Brennholzlager
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Holz als Energiequelle ist vor allem am Land weit verbreitet

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Grüner Streit um Habecks Holzheizungspläne

Holzheizungen in neuen Häusern? Der Grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck will dafür hohe Hürden schaffen. Holz sieht er in Zukunft nicht mehr als erneuerbare Energiequelle. Widerstand dagegen bekommt er jetzt aus der eigenen Partei.

Über dieses Thema berichtet: BR-Heimatspiegel am .

Die parteiinterne Bundesarbeitsgruppe Wald der Grünen ist bisher in der Öffentlichkeit nicht besonders auffällig geworden. Dass sie sich am vergangenen Wochenende im oberbayerischen Holzkirchen getroffen hat, hat kein Aufsehen erregt. Das könnte sich aber noch ändern. Denn eines der Themen des Treffens war die geplante Novelle des Gebäudeenergiegesetzes. Die hat das Bundeskabinett vergangene Woche verabschiedet. Ein Absatz daraus aber sorgt für Ärger. Und das eben nicht nur bei Waldbesitzern und beim Bauernverband, sondern auch bei der grünen Bundesarbeitsgruppe Wald.

Holz mal erneuerbar, mal nicht

Ihr Grüner Parteifreund Robert Habeck, dessen Wirtschaftsministerium die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes verfasst hat, erklärt Holz darin quasi zu einem fossilen Energieträger. Zumindest was Neubauten angeht. Denn ab dem 1. Januar 2024 müssen alle neu errichteten Heizungen ihre Energie zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Quellen beziehen. Wird eine Heizung in einem Altbau ausgetauscht, dann darf dazu auch nach dem 1. Januar 2024 eine Holzheizung verwendet werden. Denn hier gilt Holz auch weiterhin als erneuerbare Energiequelle. Ganz anders in Neubauten.

In Neubauten gelten eigene Gesetze

Holzheizungen sind dort zwar nicht verboten. Aber sie gelten hier nicht als erneuerbar. Heißt: Wer will, kann eine Holzheizung einbauen, muss aber zusätzlich in eine weitere, als erneuerbar geltende Heizung investieren. Die muss mindestens 65 Prozent der benötigten Heiz-Energie liefern. Kleines Beispiel: Wer will, kann etwa eine Pellets-Heizung einbauen. Er oder sie muss dann aber zusätzlich eine Wärmepumpe installieren. Die Kosten dürften solche Kombinationen in der Wirklichkeit ausschließen. Sprich: Holzheizungen bleiben auf der Strecke.

Ohne Holz keine Wärmewende

Hans Urban ist der forstpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag. Er war beim Treffen der Bundesarbeitsgruppe Wald dabei und hat das Positionspapier im Wesentlichen formuliert. Seine zentrale Forderung: "Biomasse, also Holz, muss auch bei Neubauten weiter als erneuerbar gelten." Ohne Holz sei die dringend notwendige Wärmewende nicht möglich. "17 Prozent unseres Wärmebedarfs kommt aus erneuerbaren Energien, davon sind 75 Prozent derzeit schon Biomasse. Also faktisch ohne Biomasse werden wir derzeit keine Wärmewende erledigen."

Abkehr vom Holz kommt zu früh

Hubert Röder ist Professor an der Fakultät für Forst- und Waldwirtschaft an der TU Weihenstephan. Vom Vorgehen des Bundeswirtschaftsministeriums beim Thema Holz ist er überrascht. "Holz ist nun mal ein erneuerbarer Energieträger und auch klimapositiv. Ich sehe keine Begründung dafür, Holz jetzt auszuschließen aus dem Portfolio der erneuerbaren Energien." Vor allem aktuell. Denn der Strom für die vom Ministerium bevorzugten Wärmepumpen wird momentan mit einem sehr hohen Anteil fossiler Energien erzeugt. Erst wenn Strom aus regernativen Quellen stamme, müsse das Holz als Energieträger in seiner jetzigen Form hinterfragt werden.

Gesetz gefährdet den Wald

Außerdem falle das Brennholz bei der Waldbewirtschaftung quasi als Nebenprodukt an. Was nicht für Balken und Bretter geeignet ist, kann bisher thermisch verwertet werden und bringt den Waldbauern zusätzliche Einkünfte. "Eigentlich eine Win-Win-Situation. Wir müssen dringend den Wald umbauen, um klimafitte Wälder zu haben, die einen hohen Zuwachs leisten und damit wieder CO2 binden, und das können wir sehr gut unterstützen, indem wir die Holzreste thermisch nutzen."

Angst vor zu viel Nutzung

Im Bundeswirtschaftsministerium sieht man das anders. Auf Anfrage von BR24 begründet das Ministerium seine Abkehr vom Holz bei Neubauten so: "Da nachhaltig erzeugte Biomasse nur begrenzt verfügbar ist und durch Nachfrage in verschiedenen Sektoren voraussichtlich teurer wird, sollte diese Option nur in Bestandsgebäuden genutzt werden, wo andere Lösungen nicht sinnvoll oder machbar sind, z.B. in Gebäuden, die schwer zu sanieren oder denkmalgeschützt sind." Das Ministerium hat also Bedenken, dass zu viel Holz genutzt wird.

Holzheizungen werden trotzdem gefördert

Trotzdem sieht das Gesetz vor, dass Holzheizungen auch in Zukunft staatlich gefördert werden sollen. Was schon feststeht, dass es für Kaminöfen keine öffentlichen Gelder geben wird: "Weitere Details der Förderung werden noch ausgearbeitet", heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium.

„Dieser Artikel ist erstmals am 26. April 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.“

Blick auf Hochspannungsmasten.
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Unternehmen, die viel Energie verbrauchen, sollen nicht mehr so viel für Strom bezahlen müssen.

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