"Politisch kann man von einem Erfolg sprechen, denn es ist sehr schwer, fast 200 Nationen zu einer gemeinsamen Erklärung zu bewegen." So lautet das etwas ernüchterte Fazit des Augsburger Meteorologen Harald Kunstmann nach der Klimakonferenz in Dubai. Die tatsächlichen Beschlüsse, die nun in der Abschlusserklärung der Konferenz stehen, reichen seiner Meinung nach aber nicht aus. Als Wissenschaftler sei er deshalb enttäuscht.
Erste Abschlusserklärung ein Schock für Klimaschützer
Am Dienstagabend, als der erste Entwurf für eine Abschlusserklärung vorgestellt wurde, seien die Klimaschützer "sehr erschrocken gewesen". "Es war wirklich eine sehr große Enttäuschung, weil eigentlich von einem Ausstieg oder auch einer Abkehr von den fossilen Energien fast nichts mehr in dem Text stand", so Kunstmann im BR. Seiner Meinung nach habe dieser erste Entwurf aber auch rote Linien aufgezeigt, zum Beispiel für Europa. "Europa hat gesagt Nein, so ein maues Papier können wir als Europäer wirklich nicht unterschreiben."
Kunstmann: "Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels in weiter Ferne"
So habe man dann einen Kompromiss gefunden, in dem nun von einer Abkehr von fossilen Energieträgern gesprochen wird. "Ich denke, das muss man sich auch sehr diplomatisch vorstellen. Ein Ausstieg ist klarer definiert. Eine Abkehr ist weicher. Wir Klimaschützer sind wieder etwas erleichtert, dass so eine Begrifflichkeit aufgegriffen worden ist." Den politischen Erfolg erkennt Kunstmann an. Als Klimaforscher sagt er aber auch: "Was im Moment beschlossen wird, das reicht bei Weitem nicht, um die 1,5 Grad Temperaturerhöhung maximal gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu erreichen. Das steht auch weiterhin in weiter Ferne."
Abkehr von fossilen Energieträgern nun festgeschrieben
Hoffnung hat der Augsburger Experte für Regionalklima und Hydrologie trotzdem: "Das Signal dieser Konferenz ist, dass die Erdöl-fördernden Länder mittlerweile darin übereinstimmen und sich bewusst sind: Es wird ein Auslaufen der fossilen Energieträger geben. Das mag trivial klingen, aber für die Weltgemeinschaft war das lange nicht so klar." Dass dies nun in der Abschlusserklärung festgeschrieben sei, sei ein Erfolg, vor allem mit Blick auf zukünftige Investitionen, meint Kunstmann.
Klimaforscher hofft nun auf Investitionen in Erneuerbare
Es zeigt nach Kunstmanns Meinung, dass künftige Investitionen in fossile Energieträger nur noch sehr limitiert und nicht mehr allzu lange erfolgreich sein werden. "Die Hoffnung ist, dass die Großinvestoren - und dazu gehören auch die Erdöl-fördernden Nationen - jetzt weit, weit mehr in die Erneuerbaren investieren." Insgesamt sieht Kunstmann einen Fortschritt auch bei der diesjährigen Klimakonferenz. "Es entwickelt sich etwas weiter. Das ist weit nicht so schnell, wie wir es eigentlich bräuchten. Es ist weit nicht so ambitioniert. Aber es passiert was!"
Der Augsburger Meteorologe war beim Klimagipfel in Dubai selbst vor Ort, auch um sein eigenes Projekt vorzustellen. Der Experte für Regionalklima und Hydrologie forscht zur besseren Vorhersage von Dürren und Hitzewellen auf dem afrikanischen Kontinent. Das Projekt konnte Kunstmann auf der Klimakonferenz einem internationalen Publikum präsentieren.
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