Kinder der 6. Klasse des Walther-Rathenau Gymnasiums und Realschule Schweinfurt beim Dreschen
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Kinder der 6. Klasse des Walther-Rathenau Gymnasiums und Realschule Schweinfurt beim Dreschen

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Bilanz nach einem Jahr Pilotprojekt "RealLabor"

Wo kommen unsere Lebensmittel her? Und was bedeutet der Klimawandel für Landwirte? Das konnten sich Kinder auf Bauernhöfen in Unterfranken anschauen. Nun haben die Verantwortlichen des Pilotprojekts "Lernen im RealLabor" eine Bilanz gezogen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Durch das "RealLabor" sollten Schülerinnen und Schüler ihr Verständnis für Nahrungsmittel und Landwirtschaft steigern, meint die Mitorganisatorin Klaudia Schwarz, Leiterin des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt mit. Dieses Ziel sei nach einem Jahr Pilotprojekte erreicht worden. Die Schülerinnen und Schüler hätten ihr Bewusstsein für die Erzeugung von Lebensmitteln und die Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels geschärft. "Das Projekt war von Erfolgt gekrönt", teilten die Verantwortlichen auf einer Pressekonferenz am Freitag mit.

Fünf bayerische Bauernhöfe - zwei in Unterfranken

An diesem Pilotprojekt des Landwirtschaftsministeriums beteiligten sich fünf bayerische Bauernhöfe, erklärt Schwarz. Zwei davon sind in Unterfranken: ein Biohof in Theres im Landkreis Haßberge – auf dem auch die Pressekonferenz stattfand – und ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Ackerbau und Schweinemast in Burglauer im Landkreis Rhön-Grabfeld. Regelmäßig kamen zwei unterfränkische Schulklassen für mehrere Tage über das Jahr verteilt auf einen dieser beiden Bauernhöfe und hatten dort Unterricht – lernten und experimentierten.

Dabei handelt es sich um die 6a vom Walther-Rathenau-Gymnasium und Realschule in Schweinfurt und die 6c vom Johann-Philip-von-Schönborn-Gymnasium in Münnerstadt im Landkreis Bad Kissingen.

Klassen der vierten bis zur sechsten Jahrgangsstufe

Den Schülerinnen und Schülern hat es sehr gut gefallen. So meinte Ben Weismann aus der 6a (Walther-Rathenau-Gymnasium und Realschule in Schweinfurt): "Mir ist durch das RealLabor aufgefallen, wie viele umweltschädliche Stoffe und negatives Handeln es gibt. Darum möchte ich noch verantwortungsbewusster werden." Seine Mitschülerin Lara Güney ergänzte: "Ich hab gemerkt, wie toll es ist, im Team zu arbeiten und ausdauernd und konzentriert ein Projekt zu entwickeln, ohne sich ablenken zu lassen."

Weitere beteiligte Klassen in Bayern waren die 6a und 6b der Berthold-Brecht-Mittelschule in Nürnberg und die vierte Klasse der Grundschule Oberbeuren in Kaufbeuren in Bayerisch-Schwaben. Somit machten insgesamt fünf Klassen von der vierten bis zur sechsten Jahrgangsstufe mit.

Erklärvideos auf Englisch

Im Rahmen des "RealLabors" stand für die beteiligten Klassen ein Tag in der Woche ihre Projektarbeit auf dem Stundenplan. Lernstoff vermittelten sich dadurch auch "automatsich" für die Fächer Mathematik, Biologie, Chemie, Deutsch und Englisch, so Schwarz. Darüber hinaus lernten sie selbständig zu Planen und gezielt Ideen zu entwickeln. Im Laufe des Schuljahres wurden in allen Klassen konkrete Maßnahmen praktisch und thematisch umgesetzt. Zu diesen zählten beispielsweise: Blühstreifen anlegen, Streuobstbäume pflanzen, Insektenhotels bauen und Rinderkoppel errichten. Außerdem produzierten sie eigenständig Erklärvideos auf Englisch über innovative Landwirtschaftstechniken. "Diese sind für ihre afrikanischen Partnerklassen gedacht, die in ihrer Heimat ähnliche Projekte umsetzen", ergänzte Oliver Kunkel. Er ist Lehrer am Walther-Rathenau-Gymnasium und Realschule in Schweinfurt.

Auf dem Biohof im unterfränkischen Theres machte die Schweinfurter Klasse über das Jahr verteilt unter anderem Bodenanalysen und Versickerungsversuche von Regenwasser. Ein besonderes Highlight ist die Entwicklung eines Modells im Unterricht für Agriphotovoltaik, so Kunkel. Dabei erfolgt der Schutz von Nutzpflanzen vor zu intensiver Sonneneinstrahlung und Windabschattung durch senkrecht aufgestellte Solarmodule mit einer Höhe von circa zwei Metern.

Vernetzung mit afrikanischen Schulklassen

Das "RealLabor" wurde von Oliver Kunkel angestoßen. Er ist im Vorstand des Bayerischen Elternverbandes und Vorsitzender des Vereins "Wir gestalten Heimat". Das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten griff die Idee auf und gemeinsam entstand das Pilotprojekt. Am Projekt beteiligt sind darüber hinaus: AELF Schweinfurt, die Staatliche Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, landwirtschaftliche Betriebe sowie Schulen und Lehrkräfte.

Zudem begleitet die Uni Würzburg das "RealLabor" wissenschaftlich. Der ausführliche Name des Pilotprojektes lautet: "Lernen im RealLabor – nachhaltig Landwirtschaft erleben und selbst aktiv werden". Kunkel arbeitet an der Ausbreitung des "RealLabor"-Konzepts in Europa und Afrika in Kooperation mit Universitäten und Klimaforschungsinstituten. Unter dem Begriff "The FutureLabs" sollen sich europäische und afrikanische Schulklassen miteinander vernetzen. Somit könnten sie gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels erarbeiten.

"Das Projekt war von Erfolgt gekrönt", teilten die Verantwortlichen auf einer Pressekonferenz mit.
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"Das Projekt war von Erfolgt gekrönt", teilten die Verantwortlichen auf einer Pressekonferenz mit.

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