Kuschlig eingerichtet hat es sich die Storchenfamilie auf dem Bahnmast.
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Kuschlig eingerichtet hat es sich die Storchenfamilie auf dem Bahnmast.

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Horste auf Oberleitungsmasten: Störche dürfen in Bichl bleiben

Die Deutsche Bahn erneuert die Oberleitungen zwischen Tutzing und Kochel. Doch auf zwei Masten im Bahnhof Bichl thronen Horste. Mehrere Weißstörche sind hier heimisch geworden. Für die streng geschützten Vögel verändert die Bahn eigens die Trasse.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Immer wieder rattert ein Zug der Kochelseebahn vorbei, Bremsen quietschen, Menschen steigen aus. Die Weißstörche haben sich alles andere als ein ruhiges Plätzchen gesucht. Direkt beim Bahnhof Bichl (Kreis Bad Tölz- Wolfratshausen) thronen sie auf zwei Oberleitungsmasten über dem ganzen Trubel. Der eine Mast ist auch noch auf Höhe des Sportplatzes. Doch die Tiere fühlen sich wohl.

Gedränge im Horst

Das südliche Nest ist mit einem Storchenpaar, das nördliche Nest zeitweise sogar mit bis zu vier Störchen besetzt, berichtet Anwohner Marco Schmitter. Er hat von seiner Dachgaube aus einen direkten Blick auf das eine Nest. Seine Nachbarn hat er liebgewonnen, und er ist nicht der Einzige.

Immer wieder bleiben Passanten erstaunt stehen und wundern sich, wie die Störche sich hier wohlfühlen können. Der Weißstorch – umgangssprachlich Klapperstorch – gilt als Glücksbringer, Frühlingsbote und Babylieferant. Seit Beginn der Entwurfsplanung für die Baumaßnahmen der Deutschen Bahn werden die Horste vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz auch regelmäßig kontrolliert.

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Die Weißstörche fühlen sich wohl in ihrem Horst am Bahnhof in Bichl.

Schon insgesamt sechs Jungvögel

Die beiden Nester haben mittlerweile eine stattliche Größe erreicht und sind die Attraktion in Bichl. Besonders sehenswert ist der Nachwuchs. Bereits sechs Jungvögel sind hier seither aufgezogen worden. Von Anfang an war allen Beteiligten klar, die Störche müssen bleiben – trotz Bahnbaustelle.

Weißstörche sind Gewohnheitstiere: Sie fliegen jedes Jahr denselben Weg in den Süden und wieder zurück und beziehen im Frühling am liebsten das Nest vom Vorjahr. In Deutschland gehört der Weißstorch zu den gefährdeten Arten. Bei den Erneuerungsarbeiten entlang der Kochelseebahn nimmt die DB deshalb Rücksicht auf die beiden Storch-Brutstätten. Die bestehenden Masten mit den Nestern bleiben stehen, erklärt DB-Umweltingenieurin Eva Lutz. Ihr sei es selbst ein großes Anliegen, die Störche zu schützen.

Ausreichend Platz für Ausweichmasten

Auch Projektleiter Michael Kunze freut sich, dass es eine gute Lösung gibt. Auf dem Gelände sei genug Platz und so könnten in sicherem Abstand neue Masten aufgebaut werden, über die dann der Strom in Zukunft fließt. Zudem kommen bei dem Bau der neuen Oberleitung neue Standards zum Vogelschutz zur Anwendung. Unter anderem mit längeren Isolatoren an Auslegern oder Schaltern soll vermieden werden, dass Vögel durch einen elektrischen Schlag zu Schaden kommen, erklärt der Projektleiter.

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Der Bahnhof in Bichl im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist ein echtes Storch-Eldorado.

Erneuerung der Bahnstrecke Tutzing–Kochel dringend nötig

Auf der eingleisigen Bahnstrecke verkehren Regionalzüge im Stundentakt. Die Oberleitung stammt in Teilen ursprünglich aus den 1930er-Jahren und ist mit der Zeit störanfällig geworden. Um die Situation für Pendler und Ausflügler zu verbessern, erneuert die Bahn rund 600 Oberleitungsmasten entlang der 35 Kilometer langen Strecke. Die Bahn investiere mit Mitteln des Bundes 33 Millionen Euro in die Modernisierung, so DB-Sprecher Thomas Vetsch.

Die Arbeiten sollen im August beginnen. Dann ist die Brutzeit vorbei, und die jungen Störche sind flügge. Anwohner Marco Schmitter freut sich schon auf diese Zeit, dass sei besonders spannend. Er und sein Sohn würden diesem Moment schon entgegenfiebern. Der direkte Nachbar ist froh, das die Bahn alles tut, damit die Weißstörche weiter in Bichl bleiben.

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