Asiatische Tigermücke, auch als Aedes albopictus bekannt, auf menschlicher Haut
Bildrechte: picture alliance / blickwinkel/ Fotograf: H. Schmidbauer

Wird immer häufiger in Deutschland gesichtet und Ist unter anderem Überträgerin des gefährlichen Dengue-Virus: die Asiatische Tigermücke.

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Der Klimawandel bringt Viren und Krankheiten nach Deutschland

Immer mehr Mücken, die eigentlich in wärmeren Regionen heimisch sind, breiten sich auch in Deutschland aus. Viele von ihnen sind Überträger gefährlicher Krankheitserreger. Ein Projekt der Uni Bayreuth soll nun helfen, uns vor den Tieren zu schützen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Um sich mit dem Dengue-Virus, dem Zika-Virus oder dem Chikungunya-Virus zu infizieren, muss man längst nicht mehr in die Tropen reisen. Auch hierzulande fühlen sich die Stechmücken, die diese Viren einst typischer Tropenkrankheiten übertragen, immer wohler. Grund dafür ist der Klimawandel mit den auch in Deutschland immer höheren Temperaturen. Das Projekt namens "BayVirMos", das von der Wissenschaftlerin Stephanie Thomas an der Universität Bayreuth geleitet wird, soll nun helfen, sich über virenübertragende Mücken zu informieren und sich gegebenenfalls vor ihnen zu schützen.

Tropische Viren und das Infektionsrisiko in Deutschland

Der Sommer 2018 brachte nicht nur eine Hitzewelle mit sich – sondern auch neue Krankheiten, sagt Renke Lühken, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. So konnte 2018 erstmals die Übertragung des Westnil-Virus, das für das sogenannte Westnil-Fieber verantwortlich ist, nachgewiesen werden. Auch die Asiatische Tigermücke, Überträgerin unter anderem des Dengue-Virus, ist laut Experten aufgrund der immer höheren Temperaturen inzwischen in Deutschland angekommen.

Die Infektionsgefahr in Deutschland wächst also nicht nur durch Reisende, die die gefährlichen Viren sozusagen als Urlaubssouvenir mitbringen. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht auch dadurch, dass sich die Viren in der Mücke selbst weiter vermehren. Und das ist nur möglich, wenn es - wie zum Beispiel im vergangenen Sommer - über einen längeren Zeitraum sehr warm ist.

Mückenjäger sind schon unterwegs

Damit es nicht zu Krankheitsausbrüchen kommt, müsse man die Lage beobachten. Und dann auch eingreifen, sagt Renke Lühken, Moskitoforscher am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.

Für uns sind diese Übertragungen von Viren durch Stechmücken ein ganz neues Phänomen, das beobachten wir erst seit knapp zehn Jahren in Deutschland, aber es gibt natürlich ganz viele andere Länder, die schon viele Jahrzehnte mit solchen Problemen zu kämpfen haben und da muss man sich genau anschauen, wie die zum Beispiel Bekämpfung von Stechmücken lokal durchführen, damit das Risiko von tropischen Viren reduziert wird. Renke Lühken, Moskitoforscher am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.

In südlichen Regionen Baden-Württembergs, in denen sich die Asiatische Tigermücke bereits festgesetzt hat, sind inzwischen Mückenjäger unterwegs, um die Insekten zu bekämpfen.

BayVirMos hilft Bayern gegen gefährliche Viren

In Bayern soll das Projekt namens BayVirMos vor Infektionen schützen. Stephanie Thomas, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Biogeografie an der Universität Bayreuth, erklärt das Projekt so:

Hier wollen wir die klimatischen Bedingungen hierzu in Bayern anschauen, und auf der anderen Seite die Übertragung von Dengue, Chikungunya, Westnil- und Usutu-Virus über epidemiologische Modelle genauer klären. Und dann wirklich auf aktuellen Wetterdaten ausrechnen, wo könnten jetzt diese Woche Übertragungen stattfinden? Und das ist eigentlich unser großes Ziel, dass wir ein Informationssystem aufbauen, das Ärzten und auch der Bevölkerung dienen kann, aktuell zu sehen, wie ist denn die Lage in München zum Beispiel gerade? Stephanie Thomas, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Biogeografie an der Universität Bayreuth und Leiterin des Projekts BayVirMos

Viren: Jeder Einzelne muss sich schützen

Sind die Mücken mit den gefährlichen Viren dann tatsächlich bei uns, so kann sich jeder Einzelne nur noch selbst vor einer Infektion schützen. Laut Luzie Verbeek, Ärztin und am Robert-Koch-Institut spezialisiert auf die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit, helfen dagegen: Moskitonetze, Mückenschutzmittel und gegebenenfalls Impfungen als Schutz vor den möglichen Infektionskrankheiten.