Werbeschild für den Tiergarten Straubing an der A3.
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Das Werbeschild für den Zoo an der A3 macht viele Menschen auf Straubing aufmerksam.

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80.000 Euro für Autobahn-Werbung: Können Schilder doch bleiben?

Straubing hat gegen neue Zooschilder an der Autobahn gestimmt – obwohl diese wichtige Werbung für die Stadt waren. Aber 80.000 Euro sind der klammen Stadt zu viel. Günstiger wäre es, wenn man die alten repariert, doch dies birgt auch ein Risiko.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Wie teuer kann ein Schild schon sein? Mit 40.000 Euro hatte Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU) jedenfalls nicht gerechnet. Deshalb hatte der Stadtrat Anfang der Woche die Erneuerung der beiden Hinweisschilder "Zoo Straubing" an der A3 abgelehnt.

In der kommenden Woche soll es nun aber ein Gespräch zwischen der Autobahn GmbH und der Stadt Straubing geben. Das sagte am Freitag Josef Seebacher, Sprecher der zuständigen Autobahn GmbH, dem Bayerischen Rundfunk. Man werde versuchen, der Stadtverwaltung Lösungsvorschläge anzubieten, so Seebacher weiter. Die Stadt Straubing sei bereits seit zwei Jahren darüber informiert, dass die beiden Hinweistafeln auf den Tiergarten das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hätten.

Straubinger Schilder nachts nicht mehr gut lesbar

Laut dem Autobahn-Sprecher sind solche Schilder etwa 15 Jahre haltbar. Danach habe die Witterung das Ihrige getan. Konkret strapazierten Sonnenstrahlen die Schilder besonders: Die Folie auf den Schildern – im Fall Straubing zeigt sie einen Tiger und einen Tukan über dem Schriftzug "Zoo Straubing" – sei insbesondere in der Nacht nicht mehr gut lesbar, sagte Seebacher.

Das sei nicht das entscheidende Problem, auch wenn es deswegen Beschwerden von Autofahrern gegeben habe. Wichtiger: Auch das Material sei in die Jahre gekommen. UV-Strahlung lasse Aluminium spröde werden.

Schilder in drei Regionen betroffen

Akut betroffen sind in Bayern derzeit Schilder in drei Regionen: "Straubinger Zoo" von 2001, "Tölzer Land" von 1994 und "Naturpark Oberer Bayerischer Wald" von 2006. Alle haben also ihre 15-jährige Lebenserwartung überwunden. Lediglich die Makel der Schilder auszubessern, kam zunächst wegen einer Norm aus dem Jahr 2008 nicht infrage.

Norm von 2008 erfordert komplette Erneuerung

2008 hat die Forschungsgesellschaft für Straßen und Verkehr gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium neue Richtlinien für die touristischen Hinweisschilder beschlossen. Diese fordern unter anderem eine neue, größere Schildergröße.

Im Bereich der Autobahn GmbH Südbayern sind rund 150 Schilder verzeichnet, die vor 2008 aufgestellt wurden. Wenn bei diesen Schildern zwischenzeitlich ein Mangel auftrat, mussten sie gegen Schilder, die der Norm von 2008 entsprechen, ausgetauscht werden. Dort wo die Schilder noch nicht erneuert wurden, steht der Austausch früher oder später ebenfalls an. Wegen der neuen Schildergröße müssen in aller Regel auch der Ständer und das Fundament, auf dem er steht, gewechselt werden. Ein Grund, warum die Kosten so enorm sind.

Kompromiss für Zoo-Schild

Nach Angaben von Seebacher wird nun aber doch geprüft, ob es möglich ist, die Schilder lediglich zu reparieren. Die Stadt müsse allerdings dann das Risiko tragen, dass die Schilder vielleicht in fünf oder acht Jahren doch ausgetauscht oder entfernt werden müssten. Wie viel günstiger diese Lösung tatsächlich wäre, ist noch nicht bekannt. Bislang hat es laut der Stadt Straubing dazu aber noch keine Gespräche mit der Autobahn GmbH gegeben.

Hintergrund der enormen Kosten

Die hohen Kosten für neue Schilder berechnet Seebacher so: Hinweistafel, Montage, Gabelständer und Fundament liegen bei 8.000 bis 13.000 Euro. Dazu kommt ein Verwaltungskostenzuschlag von zehn Prozent und ein Ablösebetrag von 50 Prozent, also nochmal 4.800 bis 7.800 Euro. Den Ablösebetrag zahlt die Gemeinde für Unterhaltsmehrkosten an die Autobahn GmbH für die Wartung der Schilder: Die umfasst zum Beispiel zwei bis drei Kontrollen pro Jahr, ob die Schilder noch verkehrssicher sind sowie das händische Rasenmähen um die Schilder herum, erklärt Seebacher.

