Kerze vor Stromzähler
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Energiepreise: Nach Gas auch Strom deutlich teurer in Bayern

Für Verbraucher hagelt es derzeit eine schlechte Nachricht nach der anderen. Nicht nur die Gaspreise, sondern auch die Strompreise werden deutlich anziehen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Gekoppelt an die massiv steigenden Gaspreise sind die Strompreise. Das könnte sich zwar in Zukunft ändern – EU-Kommissionspräsidentin Von der Leyen hat eine Strommarkt-Reform angekündigt – das hilft dem Verbraucher in der momentanen Situation aber erst einmal nichts. Der Blick auf die angekündigten Preiserhöhungen der großen bayerischen städtischen Energieversorger lässt nichts Gutes erahnen.

Strom statt Gas? Eher keine Alternative

Angesichts der drohenden Energieknappheit suchen viele Bundesbürger neben Stromsparen nach Auswegen, wie eine Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeigt. Demnach haben sich 13 Prozent der Deutschen einen mit Holz betriebenen Ofen angeschafft, jeder Zehnte eine Solaranlage. Elf Prozent haben sich unlängst ein Heizgerät gekauft, das mit Strom betrieben wird.

Doch Deutschlands Stadtwerke rechnen mit erheblich teureren Strompreisen im kommenden Jahr. Die Strompreise seien bislang "geringer" gestiegen als beim Gas, etwa weil die EEG-Umlage weggefallen sei, sagte ein Sprecher des Verbandes kommunaler Unternehmen im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Aber auch beim Strom erwarten wir weitere Preissteigerungen. Lagen diese bislang bei eher zehn Prozent, werden für das kommende Jahr tendenziell Preissteigerungen um die 60 Prozent erwartet", so der Verbandssprecher.

Auch Detlef Fischer vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft sagt: Es wird deutlich teurer. "Wir gehen davon aus, dass wir beim Gas eine Verdreifachung der Preise für die Haushaltskunden sehen und beim Strom wohl das Doppelte."

Erhebliche Gaspreis-Erhöhungen in Bayern ab Oktober

In den aktuellen Neukundenangeboten der Anbieter ist das teilweise schon jetzt zu sehen. Für Bestandskunden arbeiten die wichtigsten Bayerischen Energieversorger an Preiserhöhungen.

Der Nürnberger Energieversorger N-Energie erhöht zum 1. Oktober rund 2,9 Cent pro Kilowattstunde, die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) schlägt zum 1. November rund 3 Cent auf, bei der REWAG in Regensburg sind es ab 1. Oktober rund 5,4 Cent mehr, und die Augsburger Stadtwerke (SWA) wollen zu 1. November um 7,8 Cent erhöhen. Die Stadtwerke München (SWM) haben bisher keine Erhöhung beschlossen. Weitere baldige Preisanpassungen sind wahrscheinlich.

Gaspreis-Sprünge verursacht durch Russland

Zwei große Sprünge bei den Gaspreisen gab es in diesem Jahr: Kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Ende Februar stiegen die Preise ein erstes Mal drastisch. Nach einigen Wochen erholten sie sich, doch dann kündigte Russland Drosselungen und Wartungen an Nord Stream 1 an, beziehungsweise führte diese durch. Zeitweise floss gar kein Gas mehr durch die Pipeline. Dadurch kletterte der Gaspreis höher und höher.

Seit Anfang September entspannt sich die Lage etwas, die Gaspreise sinken wieder leicht. Ein Grund: Die Gasspeicher sind gut gefüllt. Zudem sorgen die Nachrichten über militärische Erfolge der Ukraine im Osten des Landes bei den Investoren für Hoffnung, dass es bald eine Lösung in dem Konflikt geben könnte. Auch das wirkt sich positiv auf den Gaspreis aus. Allerdings sind die Gaspreise weiterhin deutlich über dem Niveau von vor der Krise.

Bayerische Wirtschaft sieht dramatische Folgen für alle Branchen

Auch Firmenkunden blicken sorgenvoll auf den Gaszähler. Für Kritik sorgt hier die Gasbeschaffungsumlage, die einen großen Teil der aktuellen Erhöhungen ausmacht. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, befürchtet "dramatische Entwicklungen in den Unternehmen, und zwar über alle Branchen". Die Auswirkungen des Gaspreises seien "in vielen Bereichen, nicht nur in den energieintensiven, existenzbedrohend". Um Firmen und Privatkunden zu entlasten, fordert Brossardt staatlich gedeckte Kredite, ähnlich der Corona-Hilfen.

Ministerpräsidentin Schwesig fordert baldigen Energiepreisdeckel

Nach Ansicht von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) muss ein Energiepreisdeckel schnell kommen, ohne wochenlange Diskussion. Den Unternehmen und Bürgern stehe das "Wasser bis zum Hals", sagte sie am Donnerstagabend in der ZDF-Talksendung "Maybrit Illner". Sie warb erneut für ihren Vorschlag, für ein bis zwei Jahre den Energiepreis für den Grundbedarf zu deckeln. Es sei wichtig, dass der Staat das jetzt begleite, "sonst verlieren wir die Unterstützung, und das wollen wir nicht".

(mit Material der dpa)

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Grafik: Gaspreisentwicklung Februar bis September 2022

Grafik: Gaspreisentwicklung Februar bis September 2022

Korrekturvermerk, 16.9.2022, 15 Uhr: Fälschlicherweise war in diesem Webartikel in der Grafik zu den Erhöhungen der verschiedenen Stadtwerke ursprünglich von Strompreisen die Rede. Es handelt sich jedoch um die Gaspreise. Wir haben dies korrigiert.

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