Booster-Impfung
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Die Empfehlung zur Corona Booster-Impfung ab 18 Jahren ist da. Unterschiedliche Aussagen gibt es beim Impfzeitraum ab Corona-Zweitimpfung.

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Booster-Impfung: Davor den Antikörper-Wert bestimmen lassen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt seit 18. November 2021 die Booster-Impfung generell ab 18 Jahren und sechs Monate nach Zweitimpfung. Das bayerische Gesundheitsministerium ab fünf Monaten. Sollte man den Antikörper-Wert bestimmen lassen?

Seit Donnerstag empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Auffrischungsimpfung im Prinzip für alle Personen über 18 Jahren. Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Booster-Impfung und der Frage, ob ein Antikörper-Test davor Sinn macht geben auf Nachfrage Markus Beier, Präsident des Bayerischen Hausärzteverbandes e. V. (BHÄV), Andreas Bobrowski, erster Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte (BDL) sowie Hendrik Schulze-Koops, Leiter der Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie am Klinikum der Ludwig Maximilians-Universität München (LMU).

Wer soll eine Auffrischungsimpfung bekommen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Booster-Impfung seit 18. November 2021 generell für Menschen ab 18 Jahren und auch für Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel. Die Stiko fügt jedoch einschränkend hinzu, dass folgenden Personengruppen "prioritär" eine Auffrischungsimpfung angeboten werden soll:

"Personen mit Immundefizienz, Personen im Alter von ≥ 70 Jahren, BewohnerInnen und Betreute in Einrichtungen der Pflege für alte Menschen sowie Personal in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Auch bisher Nicht-Geimpfte sollen vordringlich geimpft werden. Die Auffrischimpfungen soll in der Regel im Abstand von 6 Monaten zur letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung erfolgen. Eine Verkürzung des Impfabstandes auf 5 Monate kann im Einzelfall, oder wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind, erwogen werden. Unabhängig davon, welcher Impfstoff zuvor verwendet wurde, soll für die Auffrischimpfung ein mRNA-Impfstoff verwendet werden."

Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege empfiehlt seit 15. November 2021 eine Auffrischungsimpfung "fünf Monate nach der letzten Impfung".

  • Zum Artikel "Booster-Impfung: Wer braucht die dritte Spritze?"

Was sagt der Antikörper-Wert aus – zeigt er, dass ich geschützt bin?

"Der Antikörper-Wert sagt aus, ob eine Immunreaktion auf den Impfstoff stattgefunden hat. Wenn die Werte ganz hoch sind, kann man von einem Schutz ausgehen, es gibt aber derzeit keinen fest benannten Wert, der hier zur definierten Schutzwirkung etwas aussagt", sagt der Allgemeinmediziner Beier.

Ähnlich äußert sich dazu auch Hendrik Schulze-Koops, Immunologe am Klinikum der LMU München. "Wir wissen momentan noch nicht, was die Antikörper-Spiegel in Bezug auf den Schutz vor einer Corona-Infektion bedeuten. Die Daten dazu liegen nicht vor", erklärt er im Gespräch mit dem BR.

Ist ein genereller Antikörper-Test vor einer Booster-Impfung sinnvoll?

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte diese Woche nach einer Kabinettssitzung gesagt: "Es macht Sinn, dass jeder einen Antikörper-Test macht". Experten sehen das jedoch anders. Da es einen sogenannten cut-off-Wert, der anzeigt, ab welchem Antikörper-Wert ich geschützt bin und ab wann nicht, momentan noch nicht gebe, so Beier vom BHÄV, sei ein genereller Antikörper-Test vor einer Booster-Impfung nicht sinnvoll. "Das ist auch viel zu aufwendig. Der Nutzen einer Auffrischimpfung ist in jedem Fall höher“, betont er.

Andreas Bobrowski, erster Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, kann diese generelle Aussage zu Antikörper-Tests hingegen nicht teilen. Er plädiert für mehr Studien, in denen festgestellt wird, ab welchem Antikörper-Wert ein ausreichender Schutz gegen das Coronavirus vorhanden ist und wann nicht mehr. Diese seien möglich und gerade aus Gerechtigkeitsgründen sinnvoll. Der knappe Impfstoff solle schließlich nicht unnötig an Menschen verimpft werden, die aufgrund ihres ausreichenden Antikörper-Spiegels noch gar keinen erneuten Impfschutz bräuchten, sagt Bobrowski.

"Ein Test kann vor allem Menschen, die generell anfällig für Infekte oder aufgrund von Behandlungen oder Krankheiten immungeschwächt sind, wichtige Informationen liefern. Auch Personen, die nach ihrer Impfung gar nichts 'gespürt' haben, also keine Nebenwirkungen hatten, könnte von ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin vielleicht zum Test geraten werden." Andreas Bobrowski, erster Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte (BDL)

Kann man auch mit niedrigem Antikörper-Spiegel geschützt sein?

Die verschiedenen Möglichkeiten des Immunsystems, sich gegen Viren zu wehren, machen es so schwierig, festzustellen, wann ein Mensch gegen das Virus wirklich geschützt ist und wann nicht. Neben der Abwehr durch Antikörper gibt es auch eine zelluläre Abwehr durch sogenannte aktivierte T-Zellen. Durch sie werden eingedrungenen Viren ebenso abgewehrt. So kann ein Mensch auch ohne nennenswerte Antikörper-Spiegel durch diese zelluläre Immunabwehr geschützt sein.

Unbestritten sei aber trotz allem, dass ein Mensch unter einem Antikörper-Wert von 21.8 BAU pro Milliliter Blut (BAU= Binding Antibody Units) keinen verlässlichen Immunschutz gegen das Coronavirus mehr hat, erläutert Bobrowski.

Wie lange sind Antikörper gegen Corona nachweisbar?

Belastbare Zahlen gebe es dazu nicht, erklärt der Laborarzt Bobrowski. "Ein Jahr nach der Impfung - so gehen wir davon aus - sollte der Antikörper-Spiegel jedoch bei jedem deutlich abgefallen sein.“

Ist eine zu früh verabreichte Booster-Impfung gefährlich?

"Nein, eine verfrühte Booster-Impfung ist nicht gefährlich. Es geht jetzt nur erst einmal darum, die Menschen zu schützen, die den Impfschutz unbedingt brauchen, wie ältere und immungeschwächte Menschen", sagt dazu der Allgemeinmediziner Beier.

Gibt es Unterschiede bei den Impfstoffen bzgl. der Verträglichkeit einer Booster-Impfung?

Welcher Impfstoff zuerst verimpft wurde, spiele für die Auffrischimpfung keine Rolle, so Beier. "Für die Booster-Impfung selbst wird aber nur der Impfstoff von Moderna oder der von Biontech verwendet.“

Ist ein Antikörper-Test als Selbst-Test zu Hause möglich?

Solche Tests gebe es wohl, sagt Markus Beier vom BHÄV, "aber von denen rate ich absolut ab. Im Gegenteil. Sie sind sogar gefährlich, weil sie einen in falscher Sicherheit oder Unsicherheit – je nachdem – wiegen."

Wieviel kosten die Antikörper-Tests?

Der Antikörper-Test kostet derzeit gemäß der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) 17,49 Euro. Der Test sei keine Kassenleistung, müsse also von den Patienten gezahlt werden, sagt der Laborarzt Andreas Bobrowski.

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