Fünf fränkische Traditionen wurden 2024 Immaterielles Kulturerbe Bayerns. Darunter das Goldschlägerhandwerk in Schwabach.
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Fünf mittel- und oberfränkische fränkische Traditionen wurden 2024 Immaterielles Kulturerbe Bayerns. Auch das Goldschlägerhandwerk in Schwabach.

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Fränkische Traditionen werden Immaterielles Kulturerbe

Die Liste des Immateriellen Kulturerbes zeigt die Vielfalt bayerischer Traditionen. Jetzt ist das Verzeichnis um einige fränkische Kulturformen reicher. Drei aus Mittelfranken und zwei aus Oberfranken.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

"Bayerns kulturelle Vielfalt ist einzigartig," betonte Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) anlässlich der Bekanntgabe der neuen bayerischen Traditionen im Kulturerbe-Verzeichnis. Insgesamt wurde die Liste um 13 neue Kulturformen in Bayern erweitert. Auch fünf mittel und oberfränkische Traditionen stehen ab sofort im Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe in Bayern.

Im Verzeichnis zu finden sind demnach jetzt der Windsbacher Knabenchor, das Laufer Kunigundenfest, die Schwabacher Goldschlägerkunst, die Kronacher Schwedenprozession sowie das Treideln auf dem Ludwig-Donau-Main-Kanal von Kelheim bis Bamberg.

Windsbacher Knabenchor

Der Windsbacher Knabenchor wurde als einer von vier bayerischen Knabenchören Bayerns ins Verzeichnis aufgenommen. Er wurde 1946, nach dem Zweiten Weltkrieg, gegründet. Seine Tradition beruhe auf einer besonderen Stimmlage, heißt es in der Begründung zur Aufnahme ins Verzeichnis. "Die (vier) Chöre bieten eine praktisch wie theoretisch fundierte musikpädagogische Ausbildung und sind für ihre international renommierten Konzerte bekannt. Das Repertoire umfasst Chorwerke von der Gregorianik über die moderne Oper bis hin zum Volkslied."

Kunigundenfest in Lauf an der Pegnitz

Auch das Kunigundenfest in Lauf an der Pegnitz steht nun im bayerischen Verzeichnis zum Immateriellen Kulturerbe. Es wird seit dem 17. Jahrhundert jährlich gefeiert. Anlass für dieses Schul- und Kinderfest ist die Weihe der Kunigundenkapelle auf dem nördlich der Stadt gelegenen Kunigundenberg. In einem Festzug, zu dem neben geschmückten Festwagen und Musikkapellen auch die von einer Schülerin dargestellte Kaiserin Kunigunde gehört, ziehen die Schulkinder der städtischen Schulen auf den Berg. Dort folgt ein Festprogramm mit Tanz-, Musik- und Theatereinlagen. Umrahmt wird das Geschehen von einem fünftägigen Kirchweihfestbetrieb.

Goldschlägerhandwerk in Schwabach

Das Goldschlägerhandwerk in Schwabach ist nun ebenfalls Immaterielles Kulturerbe. Denn in ganz Deutschland existiert das Goldschlägerhandwerk nur noch in der mittelfränkischen Stadt Schwabach, die seit dem 16. bzw. 17. Jahrhundert für ihre Goldschläger und Blattgoldarbeiten berühmt ist. Beim Goldschlagen werden kleine Metallplättchen durch unzählige Hammerschläge zu extrem dünnen Goldblättchen, dem Blattgold, verarbeitet. Blattgold aus Schwabach wird auch heute noch weltweit exportiert. Die Blättchen aus Gold und verschiedenen Legierungen werden vorwiegend beim Vergolden weiterverarbeitet, finden aber auch bei Lebensmitteln Verwendung.

Traditionen aus Franken sind "Immaterielles Kulturerbe"
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Traditionen aus Franken sind "Immaterielles Kulturerbe"

Kronacher Schwedenprozession

Die Schwedenprozession in Kronach geht auf eine Dankprozession für das glückliche Ende einer Belagerung durch schwedische Truppen im Dreißigjährigen Krieg zurück. Seit 1632 wird sie alljährlich begangen. Seit den 1970-er Jahren führt am Sonntag nach Fronleichnam eine ökumenische Prozession von der Stadtpfarrkirche zur Festung Rosenberg und wieder zurück. Nach der Prozession gibt es einen festlichen Ausklang. Früher beteiligten sich daran Zünfte und das Bürgermilitär, heute sind es Vereine, städtische Institutionen und historische Gruppen. Eine besondere Rolle bei der Dankesprozession kommt bis heute den Frauen zu, da die letzte Belagerung der Stadt nur durch ihre Hilfe abgewehrt werden konnte. Auch die Schwedenprozession in Kronach ist jetzt Immaterielles Kulturerbe in Bayern.

Treideln auf dem Ludwig-Donau-Main-Kanal

Genauso wie die Tradition des Treidelns auf dem Ludwig-Donau-Main-Kanal. Treideln, damit ist das Ziehen eines Schiffes durch ein am Ufer laufendes Pferd gemeint. Am Ludwig-Donau-Main-Kanal ist diese Tradition in den 1840-er Jahren entstanden. Nach Aufgabe des Kanals als offizielle Wasserstraße 1950 wurde auch das Treideln allmählich aufgegeben und 1996 zunächst im oberpfälzischen Landkreis Neumarkt und dann im mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land wiederbelebt. Heute wird die Tradition des Treidelns von Kelheim bis Bamberg auf dem Ludwig-Donau-Main-Kanal weiter gepflegt und ist "mittlerweile einmalig in Deutschland," heißt es in der Beschreibung zum Immateriellen Kulturerbe.

UNSECO-Kulturerbe mit lebendigen Traditionen

Die neuen Einträge in das Bayerische Landesverzeichnis zeigten, wie sich unzählige Menschen für ihre lebendige Tradition und ihre Heimat einsetzen, so Albert Füracker, Bayerns Finanz- und Heimatminister, anlässlich der Bekanntgabe der neuen bayerischen Traditionen im Kulturerbe-Verzeichnis. "Den Menschen gebührt höchster Respekt und außerordentlicher Dank für ihren Einsatz!“

Seit dem Jahr 2003 gibt es das UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes. Dabei soll das lebendige kulturelle Erbe sichtbar gemacht und weiterentwickelt werden. Bis heute sind 180 Staaten weltweit dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat. Neben dem bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes gibt es in Bayern ein eigenes Landesverzeichnis. 82 Traditionen und Kulturformen aus Bayern sind darin jetzt verzeichnet.

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