Regisseur Volker Schlöndorff steht mit seinem Ehrenpreis auf der Bühne bei der Verleihung der Preise zum Deutschen Filmpreis 2023.
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Regisseur Volker Schlöndorff steht mit seinem Ehrenpreis auf der Bühne bei der Verleihung der Preise zum Deutschen Filmpreis 2023.

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Deutscher Filmpreis 2023: Das sind die Gewinner

Am Freitagabend wurde der Deutsche Filmpreis verliehen. Den Ehrenpreis 2023 bekam der Regisseur Volker Schlöndorff. Der Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" und der Film "Das Lehrerzimmer" heimsten viele Lolas ein. Die Gewinner im Überblick.

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Das Drama "Das Lehrerzimmer" von Ilker Çatak über einen Konflikt an einer Schule hat beim Deutschen Filmpreis die Goldene Lola erhalten.

Die Lola in Silber gewann der Antikriegsfilm "Im Westen nicht Neues".

Die Lola in Bronze ging an Ali Abbasis Spielfilm "Holy Spider" und die Produzenten Sol Bondy und Jacob Jarek - eine Coproduktion aus Dänemark, Deutschland, Schweden und Frankreich, die die Rolle der Frauen im Iran thematisiert.

Vielfach ausgezeichnet: "Im Westen nichts Neues"

Die erste Lola des Abends wurde für die beste männliche Nebenrolle verliehen - an Albrecht Schuch für seine Schauspielleistung in der Rolle des Stanislaus Katczinsky im Film "Im Westen nichts Neues". Der Film gewann mit neun Einzelauszeichnungen die meisten Preise. Das Drama von Regisseur Edward Berger über den Ersten Weltkrieg basiert auf einem Roman von Erich Maria Remarque.

Den Preis für die beste Tongestaltung erhielten Frank Kruse, Markus Stemler, Viktor Prášil, Lars Ginzel und Alexander Buck ebenfalls für ihre Leistung im Film "Im Westen nichts Neues".

Die Lola für das beste Maskenbild ging an Heike Merker - ebenfalls für den Antikriegsfilm. Sie wiederum dankte dem Team und insbesondere dem Hauptdarsteller Felix Kammerer.

Der hielt eine kurze Laudatio für die beste Kameraarbeit und Bildgestaltung. Er sprach vom Glück und der Gefahr, anderen seine Bilder zu schenken oder aufzudrücken. Kurze Ausschnitte zeigten die Vielfalt der Stile der Nominierten. Auch hier ging die Lola dann wieder an den Film "Im Westen nichts Neus" - und seinen Bildgestalter James Friend. Der widmete den Preis seiner Frau und sagte, dieser Film sei das wichtigste Projekt seines Lebens gewesen.

Felix Kammerer selbst wurde schließlich auch noch geehrt - als bester männlicher Hauptdarsteller. Er spielt die Hauptfigur Paul Bäumer in dem Antikriegsfilm, der schon vier Oscars erhalten hat.

Auch die Auszeichnung für die beste Filmmusik räumte der Film "Im Westen nichts Neues" ab. Komponist Volker Bertelmann erklärte in seiner Dankesrede, Menschlichkeit, Mitgefühl und Diversität, aber auch die Tatsache, problemlos in Europa über Grenzen ins Ausland reisen zu können, seien Grundlagen des friedlichen Zusammenlebens.

Auch die Lola für das beste Szenenbild ging an den Film "Im Westen nichts Neues". Christian M. Goldbeck erklärte, Film bleibe für ihn "ein Wunder": Denn 1 plus 1 ergebe beim Film plötzlich 5, denn die Möglichkeiten des Teams führten dazu, dass sich Leistung multipliziere. Ebenso erhielt der Film die Lola für die besten visuellen Effekte. Namentlich erhielten die Auszeichnung Frank Petzold, Viktor Müller und Markus Frank.

