Nachgebaute Lagertore und Blick auf das Häftlingsbad in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
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Archivbild: KZ-Gedenkstätten in Bayern - Flossenbürg

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80 Millionen Euro für Erinnerungsorte aus der NS-Zeit

Um die Erinnerung an das Grauen der NS-Zeit wach zu halten, will der Bund fast 80 Millionen Euro in Gedenkstätten – unter anderem ehemalige Konzentrationslager – investieren. Fast zwei Drittel des Geldes bekommen bayerische Gedenkorte.

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Gedenkstätten an ehemaligen Konzentrationslagern und andere Gedenkorte zur die NS-Zeit sollen fast 80 Millionen Euro an Bundesmitteln bekommen. Das beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestags am Donnerstag in Berlin. Finanziert werden sollen unter anderem eine neue Ausstellung im früheren Konzentrationslager Dachau, aber auch die Umgestaltung der Kongresshalle Nürnberg für Kunst und Kultur auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände der NSDAP.

Gedenkorte von großer Bedeutung

"Kulturdenkmäler und Orte der Erinnerung an die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus zeigen uns täglich, wozu Hass, Hetze und Ausgrenzung führen können", erklärten die Haushälter der Ampel-Fraktionen Dennis Rohde (SPD), Andreas Audretsch (Grüne) und Otto Fricke (FDP). "Gerade in Zeiten, in denen manche unsere Demokratie infrage stellen, sind diese Orte von großer Bedeutung."

51 Millionen Euro für Dachau, Nürnberg und Flossenbürg

Fast zwei Drittel der 79,4 Millionen Euro sollen in Gedenkorte in Bayern fließen – neben Dachau und Nürnberg auch in die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Damit hat der Haushaltsausschuss des Bundestags die Anträge der Stiftung bayerische Gedenkstätten gebilligt. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (FW) zeigt sich erfreut über den Beschluss des Haushaltsausschusses: "Ein guter Tag für die Erinnerungskultur in Bayern und ganz Deutschland."

"Als bayerische Abgeordnete freut es mich besonders, dass die KZ-Gedenkstätten in Dachau und Flossenbürg berücksichtigt wurden, die hervorragende Arbeit leisten und dringend auf Mittel angewiesen sind", erklärte die Oberpfälzer SPD-Abgeordnete Marianne Schieder, Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion für die Erinnerungskultur bis 1945 im Ausschuss für Kultur und Medien. "Ihr Engagement ist heute so wichtig wie eh und je und es ist unsere Aufgabe, die Rahmenbedingungen für ihre Arbeit bestmöglich zu gestalten."

Moderner Lern- und Ausstellungsort in Dachau

In der KZ-Gedenkstätte Dachau sollen dank der Bundesförderung von 17,5 Millionen Euro und Landesmitteln in gleicher Höhe die beiden rekonstruierten Häftlingsbaracken der Stiftung Bayerische Gedenkstätten zufolge neu gestaltet werden. Diese sollen künftig eine Ausstellung und Seminarräume beherbergen.

Erweiterung der Gedenkstätte in Flossenbürg

In Flossenbürg soll die Gedenkstätte um das sogenannte DESt-Gebäude erweitert werden. An die KZ-Gedenkstätte gehen 4,3 Millionen jeweils vom Bund und vom Land, um den ehemaligen Verwaltungsbau der SS zu erschließen und für die Erinnerungsarbeit zu nutzen. Der Freistaat hatte seine Kofinanzierung in gleicher Höhe bereits 2022 zugesagt.

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Mit knapp 29,5 Millionen Euro fördert der Bund den Erhalt und Umbau der Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg.

Kongresshalle in Nürnberg soll Kunst- und Kulturort werden

Mit knapp 29,5 Millionen Euro fördert der Bund den Erhalt und Umbau der Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg in ein Kulturzentrum. Damit trage der Bund die Hälfte der veranschlagten Gesamtkosten für diesen Bauabschnitt von 59 Millionen Euro, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben der Nürnberger Bundestagsabgeordneten Gabriela Heinrich (SPD), Sascha Müller, Tessa Ganserer (beide Bündnis 90/Die Grünen) und Katja Hessel (FDP). Sie hatten sich fraktionsübergreifend für die Haushaltszuschüsse eingesetzt.

Fraktionsübergreifende Freude in Nürnberg über Bundesförderung

Gabriela Heinrich (SPD) schreibt, sie freue sich "riesig über die massive Bundesförderung zugunsten der Erinnerungskultur in Nürnberg." In dem von den Nationalsozialisten errichteten Bau soll zum einen eine Ausweichspielstätte für die Nürnberger Oper während der Sanierung des Opernhauses entstehen. Zum anderen sollen Kunst- und Kulturschaffende hier "Ermöglichungsräume" erhalten.

"Das ist ein weiteres starkes Bekenntnis des Bundes, Nürnberg beim Umgang mit dem historischen Erbe zu unterstützen", teilte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) mit Blick auf die Entscheidung des Haushaltsausschusses mit. Die nie fertiggestellte Kongresshalle ist eine der größten baulichen Hinterlassenschaften der Nationalsozialisten.

Als "Gegen-Ort zu nationalsozialistischem Größenwahn"

Katja Hessel, Staatsekretärin im Bundesfinanzministerium, erklärte: "Wir schaffen Raum für Kultur in Nürnberg und bewahren zugleich die Kongresshalle als eines der größten Baurelikte der NS-Diktatur als Mahnung und Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit." Sascha Müller von den Grünen erklärte, man wolle den "nationalsozialistischen Monumentalbau mit kulturellem Leben füllen – gerade als Gegen-Ort des nationalsozialistischen Größenwahns." Auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Michael Frieser begrüßt die Zusage in einem eigenen Schreiben. Allein könne die Stadt "die Umwidmung dieses NS-Monstrums in einen bundesweit einmaligen Ort für die zeitgenössischen Künste und Kulturen nicht stemmen", so Frieser.

In einem Schreiben der Ampel-Abgeordneten von SPD, Grünen und FDP heißt es weiter: "Damit hat der Haushaltsausschuss die Zusagen hinsichtlich der Bundesförderung erfüllt und ist seiner Verantwortung für das bauliche Erbe der NS-Zeit gerecht geworden. Jetzt ist es an der bayerischen Staatsregierung, ihrerseits die zugesagten Gelder bereitzustellen, damit die Stadt Nürnberg in die Ausschreibung gehen kann."

Weitere Förderungen ehemaliger KZ-Gedenkstätten

Bedacht werden zudem die KZ-Gedenkstätte Neuengamme in Hamburg, die KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing in Schleswig-Holstein, ein Kulturort auf dem Gelände der ehemaligen sogenannten NS-Ordensburg Vogelsang in Nordrhein-Westfalen, das Museum Bad Sachsa in Niedersachsen und der Erinnerungsort Kent School in Nordrhein-Westfalen. Dort hatten die Nationalsozialisten behinderte Menschen inhaftiert und ermordet.

Mit Informationen der dpa.

Ein Foto von Richard Grune liegt über einer Aufnahme von Zwangsarbeitern im Steinbruch des Konzentrationslagers Flossenbürg in Bayern 1942
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Richard Grune kam ins KZ Flossenbürg - weil er Männer liebte und keine Frauen.

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