Eine Gams. Starke Beine, dickes Fell und ein großes Herz: Die Gams ist für ihren Lebensraum in den bayerischen Alpen naturgemäß gut gerüstet. Wenn nicht gerade Hunde oder Wölfe hinter ihr her sind.
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Symbolbild: Eine Gams haben freilaufende Hunde am Heuberg bei Nußdorf im Landkreis Rosenheim gerissen.

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Freilaufende Hunde reißen Gämse am Heuberg

Am Heuberg im Inntal haben zwei Hunde eine junge Gams gerissen. Augenzeugen beobachteten den Vorgang von einer nahen Almhütte aus. Auf den Hundehalter, der seine Tiere nicht angeleint hatte, könnte nun ein vierstelliges Bußgeld zukommen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Schon wieder wurde ein Tier im Landkreis Rosenheim gerissen - diesmal war es eine junge Gams, und nicht ein Wolf war der Übeltäter, sondern zwei freilaufende Hunde. Wie die Polizeiinspektion Brannenburg mitteilte, war der Hundehalter, ein 62-jähriger Münchner, am 6. Mai im Gipfelbereich des Heubergs unterwegs, als seine beiden etwa kniehohen Hunde das Tier aufspürten. Sie trieben es aus den höheren Lagen auf die Almwiesen weiter unten, bekamen die Gams dort zu fassen und töteten sie.

Augenzeugen beobachten Riss

Das Jagen und Töten der Gams durch die beiden Hunde zog sich über eine ganze Weile hin und wurde von Wanderern, die auf der Lagleralm eingekehrt waren, beobachtet. Der Riss geschah auf der freien Fläche etwa 150 Meter von der Terrasse der Alm entfernt. Die Augenzeugen alarmierten den Wirt der Lagleralm, der wiederum den Bewohner einer nahen Hütte um Hilfe rief, einen Verwandten des Jagdpächters. Der junge Mann, Florian G., stieg sofort zum Tatort auf und sprach den Hundehalter an, der vergeblich versuchte, seine beiden Tiere von der getöteten Gams wegzuziehen.

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Hier etwa fand der Riss statt - auf den Wiesen unterhalb des Heuberg-Gipfels.

Hunde kaum zu bändigen

Wie der Zeuge dem BR-Studio Rosenheim mitteilte, behauptete der Münchner zunächst, die Gams sei bereits tot gewesen. Dies schien aber unglaubwürdig, da das Tier noch warm war und geblutet hatte. Außerdem hatten ja Augenzeugen den Riss beobachtet und gesehen, wie die Hunde das Bergwild den Hang hinuntergezerrt hatten. Florian G. schilderte die Lage als sehr angespannt und emotional, da die beiden etwa 40 Zentimeter hohen, gescheckten Hunde nicht zu bändigen gewesen seien.

Die Frau des Münchners habe etwas entfernt mit den Leinen in der Hand dagestanden und von dort aus vergeblich versucht, ihre Hunde zu beruhigen. Auf das beharrliche Nachfragen von Florian G. hin gab der Münchner schließlich seinen Namen an. G. sicherte auch die Kontaktdaten der Augenzeugen, die auf der Terrasse gesessen hatten. Er übergab alle Informationen an den Jagdpächter Georg Höhensteiger, der das getötete Tier vom Berg holte und schließlich die Polizei in Kenntnis setzte.

Eine von 50 Gämsen am Heuberg

Höhensteiger ist seit 40 Jahren Jäger in dem Gebiet. Er meint, dass am Heuberg an die 50 Gämsen leben. Das getötete Tier sei ein "Jährling" gewesen, ein Kitz vom letzten Jahr, das mit drei oder vier anderen Gämsen unterwegs gewesen sei. An der Stelle, wo es von den Hunden gejagt wurde, stehe oft Gamswild, weil dort keine Wege verlaufen und es normalerweise nicht gestört werde.

Appell der Polizei: Hunde sind anzuleinen!

Der Jäger und die Hüttenbewohner am Heuberg äußerten ihr Unverständnis, dass das Ehepaar überhaupt in diesem unwegsamen Gelände abseits der Wanderwege umhergestiegen sei. Ebenso schlimm sei, dass sie ihre Hunde nicht angeleint hatten. "Jeder weiß doch, dass da Wild steht, das ist der Lebensraum der Gämsen und anderer Tiere, das sollte respektiert werden von den Wanderern", so Florian G.. Gegen den Hundehalter wurde laut Polizei Anzeige wegen eines Verstoßes nach dem Bayrischen Jagdgesetz erstattet. Er müsse mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro rechnen. Die Beamten appellieren eindringlich an alle Hundebesitzer, ihre Hunde in Jagdrevieren an die Leine zu nehmen, um Wildtiere zu schützen.

Berühmt für die prächtige Krokusblüte

Der Heuberg ist 1.338 Meter hoch und der erste Gipfel auf der östlichen Seite, wenn man von Norden her ins Inntal hineinfährt. Er hat mehrere Gipfel, der markanteste ist die Wasserwand, ein steiler Felsrücken, auf den ein Klettersteig führt. Nach Südosten unter den Gipfeln ziehen sich Almwiesen, die für ihre prächtige Krokusblüte berühmt sind. Hier liegen mehrere Almen, beliebte Ausflugsziele, zu denen an sonnigen Tagen viele hundert Wanderer strömen.

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