Die Weltklimakonferenz in Dubai hat einen Übergang weg von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas festgeschrieben.
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Die Weltklimakonferenz in Dubai hat einen Übergang weg von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas festgeschrieben.

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UN-Klimakonferenz ruft zur Abkehr von fossilen Energien auf

Erstmals ruft die Weltgemeinschaft bei einer UN-Klimakonferenz zur Abkehr von fossilen Brennstoffen auf. Aber: Der zuvor von mehr als 100 Staaten geforderte klare Ausstieg kommt in dem in Dubai verabschiedeten Abschlusstext nicht vor.

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Nach jahrzehntelanger Diskussion hat sich die Weltgemeinschaft auf der UN-Klimakonferenz in Dubai erstmals auf die Abkehr von Kohle, Öl und Gas geeinigt. Der zuvor von mehr als 100 Staaten - darunter auch Deutschland - geforderte klare Ausstieg kommt in dem in Dubai verabschiedeten Abschlusstext nicht vor. Schon zuvor hatten dies mehrere Staaten sowie Umweltschutzorganisationen scharf kritisiert und von Schlupflöchern gesprochen.

Der Präsident der COP28, Sultan al-Dschaber von den Vereinigten Arabischen Emiraten, nannte die Einigung am Mittwoch "historisch". Die COP28 habe die Welt in die richtige Richtung gebracht. Das Pariser Klimaziel, die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad zu begrenzen, sei damit weiterhin in Reichweite. Jetzt komme es darauf an, die Vereinbarungen auch umzusetzen.

Erneuerbare Energien sollen bis 2030 verdreifacht werden

In dem 21-Seiten-Papier werden die Staaten aufgefordert, sich von fossilen Brennstoffen in ihren Energiesystemen abzuwenden. Mehr als hundert Staaten hatten zuvor eine weitergehende Formulierung gefordert, nämlich einen Ausstieg ("Phase out"). Allerdings ließ der Text auch Hintertüren offen - wie die weitere Nutzung von Gas sowie den Einsatz umstrittener Technologien zur Speicherung und Abscheidung von CO2.

Enthalten ist zudem das Ziel, die Kapazität der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen und das Tempo bei der Energieeffizienz in diesem Zeitraum zu verdoppeln. Die G20-Staaten hatten sich dies bereits vorgenommen.

Widerstand von Ölstaaten wie Saudi-Arabien

Das Plenum fand mit eintägiger Verspätung statt. Nach einer zweiten Verhandlungsnacht hatte der COP-Präsident am Mittwochmorgen den überarbeiteten zentralen Beschlusstext vorgelegt und die Abschlusssitzung einberufen.

Der nun abgesegnete Text ruft zu einem "Übergang weg von fossilen Energieträgern in den Energiesystemen" auf und ist damit der erste Beschluss einer UN-Klimakonferenz, der die Zukunft aller fossilen Energien betrifft - neben Kohle also auch Erdöl und Erdgas. Staaten wie die der EU konnten damit ihre Forderung, eine weltweite Abkehr von allen fossilen Energien zu vereinbaren, nicht gegen den erbitterten Widerstand von Ölstaaten wie Saudi-Arabien durchsetzen.

EU zufrieden mit Beschluss

Die EU äußerte sich aber dennoch zufrieden. "Zum ersten Mal nach 30 Jahren könnten wir jetzt den Anfang vom Ende der fossilen Energieträger erreichen", sagte EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra auf dem Weg zu der Abstimmung. Die französische Energiewende-Ministerin Agnès Pannier-Runacher sprach nach dem Beschluss in einer Erklärung von einem "Sieg des Multilateralismus und der Klimadiplomatie".

Bundesaußenministerin Baerbock "fällt ein riesen Stein vom Herzen"

Bundesaußenministern Annalena Baerbock reagierte erleichtert auf die Einigung. Der Ministerin falle "ein riesen Stein vom Herzen", hieß es aus Delegationskreisen. In der deutschen Delegation herrsche "große Freude", dass die Welt das Ende des fossilen Zeitalters beschlossen habe, hieß es weiter.

UN-Klimachef: Treffen in Dubai hätte Schritt weiter gehen müssen

UN-Klimasekretär Simon Stiell würdigte den Beschluss der Weltklimakonferenz als "Schritt in die richtige Richtung" - dennoch reiche er nicht ganz aus. Stiell verwies nach den hitzigen Debatten der vergangenen zwei Wochen auf die Schwierigkeit, unter allen Regierungen Konsens herzustellen. Alle Parteien müssten sich über jedes Wort, jedes Komma, jeden Punkt einigen. "Das ist nicht einfach, überhaupt nicht einfach."

Tatsächlich unterstreicht dies, wie viel diese UN-Konferenzen in den letzten Jahrzehnten erreicht haben. "Ohne sie stünden uns eine Erderwärmung um fast fünf Grad bevor, ein klares Todesurteil für unsere Spezies." Derzeit steuere der Planet auf eine Erhitzung auf knapp drei Grad zu im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. "Dies bedeutet immer noch großes menschliches Leid, weshalb die COP28 noch einen Schritt hätte weiter gehen müssen."

Der UN-Klimasekretär Stiell rief die Weltgemeinschaft auf, den Dubaier Beschluss nun mit Leben zu erfüllen. "Jetzt müssen alle Regierungen und Unternehmen diese Zusagen ohne Aufschub in echte wirtschaftliche Praxis umsetzen", sagte er vor dem Plenum.

Umwelt- und Entwicklungsorganisationen stufen die neue Beschlussvorlage als deutliche Verbesserung im Vergleich zu dem vorherigen vagen Entwurf und als "wichtiges Signal" ein, kritisierten sie aber als nicht ausreichend.

Mit Informationen von dpa, epd

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