340 Gramm Lebenswille – Extremfrühchen Ayaan
Bildrechte: Maryaan und Asim, Ayaans Eltern

340 Gramm Lebenswille – Extremfrühchen Ayaan

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340 Gramm Lebenswille – Extremfrühchen Ayaan

Im Deggendorfer Klinikum ist am 30. Dezember Ayaan auf die Welt gekommen. Ein Extrem-Frühchen, nur 340 Gramm schwer. Ab diesem Zeitpunkt beginnt für den Buben zusammen mit seinen Eltern, der Ärzteschaft und dem Pflegepersonal sein Kampf ins Leben.

"Ayaan ist ein Kämpfer! Er wollte leben", sagt seine Mama Maryaan und streichelt ihrem Baby dabei sanft über die kleine Hand. Ihr gegenüber steht Dr. Christian Batzlsberger und nickt: "Er hat uns immer seinen Lebenswillen gezeigt. Das war von Anfang an ein gutes Zeichen". Batzlsberger ist Oberarzt auf der Frühchen-Intensivstation am Klinikum Deggendorf. Er hat Ayaans schwierigen Start ins Leben von Beginn an begleitet. Nun kann der Bub mit fast 3.000 Gramm Gewicht zumindest aus der Intensivstation entlassen werden. Längst sind nicht alle Hürden überwunden, die Ärzte aber sind optimistisch.

Kraftakt für Eltern und Klinikpersonal

Die Eltern des kleinen Ayaan, Maryaan und Asim, sind in Pakistan geboren. Seit gut sieben Jahren lebt und arbeitet Asim im Raum Ingolstadt. Vor gut einem Jahr ist seine Frau zu ihm gezogen. Als Maryaan schwanger wird, freuen sie sich auf ihr erstes Kind. Die Schwangerschaft aber wird überschattet von Schwierigkeiten. Das Kind im Mutterleib entwickelt sich nicht wie gewünscht. Schließlich kommt Maryaan ins Klinikum Deggendorf. Dort ist auf der Frühchen-Intensiv Platz für sie und ihr Kind. Anderswo in Bayern stehen zu diesem Zeitpunkt keine entsprechenden Betten zur Verfügung. In vielen Kliniken fehlt Pflegepersonal.

Auch in Deggendorf ist die Betreuung des kleinen Ayaan ein Kraftakt. Er kommt am 30. Dezember 2022 zur Welt. Viel zu früh, nach nicht einmal sieben Monaten im Mutterleib. Und viel zu leicht. Ayaan wiegt nur 340 Gramm – so viel wie dreieinhalb Tafeln Schokolade.

Dank "Sternstunden": Mutter kann immer bei ihrem Baby bleiben

Vor zwei Jahren ist am Deggendorfer Klinikum eine der modernsten Kinderintensivstationen in ganz Bayern eröffnet worden. Dort stehen 16 Betten für Neugeborene zur Verfügung. In den Zimmern kann ein Elternteil rund um die Uhr beim Kind bleiben. Außerdem können sich die Eltern bei Bedarf in eine Wohnung zurückziehen, um Kraft zu tanken. Deren Bau hat die Aktion "Sternstunden" mit dem Bayerischen Rundfunk mit rund 600.000 Euro unterstützt. "Wir sind sehr glücklich. Seit wir hierhergekommen sind, kümmern sich alle toll um Ayaan und uns. Alle sind so nett," zeigt sich Maryaan dankbar. In Pakistan, weiß sie, hätte ihr Baby keine Chance gehabt zu überleben.

Zwischen Hoffen und Bangen

Als Ayaan zur Welt kommt, wissen alle: Sein Leben hängt an einem seidenen Faden. Die Organe sind einfach nicht weit genug entwickelt. Vor allem die Lunge. Deswegen bekommt Ayaan weiter zusätzlichen Sauerstoff über einen Schlauch unter seiner Nase. Und behält vorerst eine Magensonde: "Trinken strengt ein Baby natürlich an. Deswegen wollen wir ihn auch bei der Nahrungsaufnahme unterstützen und ihm nicht zu viel zumuten", erklärt Oberarzt Christian Batzlsberger. Ayaan habe aber gute Chancen, dass sich seine Lunge im Lauf der Zeit so entwickelt, dass ihre Funktion für ein normales Leben ausreicht. Für die Eltern waren die vergangenen Monate immer geprägt von Hoffen und Bangen. "Ich habe eine Stunde geweint, als ich ihn gesehen habe", erinnert sich sein Papa Asim bewegt: "Ich hatte so sehr Angst um ihn!" Jede freie Minute verbringt er an der Seite seines Sohnes, pendelt zwischen Ingolstadt und Deggendorf hin und her. "Das war sehr anstrengend, nach einem Arbeitstag noch mal zwei Stunden hin und zwei Stunden zurückzufahren. Aber jetzt ist das erst mal geschafft", atmet Asim auf. Rund 20.000 Kilometer fährt er in dieser Zeit.

Ayaan wird rund um die Uhr betreut

Der Tag, an dem Ayaan aus dem Deggendorfer Klinikum entlassen wird, ist auch für die Pflegerinnen besonders. Gerührt schauen sie die Fotocollage an, die ihnen die Eltern schenken. Auch für die Kinderkrankenschwestern war es eine lange Reise. Für Extrem-Frühchen ist eine Eins-zu-Eins-Betreuung vorgeschrieben. Rund um die Uhr. "Jetzt zu sehen, wie groß er ist, wie er selbstständig trinkt, ist toll. Und dass er sogar schon mit uns ein bisschen interagiert, das ist so schön zu sehen. Das bestärkt mich auch in meiner Arbeit", freut sich Kinderkrankenschwester Jasmin Gasteiger mit den Eltern von Ayaan.

Ayaan – Ein Geschenk Gottes

Rund fünf Monate hat Mama Maryaam zusammen mit Ayaan auf der Frühchen-Intensivstation in Deggendorf gelebt. Papa Asim ist in jeder freien Minute aus Ingolstadt hergekommen. Kaum eine Sekunde können die Eltern ihren Blick von ihrem Baby lösen. Seinen Namen haben sie sehr bewusst gewählt. "Ayaan bedeutet Geschenk von Gott", erklärt Papa Asim. Und Mama Maryaan ergänzt: "Ja, er ist wirklich ein Gottesgeschenk!" Zusammen mit seinen Eltern, der Ärzteschaft und dem Pflegepersonal im Deggendorfer Klinikum hat Ayaan eine erste, ganz hohe Hürde in seinem Leben geschafft. Welche noch kommen, weiß niemand.

Im Audio: 340 Gramm Lebenswille – Extremfrühchen Ayaan

Extrem-Frühchen Ayaan
Bildrechte: BR/Christian Riedl
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Extrem-Frühchen Ayaan

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