Gebäude der Diakonie
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75. Jubiläum Diakonie Bayern: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat bei einem Empfang die wichtige Arbeit des Wohlfahrtsverbands gewürdigt.

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"75 Jahre gelebte Nächstenliebe": Herrmann gratuliert Diakonie

Das Diakonische Werk Bayern ist im Freistaat der zweitgrößte Wohlfahrtsverband. Mit rund 126.000 Beschäftigten kümmert sich die Einrichtung um Kranke und Schwache. Zum 75. Jubiläum bedankte sich Innenminister Herrmann für die engagierte Arbeit.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat am Freitag in Nürnberg bei einem Jubiläumsempfang dem Diakonischen Werk Bayern zum 75-jährigen Bestehen gratuliert. Dabei hat er auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seinen Dank und seine Anerkennung ausgesprochen: "Grundlage Ihrer Arbeit ist der Glaube an Jesus Christus. Sie arbeiten solidarisch und barmherzig mit und für Menschen, die Hilfe benötigen. Sie leben Nächstenliebe! Vergelt's Gott!", sagte der Innenminister.

Vielfältiger "Problemlöser" für Arme und Schwache

Die Diakonie sei "ein Problemlöser in den unterschiedlichsten Arbeitsgebieten", setze sich politisch wie gesellschaftlich für Menschen ein und gebe "auch den Schwachen und Kranken in unserer Gesellschaft eine Stimme", so der Minister. Ihre mehr als 100 Arbeitsfelder reichten von der "Hilfe für Kinder, Jugendliche und Familien bis hin zur Sterbebegleitung. HIV-positive Menschen, Menschen mit Behinderung sowie Migration und Flucht sind ebenfalls wichtige Themen in der Diakoniearbeit." Circa zehn Millionen Menschen in Deutschland würden von der Diakonie betreut, beraten, gepflegt und medizinisch versorgt.

Zweitgrößte Wohlfahrtsverband Bayerns

Das Diakonische Werk Bayern ist mit knapp 3.300 Einrichtungen, rund 98.000 Mitarbeitern und rund 28.000 Ehrenamtlichen der zweitgrößte Wohlfahrtsverband in Bayern. In der Geschäftsstelle der Diakonie Bayern in Nürnberg sind etwa 120 Mitarbeitende in rund 40 Referaten aktiv, zudem ist dort auch Dienstsitz der Präsidentin der Diakonie in Bayern, Sabine Weingärtner.

Ehrung für Präsidentin Sabine Weingärtner und die Beschäftigten

Sie erhielt am Freitag die Bayerische Staatsmedaille für Verdienste um Gesundheit und Pflege vom zuständigen Minister, Klaus Holetschek (CSU). Weingärtner erhalte die Staatsmedaille stellvertretend für die haupt- und ehrenamtlich Beschäftigten der Diakonie Bayern. Die Medaille sei "Ausdruck des öffentlichen Lobes und Dankes für herausragende Verdienste", so Holetschek.

Diakonie auf dem Kirchentag

Während die Diakonie Bayern gefeiert wird, läuft in Nürnberg der Deutsche Evangelische Kirchentag und der Wohlfahrtsverband präsentiert sich auch dort. So ist die Einrichtung auf dem Markt der Möglichkeiten im Nürnberger Messegelände bis zum Samstag gemeinsam mit dem Bundesverband der Diakonie zu finden. Außerdem beteiligt sie sich an vielen verschiedenen Veranstaltungsformaten, zum Beispiel der Bibelarbeit mit Präsidentin Sabine Weingärtner, mit einem inklusiven Diakonie-Gottesdienst und Workshops. Das genaue Programm und der Zeitplan sind hier zu finden.

Pfarrer Wilhelm Löhe als Gründungsvater in Bayern

Die Anfänge der Diakonie gehen bis ins Jahr 1848 zurück. Auf Anregung des Hamburger Pfarrers Johann Hinrich Wichern entstand die "Innere Mission". Sein Ziel war, die Armut zu bekämpfen und die Menschen für den Glauben und die Kirche zu gewinnen. In Bayern gilt der fränkische Pfarrer Wilhelm Löhe als wichtigster Gründervater der Diakonie. Zunächst kümmerte sich die Diakonie vor allem um bedürftige Kinder und Jugendliche, später auch um kranke, alte und behinderte Menschen.

Nürnberg und Rummelsberg

Die erste Einrichtung entsteht nach Angaben der Diakonie 1824 in Nürnberg. 1854 und 1855 werden in Neuendettelsau und in Augsburg zwei Diakonissen-Mutterhäuser gegründet. Viele Jahrezehnte sind die Diakonissen, die in Gemeinden, Krankenhäusern und Erziehungseinrichtungen arbeiten, prägend für die diakonische Arbeit. 1886 wird in Nürnberg schließlich der "Landesverein für Innere Mission" gegründet, aus dem die "Landesdiakonieanstalt" hervorgeht. Sie zieht 1905 von Nürnberg nach Rummelsberg. Gleichzeitig werden nun auch Diakone als männliches Gegenstück zur Diakonisse ausgebildet und eingesetzt.

Der NS-Macht unterstellt

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten sei im evangelischen Bayern zunächst mit großen Hoffnungen und Erwartungen verknüpft gewesen, heißt es auf der Webseite der Einrichtung. Schnell sei allerdings die Ernüchterung gefolgt. "Bald unterstellen sich die Einrichtungen aus Sorge vor Enteignung und 'Gleichschaltung' der bayerischen Landeskirche. In die NS-Krankenmorde, die ab 1941 stattfinden, sind auch bayerische Häuser verstrickt", heißt es weiter.

Zusammenführung zu einer Einrichtung

Nach dem Krieg wird das "Hilfswerk der Inneren Mission der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern" gegründet. Es sammelt, wie auch heute noch, Spenden und verteilt Hilfsgüter. 1947 werden schließlich das Hilfswerk und die Innere Mission zusammengeführt und seit 1948 treten sie als "Diakonisches Werk Bayern - Landesverband der Inneren Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern" auf.

Bayerns erste Diakonie-Kirche

Während die Mitgliederzahlen der christlichen Kirchen sinken, übernehmen die Diakonie und auch die Caritas gleichzeitig immer mehr soziale Aufgaben. Im Münchner Stadtteil Hasenbergl etwa zeigt sich diese Entwicklung besonders ausgeprägt. Dort entstand im Frühjahr die erste "Diakonie-Kirche": Ein offenes Haus mit Kirchengemeinde und diakonischer Sozialarbeit unter einem Dach.

Bayerns erste Diakoniekirche
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Bayerns erste Diakoniekirche

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