Beste Regie, bestes Drehbuch, bester Schnitt, beste weibliche Hauptrolle: "Das Lehrerzimmer"

Die Lola für die beste Regie erhielt Ilker Çatak für seinen Film "Das Lehrerzimmer". Den Preis für das beste Drehbuch erhielten die beiden Autoren Johannes Duncker und Ilker Çatak, die sich noch aus Schulzeiten kennen, ebenfalls für den Film "Das Lehrerzimmer". Autoren hätten das Privileg, Dinge über die Welt in Erfahrung zu bringen. Das Drehbuch erzähle von Menschen, die als gute Lehrer Identifikationspersonen waren und Haltung zeigten, bemerkte Johannes Duncker.

Auch die Lola für den besten Schnitt erhielt der Film "Das Lehrerzimmer". Editorin und Cutterin Gesa Jäger dankte für das Vertrauen, das ihr entgegengebracht wurde - im beruflichen und im privaten Umfeld. Sie widmete den Preis ihrem Vater, der drei Wochen vor Drehstart des Films gestorben sei, aber das Drehbuch noch gelesen und ihr Tipps aus seiner Erfahrung als Lehrer gegeben habe.

Den Preis für die beste weibliche Hauptrolle erhielt Leonie Benesch für die Darstellung der jungen Lehrerin Carla Nowak in dem Film "Das Lehrerzimmer".

Der Preis für die beste weibliche Nebenrolle geht an Jördis Triebel für ihre Darstellung der Brigadeleiterin Gisela in dem Film "In einem Land, das es nicht mehr gibt".

Bester Kinderfilm und bestes Kostümbild

Die Lola für den besten Kinderfilm überreichte Schauspielerin Heike Makatsch für den Film "Mission Ulja Funk" an Produzentin Roshanak Behesht Nedjad, die sich mit einem selbst verfassten Kindergedicht bedankte, sowie an Regisseurin und Drehbuchautorin Barbara Kronenberg.

Tanja Hausner nahm den Preis für das beste Kostümbild entgegen. Sie hatte die Kostüme für den Film "Sisi & Ich" so entworfen, dass nicht Kostümgeschichte nacherzählt, sondern die österreichische Kaisern Sisi als neue, selbstbewusste Frau neu erfunden werden sollte. Der Film, der im März seinen Kinostart hatte, erzählt die Liebesgeschichte von Hofdame Irma, die sich Hals über Kopf in die mitreißende, freiheitsliebende Kaiserin Sisi verliebt, die in Griechenland in einer Art adligen Kommune lebt, umgeben von Frauen und weit weg von Kaiser Franz Joseph. Gemeinsam reisen sie, wohin sie die Laune trägt. Der Spielfilm ist eine Koproduktion des BR.

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Szenenbild "Sisi & ich".

Bester Dokumentarfilm: "Elfriede Jelinek - Die Sprache von der Leine lassen"

Die Lola für den besten Dokumentarfilm holten sich die Produzentinnen Martina Haubrich und Claudia Wohlgenannt und die Regisseurin Claudia Müller für den Film "Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen" - eine BR-Koproduktion. Müller dankte der Literaturnobelpreisträgerin Jelinek: "Wir sind wirklich alle getragen worden durch diesen Film von dieser Sprache von Elfriede Jelinek, vor allen Dingen von ihrem Mut, von ihrem Engagement, von ihrem Feminismus, von ihrem Kampf gegen Rechtpopulismus und Machtmissbrauch. Das hat uns total gestärkt als Team."

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Elfriede Jelinek.

Ehrenpreis für Volker Schlöndorff

Der 84-Jährige Regisseur Volker Schlöndorff erhielt den diesjährigen Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den deutschen Film und stand damit als Gewinner vorab fest. Der US-amerikanische Star John Malkovich hielt die Laudation auf ihn in einer Videobotschaft und erinnerte an Schlöndorffs großes Wissen und Können: "Solche wie Volker gibt es heute einfach nicht mehr", erklärte Malkovich. Weggenossen Schlöndorffs hoben sein Können und seine Meisterschaft hervor, "das Innerste eines Buches im Film zum Leben zu erwecken", so formulierte es der Schriftsteller Daniel Kehlmann. Das Publikum im Saal dankte dem Preisträger minutenlang mit Standing Ovations.

