Rote Aids-Schleife auf beigem Grund
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Der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember soll Aufmerksamkeit und Solidarität schaffen für die Menschen, die an HIV und Aids erkrankt sind.

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Corona könnte Kampf gegen HIV und Aids um Jahre zurückwerfen

Wir alle leiden auf unterschiedlichste Art und Weise unter der Coronavirus-Pandemie. Experten fürchten jetzt aber, dass dadurch auch die Zahl an HIV-Neuinfektionen und die Todeszahlen von Erkrankten in die Höhe schnellen könnte.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Jedes Jahr am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Er dient dazu, Aufmerksamkeit und Solidarität für Menschen mit HIV und Aids zu schaffen, Diskriminierung in der Gesellschaft entgegenzusteuern. An die Verstorbenen zu erinnern. Und mit ihm wird für besseren Zugang zu Medikamenten und Vorsorge gekämpft. Die Früherkennung soll gefördert werden. Mittlerweile können Erkrankte dank Medikamenten ein weitgehend normales Leben führen. HIV und Aids sind kein Todesurteil mehr. Die Krankheit ist aber deshalb nicht überwunden. Im vergangenen Jahr starben weltweit etwa 690.000 Menschen an der Immunkrankheit. Infektionen müssen früher erkannt werden - nicht nur in fernen Ländern, auch hier bei uns in Deutschland.

Bis zu 150.000 zusätzliche Todesopfer

Das Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) fürchtet, dass es durch die Corona-Pandemie bis Ende 2022 zu fast 300.000 zusätzlichen HIV-Infektionen weltweit kommen könnte. Bis zu 150.000 infizierte Menschen könnten zusätzlich sterben. Laut den Experten liegt das vor allem an den Ausgangsbeschränkungen in den Ländern: Gefährdete können sich nicht testen lassen. Der Zugang zu den Medikamenten fehlt.

HIV und Aids in Deutschland

In Deutschland lebten im Jahr 2019 nach einem aktuellen Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) etwa 90.700 HIV-Infizierte. Schätzungsweise 10.800 von ihnen wissen nichts von ihrer Erkrankung. Genau das macht eine Therapie schwierig. Viele Infektionen werden erst Jahre nach der Ansteckung entdeckt. Daher werden die Zahlen jährlich angepasst, sie beruhen auf Modellrechnungen. Etwa ein Drittel der Diagnosen werden erst bei einem fortgeschrittenen Immundefekt gestellt. 15 Prozent der Erkrankungen werden sogar erst mit dem Vollbild von Aids entdeckt. Daher spricht sich RKI-Präsident Lothar Wieler für einen Ausbau der Test-Stationen aus. Es müsse mehr Angebote geben, der Zugang zur Therapie müsse erleichtert werden. Durch die Überlastung der Gesundheitsämter durch das Coronavirus seien gerade anonyme Test-Angebote stark eingeschränkt.

Schulung für Ärzte

Für die Früherkennung ist es nach Ansicht von Sven Warminsky von der Deutschen Aidshilfe auch wichtig, Ärzte entsprechend zu schulen und auszubilden. Viele von ihnen erkennen HIV nicht. So könnten Spätdiagnosen verhindert oder zumindest eingeschränkt werden.

Leichter Anstieg der Neuinfektionen

Erstmals seit 2015 stieg die Zahl der Neuinfektionen im vergangenen Jahr in Deutschland leicht an - zuvor war sie stets rückläufig. Etwa 100 Personen mehr als noch 2018 steckten sich mit dem HI-Virus an, nämlich 2.600. 380 Infizierte starben. Seit Beginn der Epidemie in den 1980er-Jahren waren es etwa 30.000 in Deutschland. Einen leichten Anstieg der Übertragungen gab es auf heterosexuellem Weg und bei Ansteckung durch Spritzbesteck unter Drogenabhängigen und -konsumenten. Die Zahl der Neuinfektionen bei homosexuellen und bisexuellen Männern stagnierte - nachdem sie in den letzten Jahren sank.

Gute Aussichten bei Therapie

Durch eine Therapie mit Medikamenten stehen die Chancen für Infizierte gut, ein fast normales Leben zu führen. 96 Prozent derer, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, können das Virus nicht mehr weitergeben, sind also nicht mehr ansteckend. Auch beim Sex ist eine Übertragung dann nicht mehr möglich, da sich das HI-Virus im Körper nicht mehr vermehrt. Bisher muss dafür täglich eine Tablette eingenommen werden. Neu wird gerade eine Spritze getestet, die nur einmal alle zwei Monate verabreicht werden muss und sogar noch besser wirken soll.

Behandlungsmöglichkeiten von AIDS

Gegen Diskriminierung und Stigmatisierung

Bis zum Jahr 2030 soll Aids keine Bedrohung mehr für die öffentliche Gesundheit darstellen. Laut UNAIDS wird das Ziel erreicht, wenn mehr in die Gesundheitssysteme der Länder investiert wird. Zudem plädiert die Organisation, auch an der Politik zu arbeiten, damit Infizierte nicht mit Diskriminierung oder Stigmatisierung zu kämpfen haben. 2019 steckten sich weltweit 1,7 Millionen Menschen mit dem HI-Virus an. Zwölf Millionen Erkrankte hatten keinen Zugang zu Medikamenten.

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