Zusätzlich kommen noch 3.000 bis 4.000 Euro für die Verkehrssicherung während der Montage hinzu. Die übernehmen mehrere Lkw. Außerdem kostet die Demontage des alten Schildes 4.000 bis 5.000 Euro. Zusätzlich der Umsatzsteuer kostet ein Schild demnach 23.500 bis 35.000 Euro.

Straubing verblüfft über Kostenanstieg

Straubings Oberbürgermeister Pannermayr hatte sich davon verblüfft gezeigt und daran erinnert, dass die Stadt 2001 beim Aufstellen der beiden Schilder rund 6.000 Euro zu zahlen hatte. Die massive Kostensteigerung um den Faktor 14 im Lauf der vergangenen 23 Jahre sei für ihn nicht nachvollziehbar.

Autobahn-Sprecher Seebacher äußerte sich auf Rückfrage dazu so: "Die Details zur Rechnung der damaligen Autobahndirektion Südbayern liegen uns nicht vor. Eventuell war bei den Kosten nur das Schild ohne Fundament, ohne Verkehrssicherung und ohne Ablösebetrag für Unterhaltsmehrkosten für 15 Jahre enthalten. Eine Demontage eines alten Schildes gab es sicher bei der erstmaligen Aufstellung eines Schildes auch nicht." So sei beispielsweise auch ein höherer Mähaufwand wegen der Schilderfundamente auf einen Zeitraum von 15 Jahren im Verwaltungskostenzuschlag zu berücksichtigen. Auch die Kosten für Verkehrssicherungsmaßnahmen auf der Autobahnbaustelle müssten berechnet und weitergereicht werden.

Straubings OB schreibt Beschwerde an Verkehrsminister Wissing

Straubings Oberbürgermeister Pannermayr meint dagegen, durch überbordende Bürokratie und ausuferndes Regularium seien viele Dinge in Deutschland nur noch schwer und mit hohem Kostenaufwand durchsetzbar. Das manifestiere sich am Beispiel der Werbeschilder an der Autobahn. Pannermayr schildert deswegen in einem Brief an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) das Dilemma und fordert einen Bürokratieabbau.

Der Straubinger Stadtrat hatte am vergangenen Montag einstimmig die Erneuerung der Werbetafeln an der A3 abgelehnt. Für die beiden Schilder wären Kosten in Höhe von bis zu 84.000 Euro entstanden. Angesichts klammer kommunaler Kassen sei eine solche Summe den Bürgerinnen und Bürgern nicht zu vermitteln, so die Sprecher der verschiedenen Stadtratsfraktionen.

Fälle in ganz Bayern: Landkreise nehmen Kosten in Kauf

Auch im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen sieht es so aus, als würden die Schilder nicht erneuert werden. Zumindest ist das der empfehlende Beschluss des Fachausschusses "Umwelt, Infrastruktur und Tourismus". Gründe dafür sind laut einer Sprecherin die hohen Kosten, aber auch die Überlegung, wie sinnvoll solche Schilder in Zeiten von Navigationssystemen noch sind.

Das Landratsamt Cham hat sich für die Erneuerung des Schildes "Naturpark Oberer Bayerischer Wald" entschieden, um nach einem Sprecher weiter die Besucher von der Autobahn zum Naturpark zu lenken. Genauso hat sich vergangenes Jahr der Tourismusverband Fränkisches Seenland GbR für die Erneuerung ihrer Schilder entschieden.

In Zukunft weniger Schilder?

Generell stehen laut Josef Seebacher in Bayern zu viele solcher Schilder, nämlich über 800: "Die Richtlinien sehen vor, dass zwischen zwei Anschlussstellen höchstens zwei touristische Hinweisschilder stehen sollen." Das sei in Bayern nicht bei allen der Fall. Außerdem erhalte die Autobahn GmbH zunehmend Rückmeldungen der Verkehrsteilnehmer, dass es aus deren Sicht zu viele touristische Hinweisschilder gebe.

💡 Autobahn-Hinweisschilder

Einem Sprecher der Autobahn GmbH in Berlin zufolge wurde das erste braune Hinweisschild in Deutschland in den 1980er-Jahren aufgestellt. Motiv war die Burg Teck bei Stuttgart. Die Zahl der Schilder werde bundesweit auf rund 3.400 geschätzt, eine genaue Übersicht sei im Aufbau. Bundesweit gültige Regularien für die Schilder gibt es den Angaben nach seit 1988.

Mit Material von dpa

Werbeschild an der Autobahn für den Straubinger Zoo
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Straubing hat gegen neue Zooschilder an der Autobahn gestimmt, obwohl sie eine wichtige Werbung sind.

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