Skulptur in der KZ-Gedenkstätte Dachau.
Bildrechte: BR/Herbert Ebner

Seit 20 Jahren hält die Stiftung Bayerische Gedenkstätten die Erinnerung wach.

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Orte der Erinnerung: 20 Jahre Stiftung Bayerische Gedenkstätten

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus: Seit 20 Jahren hält die Stiftung Bayerische Gedenkstätten die Erinnerung wach. Ein wichtiges Anliegen ist es auch, die Gedenkorte Dachau und Flossenbürg zu bewahren. Ein Staatsempfang würdigte das Engagement.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten will nicht nur zurückblicken und erinnern. Es geht immer auch um einen Blick nach vorne, auf zukünftige Generationen und was sie aus der Geschichte für sich lernen können. Die Stiftung ist als Dachorganisation zuständig für die KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg sowie für insgesamt 75 KZ-Friedhöfe in Bayern. Am Montagabend wurde das 20-jährige Bestehen der Stiftung mit einem Staatsempfang in der Münchner Residenz gewürdigt.

  • Zum Artikel: Der lange Kampf um die Erinnerung: Die KZ-Gedenkstätte Dachau

Immer weniger Zeitzeugen

Die Erinnerung wachzuhalten wird immer schwieriger, das wurde auf dem Staatsempfang deutlich. Denn es gibt kaum noch Zeitzeugen, die in Schulen gehen und mit den Schülern sprechen können. Für Stiftungsdirektor Karl Freller ist klar, dass das Erinnern sich verändert. "Immer mehr werden die Orte der Verbrechen letztlich die Zeugen der Verbrechen", betonte Freller in seiner Rede. "Das heißt, Dachau und Flossenbürg und seine Außenlager werden immer mehr für sich selbst sprechen müssen, als Orte. Das heißt, wir müssen dort investieren."

Investitionen in Gedenkstätten notwendig

Investitionen sind dringend notwendig. Der Sanierungsdruck steigt. Allein in Dachau werden pro Jahr fast eine Million Besucher gezählt, was die Gedenkstätte vor personelle und räumliche Herausforderungen stellt. Der Freistaat habe Geld zugesagt, auf den Bund hoffe er, so der Stiftungsdirektor. Die Gedenkstätten müssten für die nächsten Generationen gesichert werden. Das Gedenken aufrecht zu erhalten sei wichtiger denn je, sagte Freller. Es sei die Demokratie, die das "Nie wieder" sichere.

Der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten

Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) betonte die Wichtigkeit von Erinnerungsstätten gerade auch für junge Leute. Gedenkstätten dienten auch immer dazu, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. "Denn wer sieht, was in der Vergangenheit möglich war, wer sieht, was Menschen zu tun in der Lage waren, der sieht hoffentlich auch die Gegenwart mit anderen mit offeneren Augen", sagte Herrmann. Der schaue nicht weg, wenn Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus um sich greifen.

Kontakt mit Zeitzeugen hilft beim Verstehen

Der 95-jährige Abba Naor besucht noch heute als einer der letzten Zeitzeugen Schulen und erzählt den Jugendlichen aus diesem Kapitel seines Lebens. Naor ist überzeugt davon, dass die junge Generation sehr von der Begegnung mit Zeitzeugen profitiere. "Nachdem sie mit mir gesprochen haben, mit Sicherheit werden sie ganz andere Menschen sein." Die Jugendlichen würden dafür sorgen, dass solche Verbrechen sich nicht wiederholten.

Claudia Roth: Berichte von Zeitzeugen wichtiger denn je

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) nahm Bezug auf das sich verändernde Klima im Land und sprach den Zeitzeugen Naor direkt an. "Wir brauchen Menschen wie Sie gerade in Zeiten, in denen der Hass in vielen Ländern, auch in unserem Land, auch in Deutschland, immer mehr Anhänger und Anhängerinnen gewinnt. In denen die antisemitischen und rassistischen Lügner und Lügnerinnen das große Wort führen und der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist."

Die Menschenwürde ist unantastbar

Die Lehren des Dritten Reichs hätten schließlich auch das Grundgesetz geprägt, führte Roth aus. Zentral dabei: "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Genau hier käme den Gedenkstätten für die Zukunft eine herausragende Bedeutung zu. Denn sie schützten und bewahrten nicht nur die Erinnerung an die deutschen Verbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. "Sie vermitteln damit zugleich die herausragende Bedeutung der Garantie der Menschenwürde heute und in Zukunft", so die Ministerin. Genau das leiste die Stiftung mit ihren Gedenkstätten auf vorbildliche Weise.

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