Andrea Behr (Mitte) in Würzburg auf der CSU-Wahlparty
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Am spannendsten war der Kampf um das Direktmandat in der Stadt Würzburg. Die CSU setzte sich gegen die Grünen durch.

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Landtagswahl 2023: So hat Unterfranken gewählt

Bayern hat gewählt. In Unterfranken sind es zehn Stimmkreise – die sind inzwischen vollständig ausgezählt. Laut vorläufigem Endergebnis geht der Bezirk nun, anders als 2018, wieder überall an die CSU.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Jubel bei den Einen, Enttäuschung bei den Anderen. Die Bilder waren am Wahlsonntag vermutlich vielerorts ähnlich, als die ersten Zahlen rund um die Landtagswahl veröffentlicht wurden. In den Bezirken blicken Wählerinnen und Wähler nun gespannt darauf, wer die jeweiligen Listenmandate für sich entscheiden kann.

22 unterfränkische Abgeordnete im Bayerischen Landtag

Fest steht jedenfalls, dass im Münchener Maximilianeum künftig 22 Abgeordnete aus Unterfranken sitzen werden und den Regierungsbezirk Unterfranken im Bayerischen Landtag vertreten werden. Das sind drei Abgeordnete mehr als die gesetzlich vorgesehenen 19. Vier Sitze gehen davon an die AfD, die mit Richard Graupner zuletzt mit nur einem unterfränkischen Abgeordneten im Landtag vertreten war. Insgesamt ist Unterfranken mit 10 Direktmandaten im Landtag vertreten, davon ein Überhangmandat. Der Unterfranken-CSU stehen laut Gesamtstimmenergebnis von 41,7 Prozent eigentlich nur neun Mandate zu. Da aber die CSU-Direktkandidatin Andrea Behr in Würzburg den Stimmkreis gewonnen hat, sind nun alle zehn Stimmkreise wieder in CSU-Hand. Ein Sitz wird deshalb als Überhangmandat gewertet.

Dazu kommen noch zwei Ausgleichsmandate, je eines für die AfD und eines für die Freien Wähler. Die Sitze verteilen sich demnach wie folgt: 10 Sitze für die CSU, die Grünen bekommen 3 Mandate, ebenso die Freien Wähler in Unterfranken. Die AfD bekommt vier Sitze, die SPD 2. Welche Kandidatinnen und Kandidaten genau über die Liste in den Landtag einziehen, steht noch nicht fest.

Zum Vergleich: Bei der Wahl 2018 gingen in Unterfranken neun Mandate an die CSU, das zehnte überraschend an die Grünen.

Würzburg-Stadt: CSU statt Grüne

Wie erwartet war es in der Stadt Würzburg ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen um das Direktmandat bei der Landtagswahl. Patrick Friedl von den Grünen und Andrea Behr von der CSU trennen am Ende nur wenige Prozentpunkte. Durchgesetzt hat sich die CSU-Kandidatin mit 33 Prozent der Erststimmen.

Damit sind nun, anders als nach der Wahl 2018, wieder alle Direktmandate in Unterfranken in CSU-Hand. Der Grüne Patrick Friedl kam am Ende im Stimmkreis Würzburg-Stadt auf 29,8 Prozent. Die Wahlbeteiligung war hier 2023 etwas geringer als bei der vorherigen Landtagswahl und lag bei 68,4 Prozent.

Patrick Friedl (li.) im BR-Interview
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Grünen-Politiker Patrick Friedl (li.) im Interview zum Wahlergebnis Würzburg-Stadt.

Würzburg-Land geht an CSU-Kandidaten

Auch im Stimmkreis Würzburg-Land gingen die ersten beiden Plätze um die Direktmandate an CSU und Grüne. Björn Jungbauer von der CSU holte sich das Direktmandat. Er bekam 42,4 Prozent der Erststimmen. Erstunterlegen war die Kandidatin der Grünen, Kerstin Celina, mit 14,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag im Stimmkreis bei 79,7 Prozent und damit etwa zwei Prozent höher als bei der Wahl zuvor.

