Die Gefleckte Schnarrschrecke (Bryodema tuberculata, Bryodemella tuberculata), sitzt auf einem Stein.
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Die Gefleckte Schnarrschrecke fühlt sich in alpinen Flusstälern wohl. Doch ihr Lebensraum ist bedroht. Der LBV will ihr beim Überleben helfen.

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Schnarrschrecke soll leben: Verband will Trockenflächen schützen

In den Tälern alpiner Flüsse fühlen sich so manche vom Aussterben bedrohte Tierarten wohl. Doch diese besonderen Trockenlebensräume sind bedroht. Mit einem neuen Projekt will der Naturschutzverband LBV nun Schnarrschrecke, Tamariske und Co. helfen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Sie sind Spezialisten für extreme Lebensbedingungen: Die Gefleckte Schnarrschrecke, der Kiesbank-Grashüpfer oder die Deutsche Tamariske - ein seltenes, sommergrünes Laubgehölz, auch Rispelstrauch genannt - sind an die Trockenlebensräume in den alpinen Tälern angepasst. Doch diese Lebensräume schwinden immer mehr. In einem neuen Schutzprojekt will der Landesverband für Vogel- und Naturschutz LBV mit Sitz in Hilpoltstein diesen wertvollen Lebensraum zwischen Lech, Loisach und Isar besser schützen.

Wehre, Deiche und Dämme bedrohen Lebensraum

In den Alpentälern ist es mal staubtrocken, dann wieder steht das Wasser meterhoch – was für viele Arten zu extrem ist, lieben Schnarrschrecke und Co. "Wo diese Dynamik verloren gegangen ist, haben Spezialisten keine Überlebenschance“, erklärt LBV-Projektleiter Fabian Unger. Durch die Eingriffe in den Gewässer- und Geschiebehaushalt vieler Fließgewässer – zum Beispiel durch den Bau von Wehren, Deichen oder Dämmen für die Wasserkraftnutzung – seien die Lebensräume dieser Spezialisten besorgniserregend geschrumpft, so Unger. An vielen Stellen seien die ohnehin seltenen Arten sogar bereits verschwunden.

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An der Isar bei Geretsried hat Projektleiter Fabian Unger eine der seltenen Schnarrschrecken gefunden.

Bessere Lebensbedingungen zwischen Lech und Isar

Daher hat der Naturschutzverband das Projekt "Bayerns Seltenste: Arten der Trockenlebensräume" gestartet. "Mit dem Projekt möchten wir im Gebiet zwischen Lech und Isar wertvolle Trockenlebensräume schützen, verbessern und verbinden", erklärt der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. "So sollen Bedingungen entstehen, die es den seltenen Arten dort ermöglichen, auch zukünftig zu überleben." Im Juni hat der LBV damit begonnen, südlich von München den Bestand dieser Insekten und der Tamariske zu erfassen und zu kartieren. Es sollen Ausbreitungskorridore geschaffen werden und auch die Ansiedlungen in Abbau- und Lagerstätten ist geplant.

Die Vision von LBV-Projektleiter Unger: Dass, wenn Hochwasser kommt, dieses die Flüsse und Auen wieder so überschwemmen darf, wie es natürlich ist. "Doch durch die vielen Baumaßnahmen am Gewässer ist das vielfach nicht möglich", bedauert er. Die Kiesbänke an den alpinen Flüssen sind auch als Baumaterial begehrt.

Schutzprojekt läuft sechs Jahre

Das Schutzprojekt für Bayerns seltenste Trockenarten wird zum größten Teil über Bundesmittel finanziert. 750.000 Euro investiert der LBV in den kommenden sechs Jahren in das Projekt, sagte Projektleiter Unger dem BR. Der Bayerische Naturschutzfond steuert 115.000 Euro bei. Er berät den LBV zudem, wo Aktionen zum Schutz der gefährdeten Arten erfolgversprechend sind.

Bei dem Projekt ist der LBV auf die Zusammenarbeit mit den Wasserwirtschaftsämtern und den staatlichen Naturschutzbehörden angewiesen. Die sollen in einzelnen Flussabschnitten helfen, dass die natürlichen Lebensräume auf den Kiesbänken von Lech, Loisach und Isar erweitert und die Wassermengen sowie das Geschiebe von Kies und Sand besser reguliert werden – damit die Schnarrschrecke und ihre Freunde überleben können.

Mit Informationen von dpa

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