Michael Hafner vom Zweckverband-Donaumoos auf einer Versuchsfläche.
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Das Donaumoos renaturieren - fürs Klima und die Landwirtschaft

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Das Donaumoos renaturieren - fürs Klima und die Landwirtschaft

Vor über 200 Jahren wurde das Donaumoos zwischen Ingolstadt, Neuburg und Schrobenhausen entwässert und besiedelt. Seitdem wird es landwirtschaftlich genutzt. Doch das Moor spielt eine wichtige Rolle beim Klimaschutz. Das sorgt für Diskussion.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Das bayerische Donaumoos zwischen Ingolstadt, Neuburg und Schrobenhausen ist das größte Niedermoor in Süddeutschland. Vor über 200 Jahren begann die Entwässerung und Besiedelung des Gebietes. Die Flächen werden seitdem vor allem landwirtschaftlich genutzt. Doch die Moore spielen auch beim Klimaschutz eine wichtige Rolle, denn durch die landwirtschaftliche Nutzung geht der Moorkörper zurück und es wird CO2 freigesetzt. Jedes Jahr gehen ein bis zwei Zentimeter Moorboden verloren. Das soll sich nun ändern. Das Moor soll geschützt werden.

20 Millionen pro Jahr für den Moorschutz

Im Frühjahr gab Ministerpräsident Söder bekannt, dass die Bayerische Staatsregierung mit einem umfangreichen Förderprogramm die Moorlandschaft im Donaumoos wieder vernässen und so den Klimaschutz stärken will. Dafür soll ein Konzept für das Donaumoos entwickelt werden. Der Freistaat will 200 Millionen Euro bereitstellen, 20 Millionen pro Jahr für die nächsten zehn Jahre. Ziel ist es, für eine etwa 2.000 Hektar große Fläche im Donaumoos ein Wassermanagement zu entwickeln.

Konzept steht noch nicht

Seit fast 30 Jahren gibt es den Donaumoos-Zweckverband, der sich um eine ganzheitliche Entwicklung kümmert. Dabei spielen neben dem Naturschutz auch der Hochwasserschutz, der Erhalt der Landschaft und die Landwirtschaft eine Rolle. Ein fertiges Konzept für das Donaumoos gibt es noch nicht, wofür man das Geld vom Freistaat schnell einfließen lassen könnte. Ziel sei es, ein Konzept zu entwickeln, wie man auch mit höheren Grundwasserständen wirtschaften kann, berichtet Michael Hafner, Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands. Doch für viele Bauern wird das über kurz oder lang dennoch eine Umstellung ihres Betriebs bedeuten.

Großes Kartoffelanbaugebiet im Moos

Die Region ist für ihre Kartoffeln bekannt, die seit vielen Jahrzehnten im Donaumoos angebaut werden. Doch ein dauerhafter feuchterer Boden bedeutet wohl das Aus für die Kartoffel aus dem Donaumoos. Mit diesen Bedingungen kommt sie nicht klar. Schon in diesem Jahr sei es sehr schwierig gewesen, da es so viel geregnet hat, berichtet Max Gottschall, Landwirt im Donaumoos. Er hat in den vergangenen Jahren viel in seinen Betrieb investiert.

Bauern fürchten um ihre Existenz

Heute macht sich Gottschall große Sorgen um die Zukunft. "Wir investieren in der Landwirtschaft nicht auf zwei oder drei Jahre. Das sind bei uns Investitionen auf 20, 30 oder 40 Jahre. Da geht es um unsere Existenzen." Von der Politik ist er enttäuscht und hat wenig Hoffnung, dass man die Bedenken vieler Landwirte ernst nimmt: "Wir machen uns Sorgen, dass unsere Felder irgendwelchen Alibi-Maßnahmen geopfert werden."

Wie kann man moorschonend wirtschaften?

Aus dem Landratsamt in Neuburg-Schrobenhausen heißt es, dass die Landwirtschaft über eine sozioökonomische Studie und direkte Gespräche eingebunden werden soll: „Wichtig werden hier vor allem Pioniere, die bereit sind, neue Wege in der moorschonenden Bewirtschaftung mitzugehen“, erklärte die stellvertretende Landrätin des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen Rita Schmidt.

Alternativen für die Landwirtschaft

Michael Hafner vom Donaumoos-Zweckverband sieht für die Landwirtschaft auch Chancen: "Wir haben hier verschiedene Projekte mit Paludikulturen laufen, die ein Baustein sein können." Darunter fallen zum Beispiel Schilf, Seggen (ein Sauergrasgewächs) oder Rohrglanzgras. Diese könnten künftig Verwendung als Bau- oder Dämmstoff oder als Energieträger finden, meint Hafner. Außerdem würden sie eine große Wurzelfilzmasse mitbringen, so dass die Böden weiterhin für landwirtschaftliche Maschinen befahrbar blieben.

Lösungen mit Weitblick

Aber natürlich gehe das alles nicht sofort, aber man müsse sich als Landwirt alternative Gedanken machen, meint Hafner. Alle Maßnahmen benötigen Zeit: "Wir wollen die Leute hier nicht überrumpeln, noch großflächig regulativ einschreiten." Denn in vielen Gemeinden im Donaumoos hat die Bevölkerung ihre Sorgen auf großen Plakaten ausgedrückt. So kann man lesen "Wir wollen nicht im Sumpf leben. Für den Erhalt unserer Kulturlandschaft". In der Region leben rund 15.000 Menschen. Diese Kulturlandschaft wolle man nicht von heute auf morgen umdrehen: "Wir wollen selbstverständlich mit den Leuten vor Ort reden und informieren. Auch wenn wir noch nicht in allen Ecken waren, wir werden das tun", meint Hafner.

Landwirte mit ihren Sorgen nicht alleine lassen

Die ersten Fördergelder wurden in Projektstellen und kleinere Maßnahmen, wie das Setzen von Grundwassermesspegeln, investiert. In Zukunft müsse man auch Bewirtschaftungserschwernisse für die Landwirte ausgleichen und Förderungen für Betriebsumstellungen und angepasste Landtechnik einführen, meint die stellvertretende Landrätin Schmidt. Dass die Landwirte nicht mit ihren Problemen alleine gelassen werden, dafür will sich auch Landwirt Norbert Ziegler aus dem Donaumoos einsetzen. Er bewirtschaftet rund 80 Hektar mit Kartoffeln und Getreiden. "Gesamtgesellschaftlich muss was gemacht werden. Das heißt aber auch, dass es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Es kann nicht sein, dass die Landwirte die Leidtragenden sind.", meint Ziegler. Er wünscht sich zudem ein Konzept für das gesamte Gebiet des Donaumoos und nicht nur wie aktuell vorgesehen für die 2000 Hektar. Er ist offen für neue Wege und Veränderungen, wichtig ist ihm aber, dass es nach wie vor möglich sein wird, im Donaumoos sein Auskommen zu haben, denn demnächst soll sein Sohn den Hof übernehmen.

Keine Hau-Ruck-Lösungen

Eine Lösung für alle Beteiligten im Donaumoos wird es so schnell jedenfalls nicht geben. Dazu fehlt auch noch viel Forschung. Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ist mit verschiedenen Forschungsprojekten im Donaumoos tätig. Dabei sei vor allem wichtig, zu einer institutionalisierten Begleitung zu kommen, um eine dauerhafte Beratung anbieten und auch eine kontinuierliche Evaluierung durchführen zu können, meint Professor Matthias Drösler, der schon seit einigen Jahren im Donaumoos forscht.

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