Collage mit Motiven zur Corona-Pandemie
Bildrechte: BR / Collage Johannes Hofelich

Vor drei Jahren nahm die Corona-Pandemie auch in Deutschland ihren Lauf.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Rückblick auf drei Jahre Corona-Pandemie in Schwaben

Am 27. Januar 2020 wird erstmals ein Mann in Bayern positiv auf das damals noch neue Coronavirus getestet. Dieser Erreger prägt das Leben in Schwaben in den darauffolgenden Jahren. Die wichtigsten Ereignisse in unserem Rückblick.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Es ist Januar 2020, als in China drei Millionenstädte wegen des neuen Virus abgeriegelt werden. Als erstes Land in Europa meldet am 24. Januar Frankreich einen Corona-Fall. Bayern gilt zu diesem Zeitpunkt offiziell noch als Corona-frei. Doch das Coronavirus hat den Freistaat zu diesem Zeitpunkt schon erreicht: Am Morgen des 19. Januar landet eine chinesische Mitarbeiterin des Autozulieferers Webasto am Münchner Flughafen, in den folgenden Tagen hat sie in der Unternehmenszentrale in Stockdorf diverse Termine und steckt dabei drei Kollegen an.

Am 27. Januar wird der erste Fall in Bayern und damit in Deutschland offiziell bestätigt. Auch in Augsburg ist man alarmiert: Das Universitätsklinikum sieht sich mit seiner Isolationsstation aber gut vorbereitet.

Februar 2020 – Offiziell erster Corona-Kranker in Schwaben

Nach Schwaben kommt die Corona-Pandemie das erste Mal aus Richtung Baden-Württemberg. Ein Mann aus Eislingen im Landkreis Göppingen besucht im Februar ein Kino in Neu-Ulm – kurze Zeit später wird bei ihm das Virus entdeckt. Mehrere Sitznachbarn des Mannes müssen in Quarantäne. Vier Kinobesucher dürfen nach Anordnung des Gesundheitsamtes vorläufig ihre Wohnung nicht mehr verlassen, heißt es damals vom Landratsamt Neu-Ulm. Eine umfangreiche Nachverfolgung einer möglichen Infektionskette kommt in Gang.

März 2020 – Corona erreicht das Allgäu

Im März erreicht die Pandemie auch das Allgäu. Der erste Fall dort wird vom Landratsamt Ostallgäu offiziell bestätigt. Es handelt sich um einen 36-jährigen Mitarbeiter der Firma DMG Mori in Pfronten.

Gleichzeitig beschließt im März die bayerische Regierung erstmals einschränkende Corona-Maßnahmen: Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern werden verboten, die staatlichen Theater, Konzertsäle und Opernhäuser müssen schließen. Auch die ersten Volksfeste werden abgesagt. Das trifft am 11. März auch Schwabens größtes Volksfest, den Oster-Plärrer in Augsburg. Zwei Jahre lang wird der Plärrer pausieren. Der Neustart im Frühjahr 2022 wird im Vorfeld intensiv diskutiert, findet aber schließlich ohne Einschränkungen statt.

Auch Kirche und Politik werden von den Einschränkungen getroffen. Das Bistum Augsburg muss die geplante Bischofsweihe von Bertram Meier verschieben. Außerdem wirbelt Corona den Kommunalwahlkampf durcheinander. Klassischer Haustürwahlkampf findet nicht statt. Welcher Bürgermeistersessel ohne Corona anders besetzt wäre, lässt sich aber nicht beurteilen. Am 16. März und damit am Tag nach der Kommunalwahl in Bayern hält Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine denkwürdige Pressekonferenz: Bayern geht in den Lockdown.

April 2020 – Suche nach der Balance

Welche Maßnahmen sind sinnvoll, um die Corona-Pandemie einzudämmen? Um diese Frage wird in den nächsten Jahren viel gerungen. Im April 2020 prescht der Landkreis Ostallgäu noch vor und will allen Auswärtigen per Allgemeinverfügung untersagen, für Ausflüge anzureisen. Diese Maßnahme wird von der Staatsregierung aber unterbunden.

Bildrechte: BR/Rupert Waldmüller
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Die 4a der Schrader-Grundschule in Kaufbeuren beim Unterrichtsstart mit Masken nach dem Lockdown im Mai 2020.

