Menschen warten in der Agentur für Arbeit
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Die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat ist im Mai dank der Frühjahrsbelebung weiter gesunken.

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Stimmung am bayerischen Arbeitsmarkt "leicht eingetrübt"

Die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat ist im Mai dank der Frühjahrsbelebung weiter gesunken. Die Arbeitslosenquote fiel allerdings nur leicht. Bayerns Arbeitsagenturen melden, die Stimmung am Arbeitsmarkt habe sich "leicht eingetrübt".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

In Bayern ist die Zahl der Arbeitslosen im Mai um 8.498 auf 242.743 gesunken. Die Arbeitslosenquote ging damit im Vergleich zum Vormonat von 3,3 auf 3,2 Prozent zurück. Doch stellt der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Ralf Holtzwart, fest: "Der bayerische Arbeitsmarkt zeigt sich robust, allerdings ist die Frühjahrsbelebung weniger dynamisch als noch in den Vorjahren."

Eingetrübte Stimmung: Betriebe stellen weniger ein

Die Stimmung am Arbeitsmarkt habe sich "leicht eingetrübt", berichtet Holtzwart. Gegenüber den Vorjahren wachse die Zahl der Beschäftigten langsamer, freie Stellen könnten von den Arbeitsagenturen "nur schwer" besetzt werden. Hinzukämen "viele Herausforderungen" für die bayerische Wirtschaft. So stünden die Unternehmen vor der Aufgabe, die Digitalisierung voranzutreiben, sich der Automatisierung zu stellen und auf die Energiewende zu reagieren.

Dazukomme der Umgang mit dem demografischen Wandel und dem damit einhergehenden Mangel an Arbeitskräften. Doch Grund zur Sorge sehe er nicht, sagt Holtzwart: "Ich bin trotz allem noch positiv gestimmt und sehe den Rückgang der Arbeitslosigkeit als ein positives Zeichen für den bayerischen Arbeitsmarkt."

Ukrainerinnen melden sich nach Integrationskursen derzeit häufiger arbeitslos

Dass die Zahl der Arbeitslosen nicht mehr so deutlich sinkt, hänge auch mit Kriegsgeflüchteten unter anderem aus der Ukraine und an vermehrten Zugängen von Flüchtlingen aus anderen Ländern zusammen. Zurzeit melden sich viele Ukrainerinnen wegen ihrer Rückkehr aus erfolgreich absolvierten Integrationskursen arbeitslos.

Teilweise müssen sie auch längere Zeit warten, bis ihre in der Ukraine erworbenen Berufsabschlüsse von den Behörden anerkannt werden. Oft seien geflüchtete Frauen aus der Ukraine aber "noch nicht ganz entschlossen", in Bayern ins Berufsleben einzusteigen, sagt Holtzwart. Er halte das für verständlich, da ihre Männer und Söhne zuhause an der Front kämpften und die Frauen "auch wieder gerne zurück" in ihre Heimat wollten.

Bezirke im Vergleich: Schwaben vorne – Mittelfranken hinten

Unter Bayerns Regierungsbezirken schneidet auch im Mai wieder Schwaben am besten ab. Die Arbeitslosenquote beträgt dort 2,9 Prozent nach 3,0 im Vormonat. Auf Platz 2 kommt die Oberpfalz mit einer Quote von 3,0 Prozent. Noch unter dem bayerischen Durchschnitt von 3,2 Prozent liegen auch die drei drittplatzierten Bezirke Oberbayern, Niederbayern und Unterfranken, die alle eine Arbeitslosenquote von 3,1 Prozent vorweisen können. Den vorletzten Rang nimmt mit 3,5 Prozent Oberfranken ein.

Mittelfranken ist mit 3,7 Prozent erneut bayerisches Schlusslicht. Eine Besonderheit weist dort der Landkreis Roth auf. Er ist der einzige Kreis in Mittelfranken, der im Vergleich zum Mai vergangenen Jahres keine Verschlechterung seiner Arbeitslosenquote hinnehmen muss, sie beträgt unverändert 2,0 Prozent.

Der Kreis mit der niedrigsten Arbeitslosenquote ist erneut Pfaffenhofen an der Ilm, der sich im Mai um 0,1 Punkte auf 1,8 Prozent verbesserte. Ein weiterer oberbayerischer Landkreis ist dicht dran an diesem Wert: Bad Tölz-Wolfratshausen mit 1,9 Prozent. Auf dieselbe Quote kommt außerdem auch der Kreis Günzburg in Schwaben. Die höchste Arbeitslosenquote verzeichnet unverändert Schweinfurt mit 6,2 Prozent. Am nächsten kommt diesem Wert im Freistaat die Stadt Aschaffenburg mit 6,0 Prozent.

Holtzwart: "Rezession in Bayern nicht zu spüren"

Es passt ins Bild der eingetrübten Stimmung am bayerischen Arbeitsmarkt, dass sich Deutschland in einer Rezession befindet, wie das Statistische Bundesamt kürzlich meldete. Die Wirtschaftskraft ist demnach zwei Quartale in Folge zurückgegangen, im vergangenen Quartal um 0,3 Prozentpunkte. Holtzwart reagiert darauf eher gelassen: "Das hat noch keine Auswirkungen, denn der Rückgang ist so gering, dass sich das nicht unmittelbar niederschlagen wird", sagt er auf Nachfrage von BR24. Allerdings rechnet Holtzwart damit, dass sich das Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung weiter verringern wird.

Perspektive: Wärmewende als Jobmotor

Einen Hoffnungsschimmer für wieder steigende Beschäftigungszahlen sieht Bayerns Agenturchef bereits. Er erkennt ihn im Bereich der von der Bundesregierung angestrebten Wärmewende. Gerade im Bereich von Heizungsanlagen eröffneten sich Perspektiven, meint Holtzwart. Er denke, dass der Wandel "von bayerischen Firmen aktiv aufgegriffen wird, und dass sich hier viele positive Dinge entwickeln werden, die in der Folge dann wieder Beschäftigung nach sich ziehen."

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