Donau nahe Wörth
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Donau-Flutpolder: Nächstes Hochwasser kommt "mit Sicherheit"

Insgesamt neun Flutpolder sollen die Menschen an der Donau künftig vor Hochwasser schützen - nun scheinen auch die letzten umstrittenen Standorte klar. Bis zum Baubeginn werden aber noch Jahre vergehen. Die Kosten liegen bei 600 Millionen Euro.

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Insgesamt neun Flutpolder sollen die Menschen entlang der Donau bald besser vor Hochwasser schützen - das empfiehlt eine mit Spannung erwartete Studie des Landesamts für Umwelt zur Wirksamkeit von Poldern an den umstrittenen Standorten Eltheim und Wörthhof (Landkreis Regensburg) sowie Bertoldsheim (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen). Bei der Vorstellung der Studie am Montag betonte der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) die Bedeutung der Rückhaltebecken. Die Polder würden entscheidend dazu beitragen, Donau-abwärts liegende Gebiete auch im Falle von Extrem-Hochwassern zu schützen, sagte der Minister.

Glauber: "An Donau gilt Solidarprinzip"

Glauber warb um die Solidarität der Kommunen und Bürger in den jeweiligen Regionen. Allen müsse klar sein: Es gelte an der Donau ein Solidarprinzip. Einmal sei man Oberlieger, einmal Unterlieger. Geplant sind auch Infoveranstaltungen vor Ort.

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Einige Polder-Standorte sind bereits länger klar, andere waren umstritten. Hier gibt es nun mehr Klarheit: Der Studie zufolge ist es notwendig, an den Standorten Eltheim und Wörthhof einen gemeinsamen, beziehungsweise in Wörthhof einen großen Polder mit einem Rückhaltevolumen von jeweils rund 30 Millionen Kubikmetern zu errichten. Durch diesen Polder könnten Hochwasser in Straubing um 40 Zentimeter und in Deggendorf um 24 Zentimeter reduziert werden. Der Polder in Bertoldsheim würde für Ingolstadt ein um 20 Zentimeter niedrigeres Hochwasser bedeuten.

  • Zum Artikel: Hochwasserschutz - Wie funktionieren Flutpolder?

Glauber: Polder "eine besondere Herausforderung"

Die Flutpolder werden im Falle eines drohenden Hochwassers geflutet und nehmen auf diese Art viel Wasser aus den vollen Flüssen. "Jeder Polder kann Leben retten", teilte Glauber mit. "In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels kommt das nächste Hochwasser mit Sicherheit." Gleichzeitig ist dem Umweltminister nach eigenen Angaben "sehr gut bewusst, dass Flutpolder für die Menschen vor Ort eine besondere Herausforderung sind".

Der zeitliche Vorlauf ist allerdings gewaltig: Wegen langwieriger Genehmigungsverfahren werden noch zehn bis fünfzehn Jahre bis zum Baubeginn der Polder vergehen. Schneller soll es mit der grundsätzlichen politischen Entscheidung gehen - Glauber hofft, dass das bayerische Kabinett den Polder-Plänen noch vor der Sommerpause zustimmt. Die anderen Polder sind laut dem Ministerium geplant an den Standorten Leipheim, Helmeringen, Neugeschüttwörth, Riedensheim, Großmehring, Katzau und Öberauer Schleife.

Die Empfehlungen der Studie des Landesamts für Umwelt
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Die Empfehlungen der Studie des Landesamts für Umwelt

Polder teuer - aber Alternativen weniger effektiv

Alternativen zu den Poldern wären der Studie nach weniger effektiv. So könnten etwa Rückhaltebecken an den Zuflüssen den Hochwasserschutz an der Donau nicht ersetzen. Eine Verdoppelung der Rückhaltevolumen an Zuflüssen im Vergleich zu den Polder-Volumen würde zudem lediglich etwa 70 Prozent der Polder-Wirkung erreichen. Die von Polder-kritischen Landwirten und Kommunalpolitikern geforderte Variante vieler kleinerer Rückhaltebecken an den Donauzuflüssen Lech, Naab und Regen steht damit vermutlich vor dem Aus.

Für die Grundstückseigentümer und Landwirte in den Poldergebieten kündigte Glauber derweil umfassende Entschädigungen an. So soll es im Fall der Flutung der Polder bei einem Extrem-Hochwasser 100-prozentigen Ersatz für Ernteausfälle oder beschädigte Ackerflächen geben. Für die Bereitstellung der Flächen gibt es sofort eine Entschädigung von 20 Prozent des Wertes.

Die neun Flutpolder kosten nach Angaben des Umweltministeriums 600 Millionen Euro. Bei einer prognostizierten Laufzeit von 100 Jahren kommen nach heutigem Geldwert noch einmal 300 Millionen Euro dazu. Die Entschädigungen sind da bereits eingerechnet.

Studie Anfang 2019 in Auftrag gegeben

Die nun vorgestellte Studie hatte das bayerische Kabinett auf politischen Druck aus den Landkreisen Straubing-Bogen, Deggendorf und Passau in Auftrag gegeben, wo die Menschen besonders unter dem Hochwasser von 2013 gelitten hatten. Ursprünglich hatten die Freien Wähler (FW) bei den Koalitionsverhandlungen mit der CSU im Jahr 2018 den Verzicht auf die Flutpolder Bertoldsheim, Eltheim und Wörthhof in den Koalitionsvertrag geschrieben.

  • Die gesamte Polder-Studie auf der Webseite des bayerischen Umweltministeriums finden Sie hier (externer Link).

Bayerns Umweltminister Glauber stellt Flutpolder-Studie vor - das gesamte BR24live hier zum Nachschauen:

Hochwasser
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BR24live - Flutpolder gegen Hochwasser: Bayerns Umweltminister Glauber präsentiert Studie

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