Mai 2020 – Masken im Unterricht und erste Corona-Demos

Das Ringen um das richtige Maß in der Pandemie-Bekämpfung bestimmt die Diskussionen im politischen und privaten Leben. Im Mai dürfen die Schüler nach dem Lockdown zumindest teilweise wieder zurück in den Präsenzunterricht, allerdings mit starken Einschränkungen: Maske im Unterricht und sogar auf dem Pausenhof, 1,5 Meter Abstand selbst zu den engsten Freunden. An der Schraderschule in Kaufbeuren hoffen Schüler und Lehrer damals noch, dass die Maßnahmen bald vorbei sind. Tatsächlich folgt aber ein Auf und Ab aus Präsenz- und Heim-Unterricht und unterschiedlichen Maßnahmen, bis hin zu täglichen Corona-Tests für alle Schüler.

Die strengen Maßnahmen bringen ab diesem Zeitpunkt die Menschen auch auf die Straße. Das Polizeipräsidium Schwaben Nord verzeichnet am 16. Mai die erste Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Augsburg – nach den Lockerungen der Lockdown-Regelungen. Regelmäßig demonstrieren in den folgenden Monaten Gegner der Corona-Maßnahmen. Die höchste Teilnehmerzahl in Augsburg wird am 19. Februar 2022 mit 5.500 Demonstrantinnen und Demonstranten erreicht.

Juni 2020 – Augsburger Sedisvakanz endet später als geplant

Am 6. Juni 2020 bekommt das Bistum Augsburg einen neuen Bischof. Bertram Meier wird vier Monate nach dem ursprünglichen Termin zum Bischof geweiht und tritt damit die Nachfolge von Konrad Zdarsa an.

Januar 2021 – Schwäbische "Impfdrängler" in der Kritik

Zu Beginn des zweiten Pandemie-Jahres sind die ersten Corona-Impfstoffe verfügbar. Allerdings ist die Zahl der verfügbaren Impfdosen noch gering, die Impfungen werden deshalb nach Risikogruppen gestaffelt vergeben. Der Donau-Rieser Landrat Stefan Rößle von der CSU gerät deshalb wegen seiner Impfung Anfang Januar in die Kritik. "Impfdrängler"-Vorwürfe muss sich auch der Donauwörther Bürgermeister Jürgen Sorré anhören, ebenso wie der neue Augsburger Bischof Bertram Meier wegen seiner Impfung Anfang Februar. Sie alle wären eigentlich noch nicht an der Reihe gewesen. Bayernweit sind sie bei Weitem nicht die Einzigen: Immer wieder gibt es vergleichbare Fälle, etwa in Gunzenhausen. Nach großem gesellschaftlichen Druck nehmen die Genannten Stellung zu den Vorwürfen und räumen Fehler ein.

März 2021 – Bekanntwerden der Maskenaffäre um schwäbische Abgeordnete

Landesweit werden Desinfektionsmittel und Schutzausrüstung knapp. Für den Freistaat wird unter anderem die Beschaffung von Schutzmasken schwierig. Diese Schwierigkeiten sollen unter anderem von zwei schwäbischen CSU-Abgeordneten ausgenutzt worden sein, decken Recherchen im März auf: Georg Nüßlein und Alfred Sauter haben in der staatlichen Notlage Profit aus ihrer Nähe zu staatlichen Behörden gezogen. Es folgt eine lange gesellschaftliche und juristische Aufarbeitung der sogenannten Maskenaffäre, die auch heute noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Nüßlein gibt im Zuge der Affäre sein Bundestagsmandat auf und tritt aus der CSU aus. Sauter will trotz des politischen und medialen Drucks sein Landtagsmandat bis zur Wahl im Herbst 2023 behalten, legte aber am 21. März 2021 alle Parteiämter in der CSU und tags darauf die Fraktionsmitgliedschaft nieder. Mittlerweile ist klar: Beide dürfen ihre hohen Provisionen für die Beschaffung von Schutzmasken behalten. Sie bewegen sich in einem rechtlichen Graubereich. Eine derartige Vermittlung von Kontakten und der Erhalt einer anschließenden Provision falle nicht unter das Verbot der Bestechung oder Bestechlichkeit von Mandatsträgern, entscheidet der Bundesgerichtshof im Juni. Beide hätten sich nicht strafbar gemacht.

Oktober 2021 – Impfskandal um Arzt in Wemding wird bekannt

Die Maskenaffäre bleibt nicht der einzige Corona-Skandal, der Schwaben beschäftigt. Im Oktober 2021 wird der Fall eines Hausarztes aus Wemding im Landkreis Donau-Ries bekannt. Der Vorwurf: Er soll Patienten, die keine Impfung wollten, trotzdem Impfzertifikate ausgestellt haben. Außerdem soll er Patienten teilweise ihre Impfung nur vorgetäuscht haben. Antikörper-Tests bestätigen: Manche Patienten des Mannes hatten tatsächlich keinen wirksamen Corona-Schutz – obwohl sie glaubten, geimpft worden zu sein.

