Goldschläger
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Schwabachs Goldschlägerei soll Weltkulturerbe werden

Das Goldschlägerhandwerk hat in der mittelfränkischen Stadt Schwabach eine sehr lange Tradition. Nun soll es in die Liste des Immateriellen Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen werden. Die Goldschlägerei ist für Schwabach auch ein Werbefaktor.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Werner Auer ist ein wahrer Meister seines Fachs. Mit präzisen Schlägen lässt der 54-Jährige aus Schwabach in der Werkstatt immer wieder seinen zwölf Kilogramm schweren Hammer auf ein quadratisches Paket niedersausen. Darin liegen zwischen Papierseiten eingelegt schmale Plättchen aus Gold. Durch das Schlagen mit dem Hammer werden die Plättchen dünner und dünner.

Auer nimmt die Goldplättchen heraus, vierteilt sie und platziert sie wieder zwischen dem Spezialpapier, bevor er das Päckchen erneut mit dem Hammer schlägt. Das passiert mehrere Male bis die Goldplättchen hauchfein sind und nur noch eine Dicke von einem zehntausendstel Millimeter haben.

Mehrere Arbeitsschritte vom Barren zum Blattgold

Es dauert bis zu fünf Stunden, bis Werner Auer aus einem handlichen 1,5 Kilogramm schweren Goldbarren dieses hauchdünne Blattgold geschlagen hat. Zuerst wird der Barren durch ein Walzwerk in die Länge gezogen bis er ungefähr die Stärke von Zeitungspapier hat. Anschließend wird dieses Goldband in kleine Stücke geschnitten und abwechselnd zwischen Spezialpapier eingeschichtet. Dann wird das kleine Goldstück mitsamt dem Papier mit dem Hammer geschlagen, sodass das Goldblatt größer und dünner wird. Das flachgeschlagene Gold wird immer wieder geteilt und weiter geschlagen, bis es die gewünschte Stärke hat.

Einer der letzten seines Fachs

Werner Auer hat vor 40 Jahren angefangen, den Beruf des Goldschlägers zu erlernen. Heute ist er, wie er selbst sagt, einer von neun noch lebenden Goldschlägermeistern, die die Kunst der Blattgoldherstellung beherrschen. Die meisten seiner Kollegen seien jedoch im hohen Rentenalter und würden schon lange nicht mehr arbeiten. Aktuell würde es in Schwabach nur noch einen aktiven Goldschlägermeister geben. Auch Auer selbst ist wegen einer Erkrankung mittlerweile verrentet und führt nur noch im Schwabacher Museum die Kunst des Blattgoldmachens vor.

Ein Schwabacher Handwerk mit langer Tradition

Überall in Schwabach findet man das Blattgold. Egal, ob an vergoldeten Schriftzügen an öffentlichen Gebäuden und an den Portalen von Kunstgalerien, in Form von Kunstwerken, die überall in der Innenstadt zu finden sind oder beim Blick auf das Dach des Rathauses, wo sofort zwei mit vergoldeten Ziegeln ausgestattete Türmchen dem Betrachter auffallen.

"Blattgold ist jahrzehntelang vom Glanz her haltbar. Es gibt bis heute noch keine Farbe im Außenbereich, die die Witterung länger als vier, fünf Jahre übersteht, ohne sich dann vom Glanz her zu verändern" Werner Auer, Goldschlägermeister
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Blattgold

Eine Stadt hofft auf den Kulturerbe-Status

Schwabach gilt als das Goldschlägerzentrum in Europa. Schon seit dem 16. Jahrhundert wird in der mittelfränkischen Stadt Blattgold hergestellt. Noch in den 1920er-Jahren gab es in Schwabach rund 130 Goldschlägerbetriebe. Heute sind davon noch zwei übrig. Seit sich 2005 die Goldschläger-Innung in Schwabach aufgelöst hat, gibt es in Deutschland keinen Nachwuchs mehr im Goldschlägerhandwerk. Eine Aufnahme in die Liste des Immateriellen Weltkulturerbes könnte helfen, das Überleben des seltenen Handwerks zu sichern. Die Aufnahme ins Immaterielle Kulturerbe würde Schwabach weltweit als Goldschlägerstadt bekannt machen.

"Das Goldschlägerhandwerk ist unser Alleinstellungsmerkmal in der Stadt Schwabach. Schwabach ist die einzige Stadt in Deutschland, wo derzeit Blattgold geschlagen wird. Schon seit vielen Jahren ist es für Europa das bedeutendste Zentrum für Blattgoldschlägerei", wirbt Sandra Hoffmann-Rivero, Leiterin des Kulturamts von Schwabach

Goldschlägerei als Werbefaktor

Schon heute wirbt die Stadt mit allerlei Produkten für ihr Blattgold: So gibt’s im Souvenirshop der Stadt Sektfläschchen, die neben sprudelndem Perlwein auch echte Goldflitter enthalten, die das Getränk glitzern lassen. Daneben werden Schlüsselanhänger mit einem Streifen Blattgold angeboten und selbst Gelkerzen, die mit Goldflitter versetzt sind. Auch für die Kleinsten ist etwas dabei: Der Spielwarenhersteller Playmobil hat eine Goldschläger-Figur herausgebracht – samt Hammer und kleinen Goldbarren aus Plastik.

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