Zwei junge Erwachsene sitzen in einem Bus.
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Seit Mai soll der Expressbus "Fichtelflitzer" die Orte Selb, Waldershof und Mitterteich besser an den Bahnknotenpunkt Marktredwitz anbinden.

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ÖPNV: Junge Menschen fahren mit dem "Fichtelflitzer"

Seit Mai soll der Expressbus "Fichtelflitzer" Selb, Waldershof und Mitterteich besser an den Bahnknotenpunkt Marktredwitz anbinden. Eine Stichprobe zeigt: Bei der Auslastung ist noch Luft nach oben. Der Bedarf, vor allem bei jungen Menschen, ist da.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Bahnhof Marktredwitz, Dienstagabend, 18.01 Uhr. Der "Fichtelflitzer" fährt pünktlich in die Haltebucht. Seit dem 1. Mai fährt er zwischen 5.30 Uhr und 19 Uhr im Stundentakt zwischen Selb und Marktredwitz im Landkreis Wunsiedel, im stündlichen Wechsel außerdem nach Waldershof und Mitterteich im Landkreis Tirschenreuth. Von Marktredwitz aus gibt es – im Gegensatz zu den anderen angefahrenen Orten – direkte Zugverbindungen nach München, Nürnberg oder Regensburg: An die soll der ländliche Raum ganz im Nordosten Bayerns dadurch besser angebunden sein.

  • Zum Artikel: Hof und Wunsiedel treten Bayerns größtem Verkehrsverbund VGN bei

Zwei Monate "Fichtelflitzer" zwischen Oberfranken und Oberpfalz

Konkrete Fahrgastzahlen gibt es nach gut zwei Monaten Betrieb laut Landratsamt Wunsiedel noch nicht. Vor allem auf den Strecken aus und in die beiden Städte Waldershof und Mitterteich in der Oberpfalz könnte schon noch mehr los sein, heißt es weiter. Die Strecke zwischen Selb und Marktredwitz in Oberfranken sei dagegen gut genutzt, es gebe kaum eine Fahrt mit weniger als zehn Fahrgästen. Zufrieden sind die Verantwortlichen trotzdem: Bis ein komplett neues ÖPNV-Angebot wirklich in den Köpfen der Menschen angekommen sei, dauere es meist eher ein oder zwei Jahre.

Wenig los bei der Stichprobe

Zumindest auf unserer Fahrt an diesem Abend bestätigen sich die zehn Fahrgäste allerdings erstmal nicht: Wir sitzen auf der Hinfahrt von Marktredwitz nach Selb alleine im "Fichtelflitzer". "Falsche Zeit", sagt der Busfahrer – 18 Uhr an einem heißen Sommerabend, da sind die Pendler schon zuhause und die, die können, im Freibad oder am Badesee. 25 Minuten dauert die Fahrt, Zwischenhalte gibt es keine – genau das ist der Punkt eines Expressbusses. Mit 7,90 Euro ist die Einzelfahrt auf unserer Strecke recht teuer, es gelten aber alle Sonderfahrkarten wie das 49-Euro-Ticket oder das Bayernticket. Wenn ab 2024 der bereits beschlossene VGN-Beitritt vollzogen wird, dürften sich auch für das Einzelticket nochmal günstigere Alternativen ergeben.

Vor allem junge Menschen nutzen den "Fichtelflitzer"

In Selb angekommen steigen dann für die Rückfahrt vier Fahrgäste in den Bus ein – alle unter 30, alle mit dem 49-Euro-Ticket unterwegs. Einer von ihnen ist Bastian. Er kommt aus Schönwald, ganz im Norden des Landkreises Wunsiedel, wohnt aber seit einigen Jahren in Nürnberg. Bisher mussten ihn nach einem Heimaturlaub seine Eltern oder Freunde mit dem Auto von Schönwald nach Marktredwitz am anderen Ende des Landkreises fahren, erzählt er uns.

Die einzige Alternative wäre gewesen, mit dem Zug erstmal in die falsche Richtung bis nach Hof zu fahren, um dort dann bis zu eine Stunde auf einen Zug nach Nürnberg zu warten. Erst durch die Einführung des "Fichtelflitzers" hat er jetzt eine sinnvolle Möglichkeit, nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Nürnberg zu kommen, weil der in die örtlichen Zugfahrpläne eingetaktet ist und sich dadurch kaum Wartezeiten ergeben, sagt Bastian. Er sei deswegen schon sofort zum Start Anfang Mai das erste Mal mit dem neuen Expressbus gefahren.

Fahrzeit: Statt einer Stunde nur 25 Minuten

Weiter vorne im Bus sitzt die 20-jährige Melissa. Sie hat in Selb Freunde besucht und will jetzt ebenfalls zum Marktredwitzer Bahnhof, um dann von dort aus mit dem Zug zurück nach Hause in die Nähe von Weiden zu fahren. Die bestehende Busverbindung zwischen Selb und Marktredwitz hat sie auch vor der Einführung des Expressbusses schon genutzt, sagt Melissa – das sei aber kein Vergleich. Der "alte" Bus fährt deutlich seltener und braucht durch die sehr vielen Zwischenhalte in diversen Dörfern eine ganze Stunde für die knapp 25 Kilometer zwischen den beiden Fichtelgebirgsstädten. Beim "Fichtelflitzer" mit seiner Direktverbindung sind es 25 Minuten.

Fazit: Auslastung könnte besser sein, der Bedarf besteht aber

Der "Fichtelflitzer" wird von den Landkreisen Wunsiedel und Tirschenreuth getragen. Er wird mit Fördergeld bezuschusst: Im ersten Jahr mit 70 Prozent der Kosten, diese Summe wird aber von Jahr zu Jahr sinken. Das Expressbus-Angebot wird sich auch bei deutlich steigender Auslastung nicht selbst tragen, also über seine Fahrpreiseinnahmen finanzieren können. Das ahnen auch unsere vier Mitfahrer: Sie betonen zum Ende der Fahrt nochmal ihre Hoffnung, dass noch mehr Menschen den "Fichtelflitzer" nutzen und er dauerhaft bleiben wird. Denn auch wenn der Bus an diesem Abend sicher nicht voll war: Erst durch ihn ist es im Osten der Landkreise Wunsiedel und Tirschenreuth zeitlich und preislich überhaupt eine Überlegung wert, mit dem ÖPNV statt dem Auto zu reisen oder zu pendeln. Diese Möglichkeit hatten die rund 50.000 Menschen in Einzugsgebiet des Expressbusses vorher nicht wirklich.

Symbolbild Bus
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Seit Mai soll der Expressbus "Fichtelflitzer" die Orte Selb, Waldershof und Mitterteich besser an den Bahnknotenpunkt Marktredwitz anbinden.

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