Martina Gießübel gewinnt in Schweinfurt

Im Stimmkreis Schweinfurt hat sich Martina Gießübel von der CSU durchsetzen können. Die 52-jährige Sozialversicherungsfachangestellte und Kreisrätin bekam 38,5 Prozent der Erststimmen. Nach Gießübel holte Richard Graupner von der AfD die zweitmeisten Stimmen im Stimmkreis Schweinfurt. Er ist Bezirksvorsitzender seiner Partei und war bereits im Landtag vertreten. Jetzt holte er 19 Prozent der Erststimmen. Die Wahlbeteiligung in Schweinfurt lag in diesem Jahr bei 71,2 Prozent, also zwei Prozent höher als bei der Landtagswahl 2018.

Digitalministerin Gerlach holt wieder Direktmandat

Wenig überraschend war das Ergebnis im Stimmkreis Aschaffenburg-Ost. Hier hat die bisherige Digitalministerin Judith Gerlach erneut das Direktmandat für die CSU geholt. Sie bekam 46 Prozent der Erststimmen. Auf Platz 2 ist Klaus-Uwe Junker von der AfD gelandet – mit 15,3 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 75,8 Prozent, damit 2,8 Prozent höher als bei der vergangenen Wahl.

Gerlach hat im Vergleich zur Landtagswahl 2018 leicht zugelegt, da hatte sie 40,2 Prozent der Stimmen geholt. Die 37-Jährige ist seit 2018 Staatsministerin für Digitales. Im Alter von 27 war Gerlach als damals jüngste Parlamentarierin in den Bayerischen Landtag eingezogen.

Zu ihrem Stimmkreis Aschaffenburg-Ost zählen verschiedene Gemeinden des Landkreises Aschaffenburg und die Stadt Alzenau, aber nicht die Stadt Aschaffenburg.

Aschaffenburg-West: Bausback bleibt

Die Stadt Aschaffenburg zählt zum Stimmkreis Aschaffenburg-West. Auch hier gab es beim Direktmandat keine Überraschung: Winfried Bausback von der CSU behält sein Direktmandat, das er seit 2008 hat. Bei der jetzigen Landtagswahl bekam Bausback 38,6 Prozent der Erststimmen. Jörg Baumann (AfD) holte im Stimmkreis mit 16,5 Prozent das zweitbeste Ergebnis. Die Wahlbeteiligung war mit 69,6 Prozent höher als 2018.

CSU-Kandidat setzt sich auch in Miltenberg durch

In Miltenberg hat Martin Stock von der CSU das Rennen um das Direktmandat gemacht, mit 41,7 Prozent der Erststimmen. Stock ist aktuell Bürgermeister von Sulzbach am Main im Landkreis Miltenberg, er wechselt nun als Abgeordneter nach München. Die Wahlbeteiligung im Stimmkreis Miltenberg lag bei 72,8, im Jahr 2018 waren es noch 70,1 Prozent.

Die 65-jährige Ramona Storm von der AfD liegt mit 16,1 Stimmen auf Platz 2. Sie wohnt in Aschaffenburg und ist dort auch im Stadtrat. Vertreter von anderen Parteien zeigten sich deprimiert vom Ergebnis der AfD-Kandidatin. Die Rede war von einer "Protest-Wahl" im Raum Miltenberg. Storm habe eigentlich gar keinen Wahlkampf gemacht, so die Kritik. Storm selbst war für BR24 lediglich am Telefon zu erreichen. Auch am Wahlabend sei sie nicht in ihrem Stimmkreis gewesen, sondern im benachbarten Stimmkreis Main-Spessart, so Storm.

Martin Stock von der CSU (li.) mit Blumenstrauß in der Hand.
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In Miltenberg hat Martin Stock von der CSU das Rennen um das Direktmandat gemacht.

Sandro Kirchner: Über 50 Prozent der Stimmen

Im Stimmkreis Bad Kissingen konnte Sandro Kirchner (CSU) sein Ergebnis von der vorherigen Wahl noch einmal überbieten: Er holte nun über die Hälfte aller Erststimmen, nämlich 51,1 Prozent. Vor fünf Jahren lag Kirchner, bisher Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium, bei 49,5 Prozent. Das zweitbeste Ergebnis im Stimmkreis Bad Kissingen ging an die AfD: Holger Engel holte 17,2 Prozent der Erststimmen. Die Wahlbeteiligung war auch im Stimmkreis Bad Kissingen diesmal höher als bei der vorherigen Wahl und lag bei 75,2 Prozent.