Literarische Vorbilder

Schlöndorff merkte an, Filme sollten "haltbar" sein. Mit 15 Jahren habe er sich entschieden, einen Film zu machen. Er habe damals nicht gewusst, dass das eine Entscheidung für ein Lebenswerk sein werde. Damals habe es keine Videosysteme, kein Streaming und beim Fernsehen kein Interesse an Kinofilmen gegeben. Nach seinem ersten Film habe er "nächtelang ins Kopfkissen geheult" und sich gesagt, nie wieder mache er einen Film. Doch die Literatur habe ihn immer wieder gerettet, wenn es darum ging, sich nicht zu verlieren, sondern eine Geschichte zu schildern. Deshalb sei er all den Schriftstellern unendlich dankbar, die ihm erlaubt hätten, Eigenes anhand ihrer Bücher zu erzählen.

Berühmt wurde Schlöndorff durch seine Literaturverfilmungen wie etwa "Der junge Törless" (nach Robert Musil, 1966), "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", (nach Heinrich Böll, 1975), "Die Blechtrommel" (nach Günther Grass, 1979); "Tod eines Handlungsreisenden" (nach Arthur Miller, 1985) und "Homo Faber" (nach Max Frisch, 1991). Der Regisseur und Drehbuchautor wurde schon vielfach ausgezeichnet und sogar mit einem Oscar für den besten fremdsprachigen Film geehrt. Außerdem machte sich Schlöndorff Anfang der 90er Jahre sehr um die Wiederbelebung der deutschen Filmindustrie am Standort Potsdam Babelsberg verdient, wo er die alten UFA-/DEFA-Studios durch sein Engagement rettete.

Der Regisseur Volker Schlöndorff kommt zur Verleihung des Deutschen Filmpreises.
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Der Regisseur Volker Schlöndorff kommt zur Verleihung des Deutschen Filmpreises.

Besucherstärkster Film: "Die Schule der magischen Tiere 2"

Als weiterer Gewinner des Abends stand der Kinderfilm "Die Schule der magischen Tiere 2" vorab fest. Er bekommt den Preis für den besucherstärksten Film. Regisseur Sven Unterwaldt und die beiden Produzentinnen Alexandra und Meike Kordes nahmen diese aus den Händen von Nadja Uhl in Empfang. 2,8 Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen hatten den Film im Kino gesehen. Regisseur Unterwaldt lobte das Kino als unersetzliches Erlebnis: "Man guckt den Film ohne zu spulen, ohne umzuschalten, man redet danach darüber. Nirgends lebt ein Film mehr. Er ist gemacht fürs Kino, und darum: Erhaltet das Kino noch ein bisschen! Ich liebe das Kino und ich hoffe, es hat noch ein bisschen Bestand!"

Im vergangenen Jahr hatte "Lieber Thomas" über Schriftsteller Thomas Brasch die Goldene Lola gewonnen.

Die Nominierungen und Auszeichnungen waren dieses Jahr mit insgesamt rund drei Millionen Euro dotiert.

  • Zum Artikel: Deutscher Filmpreis 2023 - Das sind die Nominierten für die Lola

Moderatorin Shakeri: Kunst - frei und unzensiert

Jasmin Shakeri moderierte die Verleihung der Lolas in diesem Jahr. Die in Persien geborene Musikerin und Schauspielerin betonte den Wert der Kunstfreiheit: "Ich denke, dass sich inzwischen jeder bewusst sein muss, dass wir ein Privileg haben, Kunst frei und unzensiert leben zu können."

Kulturstaatsministerin Claudia Roth, aus deren Etat die Preisgelder stammen, lobte die Breite des deutschen Films: "Die große Vielfalt der Filme, die unsere Herzen bewegen, die uns zum Denken bringen, die mobilisieren und die auch die Vielfalt unserer Gesellschaft deutlich machen und zeigen, in welchem Land leben wir eigentlich, in welcher Gesellschaft leben wir eigentlich, in welcher Welt leben wir eigentlich, also die Augen einem öffnen, das ist unglaublich wichtig." Sie freue sich, dass besonders Kinder eine wichtige Rolle in vielen Filmen spielten.

Die Preisverleihung begann kurz nach 19 Uhr und wurde zeitversetzt ab 23.30 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

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