Die Tätowiererin Mila Loba übersticht in Straubing kostenlos Rammstein-Tattoos.
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Die Tätowiererin Mila Loba übersticht in Straubing kostenlos Rammstein-Tattoos.

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Tätowiererinnen in Bayern überstechen Rammstein-Tattoos gratis

Wegen der Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann kehren sich manche Fans von der Band ab. Mehrere Tätowiererinnen aus Bayern wollen nun kostenlos oder gegen eine Spende Rammstein-Tattoos überdecken.

Für viele scheint die Liebe zur Musik von Rammstein trotz der Vorwürfe gegen den Sänger Till Lindemann ungebrochen: Rund 60.000 Fans pilgerten am Mittwoch und Donnerstag ins Münchner Olympiastadion, um Till Lindemann und Co. live zu sehen, bei den beiden weiteren Konzerten am Samstag- und Sonntagabend wird es wohl wieder so sein.

Doch das sehen nicht alle so: Aufgrund der Vorwürfe habe sich das Konzert für sie "endgültig erledigt", äußerte zum Beispiel ein Fan auf Twitter. "Das Ticket ist leider bereits gekauft, doch dort hinzugehen und zu feiern kann und will ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren." Eine andere schreibt: "Ich will mein Ticket nicht weiterverkaufen. Ich würde mir ein leeres Stadium wünschen" – ein Wunsch, der zumindest in München wohl nicht in Erfüllung gehen wird.

Für diejenigen, die nicht nur Tickets, sondern auch die Zeichen ihres Fanseins auf ihrem Körper loswerden wollen, haben mehrere Tätowiererinnen auch in Bayern nun eine Idee: Sie wollen Rammstein-Tattoos gratis überdecken.

Kostenloses Cover-Up - oder gegen Spende

Eine von ihnen ist Mila Loba. Seit dieser Woche bietet sie in ihren Studios in Straubing und Berlin an, dass sich Kundinnen und Kunden Rammstein-Tattoos überstechen lassen können. Die so genannten "Cover-Ups" werden kostenlos gestochen. Falls die Person etwas zahlen möchte, wird die Summe an eine Organisation gespendet, die sich gegen Gewalt gegen Frauen einsetzt.

Und damit ist sie nicht die einzige: Auch Tätowiererinnen in Nürnberg, Stuttgart, Erfurt oder im Ruhrgebiet machen mit und verbreiten über soziale Medien ihr Angebot. "Mein Beweggrund ist ganz einfach, Menschen, die sich wegen der im Raum stehenden Vorwürfe nicht mit ihrem Rammstein-Tattoo wohlfühlen, zu helfen", sagt Loba gegenüber BR24.

Die Reaktionen seien fast ausschließlich positiv, erzählt Loba: "Der ein oder andere negative Kommentar hat sich zwar auch schon auf meine Seite verirrt, der Großteil findet die Aktion aber super." Die Tätowiererinnen bekommen aber nicht nur Zuspruch, sondern auch zahlreiche Anfragen von Interessenten: Knapp 40 Termine hat Mila Loba bereits vergeben. Da die Aktion mehrere Tätowiererinnen motiviert habe, Ähnliches anzubieten, würden sich die Kunden ganz gut verteilen, sagt sie.

Überwältigt von den Reaktionen

Loba ist überwältigt, welche Wellen ihre Idee geschlagen hat. In ihrer Instagram-Story schreibt sie: "Ich kann nicht glauben, welche Dimensionen meine Story erreicht hat. Ich bin nur eine normale Tätowiererin und wollte einfach Menschen helfen, die sich mit ihren Rammstein-Tattoos nicht wohlfühlen. Ich möchte diese große Aufmerksamkeit nicht."

In der kommenden Woche wird Mila Loba die ersten Rammstein-Tattoos überstechen. Bis dahin will sie auch entscheiden, an welche Organisationen die Spenden gehen sollen.

Auch wenn sich die schwerwiegenden Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Lindemann nicht erhärten sollten, ist für sie klar: "Das würde für mich keinen Unterschied machen. Ich helfe ganz einfach den Menschen, die damit nicht assoziiert werden wollen oder auch zum Teil selbst solche Erfahrungen gemacht und mit mir geteilt haben." Sie wolle niemanden anzetteln oder aufhetzen, sondern einfach Menschen, die sich aktuell einen Gang ins Tattoo-Studio nicht leisten könnten, aber ihr Tattoo loswerden wollen, eine Möglichkeit bieten.

Audio: Einschätzungen zu den Vorwürfen gegen Rammstein

Rammstein-Frontman Till Lindemann (Archivbild)
Bildrechte: picture alliance / dpa | Carsten Rehder
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Rammstein-Sänger Lindemann kokettiert auf der Bühne gerne mit phallusartigen Darstellungen.

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