Sappi Eingang Tor 1
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Die mögliche Schließung der Papierfabrik Sappi in Stockstadt bereitet den Beschäftigten große Sorgen. Sie versammelten sich zu einer Mahnwache.

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550 Jobs in Gefahr: Mahnwache bei Papierfabrik in Stockstadt

Die im Raum stehende Schließung der Papierfabrik Sappi in Stockstadt bereitet den Beschäftigten große Sorgen. Wenn sich in drei Monaten kein Käufer findet, stehen 550 Beschäftigte auf der Straße. Diese versammelten sich nun zu einer Mahnwache.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Unter dem Motto "Sappi nicht zu Grabe tragen!" hat die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) am Donnerstag ab 12 Uhr zu einer 12-Stunden-Mahnwache vor der Papierfabrik in Stockstadt aufgerufen. Um auf die unsichere Situation der 550 Beschäftigten aufmerksam zu machen wurden Grabkerzen angezündet.

"Hier arbeiten 550 Beschäftigte seit vielen Generationen, es sind ganze Familien beschäftigt und da ist jetzt die Sorge, dass ein ganzes Familieneinkommen wegbrechen könnte. Symbolisch dafür wollen wir den ganzen Tag über Grablichter anzünden – bis Mitternacht", so Toni Lütgenau von der IGBCE gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.

Wirtschaftlichen Lage der Papierindustrie

Das Unternehmen Sappi Europe hatte Anfang Juli bekannt gegeben, einen Käufer für den Standort am Untermain zu suchen. Gelingt das nicht innerhalb einer dreimonatigen Frist, müsse die Sappi GmbH in Stockstadt am Main vollständig geschlossen werden. Der Mutterkonzern begründet diesen Schritt mit der allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage der Papierindustrie und der eingebrochenen Nachfrage. Die Fabrik verbraucht demnach viel Energie, die bekanntlich teurer geworden ist. Außerdem werde weniger Papier nachgefragt, heißt es aus der südafrikanischen Sappi-Zentrale.

120 Jahre Sappi in Stockstadt

Bei der Mahnwache vor den Werkstoren haben sich viele Beschäftigte, ehemalige Angestellte, Anwohner und Politiker versammelt. "Ein Stockstadt ohne Sappi kann man sich gar nicht vorstellen!", sagen die meisten. Eine ältere Frau hat Tränen in den Augen. Seit mehr als 120 Jahren gibt es die Papier- und Zellstofffabrik in Stockstadt, sie ist einer der großen Arbeitgeber am Untermain. Der Betriebsratsvorsitzender Michael Gerlach erklärt, dass auch die Seelsorge mit ins Boot geholt wurde, um professionelle Unterstützung anzubieten. Laut Gerlach gehen am 2. August die Verhandlungen mit der Geschäftsführung los. Bereits jetzt würden täglich rund 40 Beschäftigte in sein Büro kommen und fragen wie es weitergeht.

Folgen für lokale Firmen bei möglicher Schließung

Die Sappi GmbH in Stockstadt wurde 1898 als reine Zellstofffabrik gegründet und hat in der Vergangenheit mehrmals den Besitzer gewechselt. Der aktuelle Besitzer, Sappi Limited, ist eine global operierende Gesellschaft, die ihren Firmensitz in Johannesburg in Südafrika hat.

Die Aschaffenburger Landtagsabgeordnete Martina Fehlner (SPD) macht darauf aufmerksam, dass ein Aus von Sappi Deutschland auch weitereichende Folgen für lokale Firmen hätte – sowie die Waldwirtschaft in Spessart und Odenwald. Doch auch Gaststätten, Hotels und Bäcker im Ort wären von der Schließung betroffen. Das Papier von Sappi Stockstadt GmbH wird unter anderem zur Herstellung von hochwertigen Kalendern, Bildbänden und Kunstbüchern genutzt.

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Grablichter formen die Zahl 550 – symbolisch, vor den Werktoren von Sappi in Stockstadt (Lkr. Aschaffenburg), wo 550 Menschen arbeiten.

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