Baustelle "The Q" auf ehemaligem Nürnberger Quelle-Areal
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Wie geht es weiter auf dem Quelle-Areal? Diese Frage stellt sich, nachdem der Immobilienentwickler Gerchgroup Insolvenz angemeldet haben soll.

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Nürnberger "The Q" in Gefahr: Immobilienentwickler insolvent

Es ist ein riesiges Bauprojekt in Nürnberg: Das alte Quelle-Gelände soll als "The Q" mit städtischen Ämtern, Läden und Wohnungen wieder auferstehen. Nun hat der Immobilienentwickler Gerchgroup Insolvenz angemeldet – die Stadt bleibt gelassen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Der Immobilienprojektentwickler Gerchgroup hat beim Amtsgericht Düsseldorf für mehrere Holdinggesellschaften Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt. Das hat das Unternehmen am Mittwoch mitgeteilt, zuerst hatte die "Wirtschaftswoche" darüber informiert. Gerch ist verantwortlich für die Projektentwicklung des Quelle-Areals an der Stadtgrenze zwischen Nürnberg und Fürth. Das Gericht habe dem Antrag stattgegeben. Die Stadt Nürnberg sieht in einer ersten Reaktion den Umbau des Quelle-Areals nicht in Gefahr.

Stadt Nürnberg hat Ämter auf Quelle-Areal geplant

Mit 250.000 Quadratmeter Fläche ist das Areal des früheren Versandhauses Quelle die größte leerstehende Immobilie in Deutschland nach dem Flughafen Berlin-Tempelhof, so die Projektentwickler. Eigentlich sollte das Areal Abschnitt für Abschnitt wieder belebt werden. Erst am 11. Juli war Richtfest für den ersten Bauabschnitt gefeiert worden, der direkt an der Fürther Straße gelegen ist. Im Herbst 2024 sollte das neue Behördenzentrum der Stadt Nürnberg dort einziehen. Die Stadt wollte 42.000 Quadratmeter anmieten. Unter anderem sollte das Jugendamt, Sozialamt und eine Außenstelle des Einwohneramts im ehemaligen Quelle-Versandhaus unterkommen.

Außerdem sollte der Einzelhandel ins Erdgeschoss einziehen. Auch 1.100 Wohnungen sollten in den kommenden Jahren entstehen. 2028 sollte alles komplett umgebaut sein. In den Umbau des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes wollten die Düsseldorfer Projektentwickler 700 Millionen Euro investieren.

Entwarnung: Stadt Nürnberg sieht Umbau nicht in Gefahr

Die Stadt Nürnberg sieht den Umbau des ehemaligen Quelle-Geländes nicht in Gefahr. Das teilte der Pressesprecher der Stadt, Andreas Franke, dem BR auf Anfrage am Donnerstagmorgen mit. Die Gerchgroup war von der Stadt mit dem Umbau des Areals beauftragt worden. Seinen Worten zufolge, geht die Stadt Nürnberg derzeit davon aus, dass trotzdem alle Verträge erfüllt werden können. Die Stadt gehe davon aus, dass die Umzugspläne im Herbst klappen, da der insolvente Immobilienentwickler betont habe, dass die einzelnen Immobilienprojektgesellschaften bestehen bleiben, so Franke. Eine solche sei auch für die Entwicklung des ehemaligen Quelle Versandhausgeländes zuständig.

Die Verträge mit dem Unternehmen würden derzeit noch einmal überprüft. Sollte es zu einem Verzug beim Umzug kommen, bleiben die Ämter noch an den alten Standorten. Für die Bürgerinnen und Bürger soll es laut Franke nicht zu Beeinträchtigungen kommen.

Stadtsprecher Andreas Franke zur Zukunft von "The Q"

Quelle-Areal Architektenwettbewerb
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Quelle-Areal Architektenwettbewerb

Vier Dachgesellschaften derzeit betroffen

Wie die Gerchgroup am Mittwoch mitgeteilt hatte, haben aufgrund drohender Zahlungsunfähigkeit vier Dachgesellschaften des Projektentwicklers, die Gerchgroup AG, die Gerch Development GmbH, die Marathon Beteiligungsgesellschaft mbH und die Gerch Beteiligungen GmbH, beim Amtsgericht Düsseldorf einen Antrag auf ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Von dem Antrag auf Eigenverwaltung seien zunächst nur die genannten Dachgesellschaften, jedoch nicht die einzelnen Immobilienprojektgesellschaften von Gerch betroffen.

Genaue Analyse aller Immobilienprojekte auf Rentabilität

Ziel sei die "Fortführung aller Projekte unter Einschluss und im Einklang mit den Interessen der jeweiligen Projekt- und Finanzierungspartner", heißt es in dem Schreiben. Als vorläufigen Sachwalter habe das Gericht Jens M. Schmidt von der Kanzlei Runkel Rechtsanwälte aus Wuppertal bestellt. Weiter heißt es: "Unser primäres Ziel ist es, trotz der derzeitigen Krise in der Baubranche alle Immobilienprojekte umzusetzen und am Markt zu platzieren. Dafür starten wir ein umfassendes Sanierungs-und Restrukturierungsprogramm“, so der Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführer des Unternehmens, Mathias Düsterdick. Dazu soll für jedes Immobilienprojekt die Situation genau analysiert und zeitnah mit allen Projekt- und Finanzierungspartnern gesprochen werden.

Aufregung im betroffenen Stadtteil Gostenhof

Laut Michael Ziegler, dem zuständigen ehrenamtlichen SPD-Stadtrat für den Nürnberger Westen, ist die Aufregung aufgrund der Insolvenz-Nachricht im betroffenen Stadtteil Gostenhof groß. "Seit Jahren ertragen die Anwohnerinnen und Anwohner die Großbaustelle von 'The-Q'. Der Verkehr wird durch das Wohngebiet umgeleitet und wir hofften, dass wie versprochen im Herbst die Fürther Straße wieder komplett befahrbar ist. Ebenso ersehnt der U-Bahnzugang, der große Umwege erspart. Das alles ist jetzt wieder offen. Vorallem die schwierige Lage für die Bürger vor Ort darf nicht zu einer Hängepartie werden", schreibt Ziegler in einer Mitteilung.

Bundesweit agierender Immobilienentwickler

Die Gerchgroup ist ein bundesweit agierender Projektentwickler und Spezialist für den Bau von Büroimmobilien und Quartieren in deutschen Großstädten. Die neun aktuellen Projektentwicklungen umfassen nach Angaben auf der Unternehmenshomepage ein Gesamtvolumen von rund vier Milliarden Euro.

Bau- und Immobilienmarkt in der Krise

Die Insolvenz der Gerchgroup wäre ein weiterer herber Schlag für die Stadt Nürnberg im Bereich der Immobilienentwicklungen der Stadt, denn erst vor Kurzem hatte schon die Nürnberger Project Immobilien Gruppe Insolvenz angemeldet, die ebenfalls einige größere Bauvorhaben in der Frankenmetropole umsetzt. Die Bau- und Immobilienwirtschaft leidet unter gestiegenen Baupreisen in Kombination mit den stark gestiegenen Zinsen.

Der Artikel wird laufend aktualisiert. Mit Informationen von AFP

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