Barbara Becker behält Mandat in Kitzingen

Auch der Stimmkreis Kitzingen bleibt in "schwarzer Hand": Bei einer Wahlbeteiligung von 75,8 Prozent hat sich die Landtagsabgeordnete Barbara Becker erneut durchgesetzt. Die 54-Jährige aus Wiesenbronn hat bei den Erststimmen 43,2 Prozent geholt. Den zweiten Platz unter den Kitzinger Direktkandidaten hat Felix Wallström von den Freien Wählern geholt. 16,5 Prozent der Stimmen gingen an den 28-jährigen Notfall-Sanitäter und BRK-Kreisgeschäftsführer.

Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld: CSU behält Mandat

Klarer Sieg auch für die CSU im Stimmkreis 604, der die Landkreise Haßberge und Rhön-Grabfeld umfasst: Mit 46,5 Prozent gewinnt Steffen Vogel erneut das Direktmandat für die Union. Der 49-jährige Rechtsanwalt ist seit 2013 Mitglied des Bayerischen Landtags. Die Wahlbeteiligung im Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld liegt bei 75,8 Prozent.

Wie in einigen anderen Stimmkreisen liegt auch hier der AfD-Kandidat auf Platz 2: nämlich Daniel Halemba mit 17,1 Prozent der Erststimmen. Der 22-Jährige studiert in Würzburg und ist Mitglied in der umstrittenen Burschenschaft Teutonia Prag in Würzburg. Dort gab es kürzlich eine Razzia.

Main-Spessart geht wieder an Thorsten Schwab

Thorsten Schwab (CSU) konnte sein Ergebnis von 2018 deutlich verbessern. Er holte im Stimmkreis Main-Spessart 42,3 Prozent der Erststimmen. Wie bereits 2018 setzte sich der 47-jährige Bürgermeister von Hafenlohr gegen Anna Stolz von den Freien Wählern durch.

Stolz ist aktuell Staatssekretärin im Bildungsministerium. Sie erhielt 16,9 Prozent – vier Prozent mehr als vor fünf Jahren – und wird wohl über die Landesliste der Freien Wähler erneut in den Bayerischen Landtag einziehen. Auch sie war Bürgermeisterin (in Arnstein), bevor sie 2018 MdL wurde. Die Wahlbeteiligung lag in Main-Spessart mit 76,5 Prozent um etwa zwei Prozent höher als bei der Wahl vor fünf Jahren.

Kritik an Bundespolitik zentrales Thema

Wo sich viele Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlichen Parteien in Unterfranken einig sind: Die diesjährige Landtagswahl war keine typische Landtagswahl. Sie war vielmehr von Kritik an der Bundespolitik und deren Themen geprägt. "Es war dieses Mal sehr schwierig im Landeswahlkampf. Bundesthemen haben häufig eine Rolle gespielt, häufig auch die Frustration der Ampel gegenüber", sagte Judith Gerlach von der CSU, aktuell Staatsministerin für Digitales und Abgeordnete im Stimmkreis Aschaffenburg-Ost. Das spiegle sich auch im AfD-Ergebnis wider.

Auch für Volkmar Halbleib, der für die SPD im Stimmkreis Würzburg-Land angetreten ist, war es ein schwieriger Wahlkampf. "Die landespolitischen Themen waren eigentlich völlig weg. Das macht es schwierig für jemanden, der in Berlin regiert und in Bayern in der Opposition ist, seine Punkte zu setzen – sodass sie von der Bevölkerung wahrgenommen werden", so Halbleib im BR24-Interview.

Für die AfD in Unterfranken sei das Wahlergebnis in Bayern eine Kritik an der Politik in Berlin und ein Abstrafen der Ampel-Regierung. "Die Migrationspolitik ist das, was den Menschen auf den Nägeln brennt", sagte Richard Graupner von der AfD in Schweinfurt zu BR24. Der unterfränkische AfD-Vorsitzende und aktuell Landtagsabgeordnete wünscht sich eine Wende in der Migrations-Thematik.

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