Die Praxis in Wemding wird geschlossen, polizeiliche Ermittlungen laufen an. Die Aktivitäten des Arztes waren aufgefallen, weil Autos mit ortsfremden Nummernschildern vor der Praxis parkten. Erste Strafen gegen Patienten, die sich gezielt eine Schummel-Impfung holten, gibt es bereits. Die Ermittlungen gegen den vermeintlichen Corona-Impfarzt laufen hingegen noch.

Bildrechte: Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Mit leuchtender Schrift macht das Klinikum Kaufbeuren im Dezember 2021 auf die dramatische Situation auf den Intensivstationen aufmerksam.

Dezember 2021 – Dramatische Lage auf den Intensivstationen

Geimpft oder Ungeimpft? Diese Frage bestimmt Ende 2021 nicht nur die Freizeitgestaltung in Deutschland, sondern auch die Arbeit in den Krankenhäusern. Denn dort zeigt sich: Wer keine Impfung hat, landet mit höherer Wahrscheinlichkeit auf der Intensivstation. Die Kliniken kommen angesichts steigender Inzidenzen zunehmend an ihre Grenzen. Ein Beispiel dafür ist das Klinikum Kaufbeuren: Über Wochen sind dort alle 14 Intensivpflegeplätze belegt. Um die Zahl der Patienten bewältigen zu können, werden auch Verwaltungsangestellte mit pflegerischer Ausbildung auf den Stationen eingesetzt.

Die 7-Tage-Inzidenz liegt im Ostallgäu zu diesem Zeitpunkt bei über 750. Um die Bürger auf ihre Situation aufmerksam zu machen, greift das Klinikum zu einem leuchtenden Appell: Ein rotes "SOS" erscheint im Wechsel mit dem grünen Schriftzug "Wir kämpfen für Euch" und "Helft uns mit Eurer Impfung" an einer Leuchttafel über dem Eingang zum Klinikum. Fotos der Leuchtschrift werden oft geteilt, die Aktion sorgt bundesweit für Aufsehen.

Februar 2022 – Keine Impfstoff-Produktion in Illertissen

Es ist das offizielle Ende der Pläne für eine Produktion des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V in Schwaben. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagt im Landtag: "Es ist aus unserer Sicht nicht vorstellbar, dass dieses Projekt jetzt verwirklicht werden kann. Dies ist vorbei." Er betonte: Es existierten weder Verträge noch liege die EU-Erlaubnis für den Impfstoff vor.

Eigentlich war geplant, dass ein russisches Pharmaunternehmen im schwäbischen Illertissen im Frühjahr mit der Arzneimittel-Produktion beginnt. Früher oder später sollte dazu voraussichtlich der Sputnik-Impfstoff zählen. Bayern hatte sich knapp ein Jahr zuvor die Option auf bis zu 2,5 Millionen Impfstoffdosen gesichert – und trotz Kritik daran festgehalten, bis der russische Überfall auf die Ukraine die weltpolitische Lage veränderte.

Dezember 2022 – Experten erwarten Ende der Corona-Pandemie

Ende 2022 erklärt der Berliner Virologe Christian Drosten in einem Interview, dass er nach der Winterwelle das Ende der Corona-Pandemie erwarte. Justizminister Marco Buschmann (FDP) fordert daraufhin die Aufhebung aller Schutzmaßnahmen und findet Unterstützung vor allem auch in Bayern. Gesundheitsminister Holetschek (CSU) sieht die "Phase der Eigenverantwortung" gekommen. Mit der Aufhebung der Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr werden kurz darauf fast alle Corona-Maßnahmen im Freistaat beendet.

Januar 2023 – Corona-Zahlen in Schwaben

Laut Bayerischem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gab es in Schwaben seit 2020 insgesamt rund 950.000 festgestellte Corona-Fälle. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus liegt bei 3.765 (Stand 25.01.2023). Verschwunden ist das Coronavirus mit der Aufhebung der staatlichen Maßnahmen natürlich nicht, die Zahl der Fälle in den Krankenhäusern und insbesondere auf den Intensivstationen aber ist zuletzt stark zurückgegangen. Das Auftreten neuer besonders gefährlicher Varianten in den kommenden Wochen und Monaten gilt als unwahrscheinlich.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!