Nicht funktionstüchtiger Bunker aus den 1960er Jahren
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Nicht funktionstüchtiger Bunker aus den 1960er Jahren - hier ein Beispiel aus dem nordrhein-westfälischen Xanthen.

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579 Luftschutzräume in Deutschland: Keiner einsatzbereit

Bundesweit gibt es noch 579 öffentliche Schutzräume. Obwohl nach Beginn des Ukraine-Krieges der Zivilschutz wieder gestärkt werden sollte, ist laut der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben keine Anlage einsatzbereit. Ein Beispiel aus Regensburg.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Ein schnell auf- und abschwellender Sirenenton heult durch die Städte und Gemeinden. Das Bimmeln und Vibrieren eines Smartphones zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Auf dem Display erscheint eine unübersehbare Warnung: Katastrophenalarm.

Die Ansage ist in allen Fällen klar: Es droht Gefahr, bestimmte Orte sollten daher gemieden oder Schutz gesucht werden. Spätestens seit Beginn des Ukraine-Krieges werden die Alarmierungswege ausgiebig getestet. Offen bleibt aber diese Frage: Wo können die Bürger im Ernstfall Schutz finden?

579 Schutzräume, aber keiner funktionsfähig

Laut der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gibt es in Deutschland derzeit 579 öffentliche Luftschutzräume, davon 165 in Bayern. Einsatzfähig sei davon kein einziger, so die Bundesanstalt, die dem Bundesinnenministerium direkt untersteht.

Das Innenministerium hatte nach Beginn des Ukraine-Krieges Anfang 2022 eine umfassende Überprüfung der bestehenden Anlagen beschlossen. In einem mehrstufigen Verfahren sollte geklärt werden, ob, in welcher Zeit und mit welchem Aufwand öffentliche Schutzräume wieder funktionstüchtig gemacht werden können.

Dazu wurde bei 60 Anlagen eine Sichtprüfung durchgeführt. Sieben ausgewählte Anlagen wurden durch Ingenieurbüros technisch überprüft. "Die Erkenntnisse aus der Bestandsaufnahme werden dann Grundlage weitergehender Entscheidungen sein", so ein Sprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben auf BR-Nachfrage.

Viele Bunker sind Sanierungsfall

Eine Sanierung vieler Anlagen scheint notwendig, wie das Beispiel einer Anlage in Regensburg zeigt. Der Luftschutzraum inmitten der historischen Altstadt, der in Friedenszeiten als Tiefgarage ausgelegt ist, würde Platz für 2.400 Menschen bieten. Allerdings ist auch der größte von drei Luftschutzräumen in Regensburg derzeit nicht einsatzfähig. Nur ein Feldbett ist zu Anschauungszwecken noch vorhanden. Alle anderen wurden inzwischen entsorgt. Von der Decke bröckelt der Putz, der sich auf die kaum benutzten Toiletten verteilt. Rost und Schimmel tun ihr Übriges.

Seit 2007 wurden Anlagen wie in Regensburg nicht mehr gewartet. Damals haben Bund und Länder beschlossen, dass die "funktionale Erhaltung öffentlicher Schutzräume" eingestellt werden soll. Eine Entscheidung, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser im April 2022 kritisiert hat. "Ich finde es auch nicht gut, dass die Vorgänger dort auch einen sehr massiven Abbau betrieben haben. Ich glaube, dass man sehr genau hingucken muss, was man mit sehr einfachen Mitteln reaktivieren kann."

Bestandsaufnahme: Reaktivierung möglich

Nach Ende der Überprüfung hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben im Mai 2023 einen Bericht an das Bundesinnenministerium geschickt. Die Bestandsaufnahme durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hat ergeben, dass eine Reaktivierung der öffentlichen Luftschutzräume möglich sei. Laut Untersuchung spielt auch das sogenannte Schutzniveau der Bunker eine entscheidende Rolle. Denn davon ist abhängig, wie viel Zeit und Geld es kostet, die Bunker wieder einsatzfähig zu machen.

So können die Anlagen so ausgelegt sein, dass sie nur gegen Trümmer- oder Splitter schützen. Es gibt aber auch Bunker, die einem atomaren Angriff standhalten. Die Auswertung durch das Bundesinnenministerium dauert allerdings noch an.

Sind Schutzräume eine Kostenfrage?

Seit Beginn des Ukraine-Krieges warten Katastrophenschutzbeauftragte vor Ort auf Vorgaben und entsprechende Finanzierungszusagen. Allein die letzte Renovierung des Luftschutzraums im Regensburger Zentrum in den 90er-Jahren habe 900.000 Euro gekostet. Die Stadt schätzt, dass die Kosten für eine Reaktivierung des Bunkers jetzt sicher im Millionenbereich liegen dürfte.

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