 'Betriebsblindheit' heraus. Hermann Mengler sieht, was draußen in der Weinwelt passiert – in Franken, aber auch deutschlandweit. Wo geht der Trend hin? Was mag der Kunde in Zukunft trinken?", so die Winzerin zu BR24. Mengler gebe auch immer gute Anregungen: "Wie wäre es denn mal mit einem maischevergorenen Weißwein oder einem hochwertigen Rosé?“

Weinfachberater Hermann Mengler probiert verschiedene Weine.
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30 Jahre lang war Hermann Mengler Weinfachberater des Bezirks Unterfranken. Nun geht er in den Ruhestand.

Aufwind für die Weinbauregion Franken

Durch seine Beratungstätigkeit in vielen Weingütern hat Hermann Mengler die gesamte Weinbauregion Franken wieder nach vorne gebracht und damit auch das Aushängeschild Frankens: Den Silvaner. Das Magazin "Vinum" hat den Weinfachmann 2022 zu den 25 wichtigsten Weinpersönlichkeiten Deutschlands gezählt und ihm den Titel "Doc Silvaner" verliehen. "Vinum" ist eines der führenden Magazine für Weinkultur in Europa. Durch seine Arbeit sind in Franken Vinotheken entstanden, der Weintourismus boomt und es gibt erfolgreiche Konzepte wie die "Gästeführer Weinerlebnis Franken".

Viel Lob für Menglers Verdienste

"Er hat für die Weinbauregion Franken enorm viel bewegt. Er hat uns auch durch schwere Zeiten gut und sicher geleitet und uns neue Aspekte gegeben, auch für die Top-Betriebe. In allen Bereichen hat er großartige Arbeit gemacht", lobt Robert Haller die Verdienste von Mengler. Haller ist Vorsitzender des Verbands Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter (VdP) in Franken und Leiter des Weinguts Bürgerspital in Würzburg. Durch seinen Weitblick und seine internationale Erfahrung habe Franken heute ein Standing, das sich die Region vor 20 Jahren nicht habe erträumen können, so Haller weiter.

Mengler im "Ruhestand": Das wird nicht funktionieren

Nach etwas mehr als 30 Jahren geht der Weinfachberater des Bezirks Unterfranken im Mai in den Ruhestand. Hermann Mengler wird sich, wie er sagt, "von der Bühne in den Zuschauerraum begeben" und von dort aus die Dinge weiter verfolgen. Er wird dann mehr Zeit für die eigenen Weinberge haben – will aber auch weiterhin mit Winzerkolleginnen und -kollegen Weine probieren und besprechen. "So ganz raus": Das wird nicht funktionieren, erklärt er mit seinem typisch verschmitzten Grinsen. Den Weinjahrgang 2022 will Mengler außerdem noch zu Ende bringen, mit all seinen Weinprüfungen und Prämierungen.

Önologe Ralf Schwarz soll Menglers Nachfolger werden

Seine Nachfolge soll Weinkontrolleur Ralf Schwarz aus Gräfendorf im Landkreis Main-Spessart antreten. Medienberichten zu Folge hat der Bezirkstag den gelernten Koch und Diplom-Ingenieur für Weinbau und Önologie bereits gewählt. Er ist aktuell als Weinsachverständiger tätig und arbeitet in der Würzburger Außenstelle des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Schwarz stammt selbst aus einer Winzerfamilie in Gambach und hat eigene Weinberge. Er ist mit Sabine Sitter verheiratet, der Landrätin von Main-Spessart (CSU).

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Hermann Mengler (zweiter von links) im Weinkeller der Familie Galena in Sommerach.

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