Die Fünftklässler des Johannes-Butzbach-Gymnasiums Miltenberg durften auf dem Biohof Eck in Mainbullau freilaufende Schweine streicheln.
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Die Fünftklässler des Johannes-Butzbach-Gymnasiums Miltenberg durften auf dem Biohof Eck in Mainbullau freilaufende Schweine streicheln.

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Landwirtschaft zum Anfassen: Aktiv-Wochen für Schüler

Seit Montag laufen die Aktiv-Wochen „Erlebnis Bauernhof“ des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Bei einem Bauernhof-Besuch können Schüler Lehrplaninhalte direkt vor Ort erfahren. Eine Klasse aus Miltenberg hat's ausprobiert.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

"Das ist ja richtig klebrig!" Franzi streicht über ein Stück Schafwolle. "Ich hätte gedacht das wäre viel weicher." Einen ganzen Korb voll mit Wolle hat Landwirt Martin Eck für Franzi und ihre Mitschüler aus der 5a dabei – so viel, wie bei einer Schur tatsächlich abkommt. "Was glaubt ihr denn, wie lange der Schafscherer für ein ganzes Schaf braucht?", fragt er und sammelt die Schätzungen der Schüler, bevor er auflöst: Der Weltmeister im Schafscheren schafft ein Tier in nur einer Minute und zwanzig Sekunden. "Aber jetzt geht es zu den echten Schafen", kündigt der Landwirt an und führt die Schulklasse auf die Weide.

Staatliches Programm bietet Förderung für Bauernhofbesuche

Martin Eck macht mit seinem Biobauernhof im unterfränkischen Mainbullau mit beim Programm "Erlebnis Bauernhof" des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. 29 Fünftklässler vom Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg durften daher einen Tag lang das Klassenzimmer gegen einen Bauernhof eintauschen. Die Kosten dafür trägt das Staatsministerium. "Ziel ist einfach, dass jedes Kind einmal in seinem Leben auf einem Bauernhof gewesen ist", erklärt Agnes Maier vom Landwirtschaftsamt in Karlstadt. Das Gelernte bleibe viel besser im Kopf, wenn Kinder vor Ort selbst anpacken und ihren Fragen unmittelbar nachgehen könnten.

Weideschweine: Selbst füttern auf dem Biohof

So auch auf dem Biohof der Familie Eck. Eine der ersten Fragen der Schüler: Was unterscheidet überhaupt einen Biobetrieb von einem "normalen" Bauernhof? Um das zu verdeutlichen führt Landwirt Eck die Jugendlichen zu seinen Weideschweinen: Auf einer weitläufigen Wiesenfläche haben die Schweine ein Vielfaches von dem Platz, der Schweinen in konventioneller Haltung zur Verfügung steht. Die Fünftklässler dürfen hier ganz nah ran und die Tiere nicht nur streicheln, sondern sogar füttern. Der Fünftklässler Oskar bekommt den Gartenschlauch in die Hand und wässert damit den schlammigen Boden. "Schlamm kühlt siebenmal besser als Wasser", erklärt Martin Eck ihm. Dass die Tiere sich wälzen ist also nicht eklig, sondern dient einfach nur dem Schutz vor der Sonne.

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Landwirt Martin Eck vom Biobauernhof Eck hat interessante Fakten zu Schafwolle im Gepäck.

Passgerechte Anbindung an den Lehrplan

Es sind Lehrinhalte, die die Schüler im Unterricht ohnehin lernen sollten. Der Bauernhofbesuch ist perfekt in den Lehrplan integriert: Denn im Fach Natur und Technik steht in der fünften Klasse "Ökosystem Grünland" auf dem Programm. Dazu gehört zum Beispiel auch der Unterschied zwischen extensiver und intensiver Landwirtschaft. Aber auch in anderen Jahrgangsstufen sollen durch das staatliche Programm Anknüpfungspunkte geschaffen werden. Von den Themen Regionalität und Saisonalität über Energiegewinnung und Düngemittel bis hin zu Berufen in der Landwirtschaft: Die Besuche werden je nach Klassenstufe an die Lehrinhalte angepasst.

390.000 Schüler seit Beginn des Programms

Agnes Maier vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Karlstadt schult mit ihren Kollegen die teilnehmenden Betriebe in der Region, damit diese lehrplangerechte Angebote zur Verfügung stellen können. Nur somit zertifizierte Erlebnisbauernhöfe dürfen am Programm teilnehmen. Über 760 Betriebe sind dafür in Bayern bereits qualifiziert. Seit dem Start des Programms im Jahr 2012 haben so bereits 390.000 Schüler die Möglichkeit bekommen, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu besuchen. Eine Teilnahme in der Sekundarstufe ist aber erst seit Kurzem möglich.

Besuche rund um das Jahr möglich

Durch die Aktiv-Wochen vom 19. Juni bis 28. Juli sollen Schulklassen gezielt zur Teilnahme am Programm angeregt werden. Ein geförderter Besuch ist allerdings während des gesamten Schuljahres möglich. In den unterfränkischen Landkreisen Main-Spessart, Miltenberg und Aschaffenburg beteiligen sich über 20 Bauernhöfe. Im Landkreis Miltenberg übernehme das Landratsamt sogar die Buskosten, erzählt Agnes Maier vom AELF Karlstadt.

So wie für die Jugendlichen des Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg. Neben den Weideschweinen dürfen sie auch noch die Schafe selbst füttern und die Pferde auf der Koppel besuchen. Zu jeder Station hat Martin Eck spannende Hintergrundinformationen für die Schüler parat. Das Feedback zum Schluss ist entsprechend positiv: "Ich fand’s super", erzählt Schülerin Charlotte. "Man kann richtig sehen, wie gut es den Tieren da geht."

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