Das ist der erste BMW, der in Dingolfing 1973 vom Fließband lief. Mittlerweile wurden hier 12 Millionen Autos produziert.
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Das ist der erste BMW, der in Dingolfing 1973 vom Fließband lief. Mittlerweile wurden hier 12 Millionen Autos produziert.

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Vor 50 Jahren: Erster BMW läuft in Dingolfing vom Fließband

Im Jahr 1973 ist in Dingolfing der erste BMW vom Band gelaufen. Das Autowerk brachte vor 50 Jahren viele Arbeitsplätze in die damals strukturschwache Region. Heute arbeiten bei BMW in Dingolfing rund 18.000 Menschen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Ein orangefarbener BMW mit Blumengebinde auf der Motorhaube und Männer mit breiten Krawatten: Mit diesem Moment beginnt vor 50 Jahren das Wirtschaftswunder in Niederbayern. Zwölf Millionen Autos sind seitdem in Niederbayern gebaut worden. Aus dem einstigen Armenhaus Deutschlands wurde eine wohlhabende Region.

50 Jahre im gleichen Betrieb

Rudi Liebl war schon damals beim Bau des ersten BMW in Niederbayern dabei und steht bis heute jeden Tag seinen Mann in dem Autowerk. "Das hat sich so ergeben, ich hätte es nicht geglaubt" sagt er in seinem blauen Arbeitsanzug im Presswerk im Interview mit dem BR. "Angefangen habe ich 1973 und dann ist das so gelaufen. Als Lehrbub habe ich mir damals schon manchmal gedacht: Ohje, ob ich das durchstehe?" Rudi Liebl hat es durchgestanden und arbeitet bis heute in der Autofabrik in Dingolfing.

Initialzündung für wirtschaftliche Entwicklung

Niederbayern galt damals als das "Armenhaus" Deutschlands. Mit vielen kleinen Bauerhöfen und Handwerksbetrieben, die nicht mehr überlebensfähig waren. Die Folge: Hohe Arbeitslosenquoten von bis zu 40 Prozent in manchen Teilen des Bayerischen Waldes. Die kleinen Familienbetriebe konnten die Menschen nicht mehr ernähren. "Damals in den 70er-Jahren steckte die Region, aber auch Deutschland in einer tiefen Wirtschaftskrise und auch in einer Strukturkrise", erläutert der Stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern Klaus Jaschke. BMW habe damals die Initialzündung für die wirtschaftliche Entwicklung und neue Technologien in Niederbayern gelegt.

Das vor den Toren der Stadt Dingolfing auf einer ehemaligen Kuhweide im Isarmoos errichtete Autowerk brachte 1973 die dringend benötigten Jobs in die Region. Und BMW selbst steigt mit dem Produktionsbeginn in Niederbayern zu einem der führenden Autohersteller weltweit auf. Rückblickend eine Traumhochzeit für beide Partner, sagt Werkleiter Christoph Schröder: "Man weiß es ja am Anfang nicht so. Aber vor 50 Jahren der Beginn und heute sozusagen Goldene Hochzeit, das ist gut ausgegangen - sowohl für Niederbayern als auch für BMW. Beide haben in sehr starkem Maße voneinander profitiert", sagt der heutige Werkleiter.

Mitarbeiter kommen mit Bus-System zum Werk

Rund 18.000 Menschen arbeiten aktuell im zweitgrößten Werk des Autobauers weltweit, 800 davon sind Auszubildende. Und die BMW-Beschäftigten kommen mit einem eigenen Werkbus-System täglich aus ganz Niederbayern zur Arbeit - aus einem Radius von über 100 Kilometern um das Werk. Also von der österreichischen und tschechischen Grenze bis in die Mitte Niederbayerns nach Dingolfing. Eine regionalpolitische - und logistische Meisterleistung, sagt der frühere bayerische Wirtschaft- und Finanzminister Erwin Huber zum Bayerischen Rundfunk.

"Die BMW-Legende Eberhard von Kuenheim und der damalige Werkleiter hier in Dingolfing, Karl Dompert, haben mir gesagt: Wir wollen kein zweites Detroit, wir wollen auch kein zweites Wolfsburg. Wir wollen nicht Tausende Menschen umsiedeln, sondern wir richten ein Bussystem für die Mitarbeiter ein. Die Menschen sollen in ihren angestammten Häusern und Dörfern wohnen bleiben", so Huber.

Die Werkbusse fahren Tag für Tag über 40.000 Kilometer, das entspricht täglich einer Erdumrundung. Damit die Menschen zur Arbeit und wieder nach Hause kommen. Und so profitiert ganz Niederbayern, sagt der der Betriebsratsvorsitzende des BMW-Werks Stefan Schmid. "Hier sind zwei Interessen aufeinandergetroffen, die einfach zusammenpassen: Die Schraubermentalität, der Fleiß und die Ehrlichkeit der Menschen hier in Niederbayern. Und dass eine Firma gekommen ist, selbst ein schlafender Riese, die diese Region hier wachgeküsst hat."

Grafik: Von überall werden Mitarbeiter zu BMW nach Dingolfing mit Bussen gebracht

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Von überall werden die Mitarbeiter zu BMW nach Dingolfing mit Bussen gebracht.

Bürgerentscheid zum Bau der Batteriefabrik

Täglich werden in dem Werk rund 1.500 Autos gebaut, davon immer mehr mit Elektroantrieb. Entsprechend froh ist man auch in Dingolfing, dass die neue Batteriefabrik des Unternehmens jetzt in der Nähe von Straßkirchen in Niederbayern gebaut werden kann.

Gegner des Projektes hatten einen Bürgerentscheid wegen des Flächenfraßes durch die Batteriefabrik initiiert, am Ende sprach sich eine deutliche Mehrheit für die Batteriefabrik im Gäuboden aus. Von dort aus sollen Batterien für die im Werk Dingolfing gebauten BMW-E-Autos kommen. Die Batteriefabrik soll auch die Werke Regensburg und Landshut versorgen.

Autoproduktion prägt eine ganze Region

Mehr als 80 Prozent der in Dingolfing gebauten Fahrzeuge gehen in das Ausland, aktuell sind die größte Märkte USA und China. Mit BMW blickt heute auch Rudi Liebl, der von Anfang an dabei war, auf 50 gute Jahre BMW in Dingolfing zurück: Mit Verdienst und Sozialleistungen sei er zufrieden gewesen, der Job habe ihm gefallen, sagt Liebl, der sich jetzt auf den Renteneintritt vorbereitet.

50 Jahre Autoproduktion in Niederbayern, das war prägend nicht nur für Menschen wie Rudi Liebl, sondern für eine ganze Region.

Audio: In Dingolfing lief vor 50 Jahren der erste BMW vom Fließband

Luftaufnahme vom BMW-Werk in Dingolfing.
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Luftaufnahme vom BMW-Werk in Dingolfing.

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