Am Donnerstag heißt es an vielen Flughäfen: Warten. Das Sicherheitspersonal bei Verdi streikt.
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Am Donnerstag heißt es an vielen Flughäfen: Warten. Das Sicherheitspersonal bei Verdi streikt.

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Flughafen-Streiks am Donnerstag: Das kommt auf Bayern zu

Zwar werden die bayerischen Flughäfen nicht direkt bestreikt, dennoch dürfte der Ausstand des Sicherheitspersonals bei Verdi am Donnerstag auch hier zu Beeinträchtigungen führen. Womit ist zu rechnen und was müssen Passagiere beachten?

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

Rund 25.000 Beschäftigte privater Sicherheitsdienste streiken am Donnerstag und legen den Luftverkehr innerhalb Deutschlands weitgehend lahm. Allerdings nur an elf der bundesweit 38 Verkehrsflughäfen. Dennoch: Wird in Berlin, Hamburg, Frankfurt oder Stuttgart gestreikt, dann kommen die Verbindungsflüge auch nicht an Standorten an, wo nicht gestreikt wird.

  • Zum Artikel: Flug wegen Streiks gestrichen: Welche Rechte haben Passagiere?

Weil das bayerische Personal an der Passagier- und Gepäckkontrolle im öffentlichen Dienst angestellt ist, werden am Münchner Flughafen insgesamt 660 Flüge ganz normal abgewickelt. Viele Umsteiger aus dem Ausland bekommen ihren Anschluss, weil sie nicht mehr durch den Sicherheitscheck müssen. Bis Mittwochabend waren laut einem Sprecher des Münchner Flughafens nur 14 innerdeutsche Flüge annulliert. Fluggäste sollten sich trotzdem vorab bei den Airlines informieren.

Berlin, Hamburg, Stuttgart: Sämtliche Starts abgesagt

Als erste sei die Nachtschicht am Airport Köln/Bonn in den Arbeitsausstand getreten, sagte der zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim am Mittwochabend. "Die Beteiligung bei der Fluggastkontrolle liegt bei 100 Prozent." Um Mitternacht sollte die Arbeitskampfmaßnahme auch an anderen Airports starten.  

Am Köln/Bonner Airport fallen etwa drei Viertel der Flugbewegungen aus. An den Flughäfen Berlin, Hamburg und Stuttgart wurden sogar sämtliche für Donnerstag geplanten Starts abgesagt. Nach Schätzung des Flughafenverbands ADV fallen bundesweit rund 1.100 Flüge aus oder können nur verspätet starten. Betroffen seien rund 200.000 Passagiere. 

Bei den Flügen, die am Donnerstag trotz der widrigen Umstände stattfinden, müssen sich Reisende auf lange Wartezeiten an den Sicherheitschecks einstellen. Um die Kontrollen zu beschleunigen, werden sie gebeten, das Handgepäck auf ein Minimum zu beschränken. Erst am Freitag soll wieder ein normaler Flugbetrieb möglich sein. 

Ansprüche können nur bei "Schaden" geltend gemacht werden

Passagiere, die nach Frankfurt fliegen wollten, können ab sofort den Flugschein in ein Ticket der Deutschen Bahn umtauschen. Wer direkt von den Flughäfen Frankfurt, Hamburg, Berlin, Leipzig, Dresden oder Erfurt fliegen will, sollte morgen erst gar nicht zum Flughafen fahren.

Werden die Kunden wie bei dem jetzigen Streik rechtzeitig informiert, haben sie keinen Anspruch auf Schadenersatz. Auch nicht auf die sonst üblichen Ausgleichszahlungen zwischen 250 und 600 Euro - je nach Länge des Fluges.

Laut der Verbraucherzentrale Bayern haben Fluggäste jedoch Anspruch auf adäquate Ersatzbeförderung. Nur wenn die Fluggäste konkret einen Schaden nachweisen können, haben sie eine Chance auf Rückzahlungen. Ab wann etwas ein Schaden ist, ist jedoch oft Auslegungssache. Kommt beispielsweise jemand nur einen Tag später am Urlaubsziel an, zählt das rechtlich gesehen zum sogenannten "Lebensrisiko".

Von und nach Bayern wird es innerhalb Deutschlands schwierig

Am Flughafen Nürnberg sind vorab 60 Starts und Landungen geplant. Die einzigen innerdeutschen Verbindungen betreffen die Strecke Nürnberg-Frankfurt. Hier könnte es zu Problemen kommen, meldet die Lufthansa, denn in Frankfurt wird gestreikt. Tatsächlich fordert die Lufthansa ihre Kunden dazu auf, selbstständig umzubuchen, am besten mithilfe der entsprechenden Airline-App. Wer die nicht hat, könne sich an das Service-Center der Airline wenden, heißt es.

Der Allgäuer Flughafen Memmingen wickelt 30 Flüge europaweit ab und habe keine innerdeutschen Flüge im Angebot, so eine Sprecherin des Flughafens. Es könne höchstens passieren, dass der eine oder andere Flieger aus Stuttgart nach Memmingen umgeleitet werde.

Zähe Verhandlungen zwischen Verdi und Arbeitgebern

Würden das Bodenpersonal oder die Piloten streiken, wären die Fluggesellschaften selbst Ansprechpartner für die Fluggäste und ihre Rückforderungen. Dieses Mal aber streikt das Sicherheitspersonal am Flughafen, weshalb sich die Kontrollen verzögern oder unmöglich werden. In diesem Fall ist deshalb die Bundespolizei zuständig, die häufig die Überprüfung von Gepäck und Passagieren an private Firmen auslagert. Deren Personal ist jetzt von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zum Streik aufgerufen.

In der nächsten Woche wollen Verdi und die Arbeitgeber weiterverhandeln. Bislang gab es in drei Verhandlungsrunden keine Einigung. Verdi fordert höhere Gehälter, konkret 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde, höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten.

Mit der Forderung soll der Kaufkraftverlust der Beschäftigten durch die Inflation ausgeglichen werden. Die Arbeitgeberseite, der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, findet, ein Lahmlegen des Luftverkehrs sei unangemessen.

Mit Informationen von dpa

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