Mit Kette verschlossenes Baustellentor an der Baustelle am ehemaligen Quelle-Kaufhaus "The Q".
Bildrechte: BR24/Michael Reiner

Baustelle "The Q" steht still

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Baustopp in Nürnberg: Großprojekt "Quelle-Areal" liegt auf Eis

Es ist eine der größten Baustellen Deutschlands: Das ehemalige Quelle-Areal in Nürnberg wird zu "The Q". Doch gebaut wird aktuell nicht. Nach der Insolvenz des Immobilienentwicklers Gerchgroup sind die Arbeiten unterbrochen. Die Stadt ist überrascht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Die Fürther Straße in Nürnberg: Früher hatte hier der Quellekonzern sein Versandzentrum und ein Kaufhaus. Heute baut der Immobilienentwickler Gerchgroup auf dem Areal städtische Ämter, Läden, Wohnungen und Kindergärten. Zumindest war das bis Montag so. Seit Anfang der Woche sind die Bauarbeiten auf der riesigen Baustelle für das Mammut-Projekt "The Q" eingestellt.

Baustopp überrascht Firmen und Stadtverwaltung

Die Bauarbeiten auf dem ehemaligen Quellegelände sind zum Erliegen gekommen. Nach Angaben des Pressesprechers der Stadt Nürnberg, Andreas Franke, hat die strauchelnde Gerchgroup am Montagnachmittag eine Mail an alle beteiligten Bau- und Planungsfirmen verschickt, mit der Anweisung, die Arbeiten auf dem Gelände unverzüglich einzustellen.

Sowohl die Baufirmen als auch die Stadt seien von dieser Mail überrascht worden, so Franke. In der vergangenen Woche hatten bei einem Rundgang über das Gelände mit dem Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU) noch alle Beteiligten eine Fortsetzung des Projektes bestätigt – trotz der Insolvenz der Düsseldorfer Gerchgroup.

Gerchgroup Ende August noch optimistisch

Auch die Gerchgroup selbst hatte sich Ende August noch zuversichtlich geäußert, angesichts der noch nicht fertiggestellten Bauprojekte. Damals sagte Mathias Düsterdick, Vorstandsvorsitzender der Gerchgroup AG: "Wir haben erste Gespräche mit den Projektbeteiligten - insbesondere mit den Finanzierern - geführt, die uns (...) positiv stimmen." Weiter sagte er: "Mit ein bisschen Besonnenheit aller Projektbeteiligten lassen sich (...) vielleicht auch alle Projekte gut zu Ende führen."

Gleichzeitig lieferte Düsterdick damals Antworten, was die Gründe für die Insolvenz der Gerchgroup waren. "Der Investmentmarkt stand nicht mehr zur Verfügung, (...) es wollte keiner mehr kaufen." Gerch sei auch deshalb in Probleme geraten, weil ein Investor beim Laurenz Carre in Köln, einem der größten Projekte des Unternehmens, eine Rechnung nicht mehr zahlen wollte. Folge war eine Finanzierungslücke. Dies habe letztlich zu einem Dominoeffekt geführt, für Bilanzen 2022 habe der Wirtschaftsprüfer die Testate verweigert. "Keine Umsätze bedeuten irgendwann die Insolvenz der Dachgesellschaften", so Düsterdick. Nun gehe es darum, das Unternehmen zu sanieren.

Gerch: Schwierige Gespräche mit Finanzierungspartner

Auf Anfrage des BR hieß es nun am heutigen Mittwochnachmittag: "Ziel der Sanierung der GERCH-Dachgesellschaften ist die Fortführung alle Projekte, wie auch 'The Q' in Nürnberg. Die Projekte lassen sich nur im Einklang mit den Interessen der jeweiligen Projekt- und Finanzierungspartner umsetzen. Hierzu hat das GERCH-Management auch mit dem Finanzierungspartner von 'The Q' gesprochen." Die Gespräche erwiesen sich als schwierig, heißt es weiter. Der derzeitige Verhandlungsstand mit dem Finanzierungspartner habe das Gerch-Management dazu veranlasst, einen Baustopp anzuordnen, "damit die Bauunternehmen keinen Schaden erleiden." Das Management habe sich zu Beratungen zurückgezogen, um die kommenden Schritte abzuwägen.

Stadt hält an "The Q"-Plänen fest - Zeitplan in Gefahr

Die Stadt steht auch weiterhin zu dem Projekt "The Q", so Sprecher Franke. Ob der Zeitplan nun noch eingehalten werden könne, sei allerdings fraglich. Die Bauarbeiten sollten eigentlich Ende 2024 abgeschlossen werden. Die Stadt will etliche Gebäudeteile des ehemaligen Quellegeländes für die Verlagerung von Ämtern, vor allem des Jugend- und Sozialamtes, anmieten. Falls "The Q" später fertiggestellt wird, müssten die rund 1.400 Mitarbeiter länger an ihren bisherigen Standorten bleiben, erklärte Franke. Auch Wohnungen und Geschäfte sollen auf dem Areal entstehen.

Bürgerverein entsetzt über Baustopp

Der Bürgerverein Gostenhof zeigt sich von den aktuellen Entwicklungen entsetzt. "Wir wissen nicht, wie sich der Baustopp auswirkt, da sind schon Ängste und Befürchtungen da", sagte der Vorsitzende des Bürgervereins Heinz-Claude Aemmer dem Bayerischen Rundfunk. Es sei traurig, gerade weil auch ein Bürgeramt der Stadt Nürnberg in dem neuen Gebäude geplant gewesen sei. Für den Stadtteil wäre das eine Aufwertung, so Aemmer weiter.

BVK optimistisch

Von der Bayerischen Versorgungskammer (BVK), die zum Teil Eigentümerin von "The Q" ist und in Zukunft Räumlichkeiten auf dem neuen Areal an die Stadt Nürnberg vermieten will, heißt es auf Anfrage, man gehe davon aus, dass der Baustopp vorübergehend sei. In den kommenden Tagen und Wochen wolle man "intensive Gespräche führen, um gemeinsam mit allen Projektbeteiligten den besten Weg für die Fertigstellung des Projektes zu bestimmen. Unser Augenmerk liegt darauf, eng mit allen Projektpartnern zusammenzuarbeiten, um die bestmögliche tragfähige Lösung zu finden."

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