Thomas Tuchel
Bildrechte: picture-alliance/dpa

Thomas Tuchel

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Auch Tuchel in der Kritik: Trägt er Mitschuld am FCB-Dilemma?

Wie stark lässt sich die Krise des FC Bayern München an Trainer Thomas Tuchel festmachen? BR-Reporter Taufig Khalil sieht durchaus eine Mitverantwortung des Trainers am Dilemma. Die Hauptschuld könne man ihm aber nicht zuschieben.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport im Radio am .

Die Frage steht seit einiger Zeit im Raum: Was hat dem FC Bayern München der Trainerwechsel gebracht? Seit der 49-jährige Thomas Tuchel Ende März die sportliche Verantwortung auf der Trainerposition übernahm, hat die Mannschaft mehr Spiele verloren als unter Vorgänger Julian Nagelsmann. Im DFB-Pokal und in der Champions League schied der Rekordmeister aus, und nun droht auch Platz zwei in der Meisterschaft.

Matthäus: "Er hatte zwei Monate Zeit"

Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus wagte sich als einer der ersten aus der Deckung. Er sieht in Tuchel einen der Hauptschuldigen für das wohl bevorstehende Ende der Meisterserie seines Ex-Klubs Bayern München: "Er hatte immerhin zwei Monate Zeit. Diese Meisterschaft zu verspielen, geht auch auf seine Kappe", schrieb Matthäus in seiner Sky-Kolumne.

BR-Reporter und FC-Bayern-Experte Taufig Khalil sieht die Sache etwas differenzierter. Mitschuld ja, Hauptschuld nein: "Du bist als Trainer verantwortlich für Aufstellungen, dafür, dass sich Spieler wohlfühlen", so Khalil. "Das scheint ihm alles nicht gelungen zu sein. Er hat immer noch keine Aufstellung gefunden, die sinnvoll scheint. Er sagt manchmal widersprüchliche Dinge, etwa wenn er Thomas Müller gegenüber eine Liebeserklärung abgibt und ihn dann auf die Bank setzt."

Nach dem 1:3 am vergangenen Samstag gegen Leipzig war Tuchel sichtlich ratlos, für den ehemaligen FCB-Verteidiger Thomas Helmer kein gutes Zeichen, wie er dem BR in "Blickpunkt Sport" sagte: "In so kurzer Zeit habe ich keinen Trainer so ratlos gesehen, das gibt mir zu denken. Ich finde es immer schwierig, wenn ein Trainer sagt: 'Ich weiß auch nicht, woran es liegt und was da passiert ist in der zweiten Halbzeit. In der Woche zuvor war alles super.'" Der Trainer bzw. sein Trainerteam gehöre "mit dazu", stellte Helmer klar, fügte aber hinzu, dass die Spieler auf dem Platz die Hauptverantwortung tragen.

FC-Bayern-Experte Khalil: "Nicht der Hauptschuldige"

Ähnlich schätzt Khalil die Lage ein. Alles könne man nicht auf Tuchel abwälzen. Es sei auch ein Unterschied, ob ein Trainer als "Feuerwehrmann" zu einem Klub kommt, der gegen den Abstieg kämpft, oder ob man zu einem Topverein kommt. Mit Krafttraining und ein bisschen Psychologie sei es beim FC Bayern eben nicht getan, wenn die Gegner Manchester City oder in der Bundesliga RB Leipzig heißen. Vor allem musste Tuchel anfangs auch alle drei Tage zu Spielen antreten. Das Fazit des FCB-Experten: "Im Großen und Ganzen ist er nicht der Hauptschuldige. (...) Er hat sicherlich seinen Anteil, der ist aber bei Weitem nicht so groß wie all das, was sonst im Verein gerade passiert."

Klar ist: Tuchels Bilanz liest sich nicht wie die eines Toptrainers. Aber natürlich hat er die Probleme, mit denen schon Julian Nagelsmann zu kämpfen hatte, nicht in die Mannschaft hereingetragen, sondern von diesem übernommen. Was man Tuchel zugute halten muss: Er selbst hat bei seinem Amtsantritt betont, dass er in der Kürze der Zeit und bei der Terminhatz keine großen taktischen Umstellungen vornehmen wolle. Vielmehr ginge es darum, die Spieler wieder dahin zu bringen, ihr Potenzial abzurufen.

Kurzfristige Maßnahmen haben nicht gegriffen

Das haben Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Leroy Sané und Co. nicht geschafft. Und diesen Schuh muss sich auch Tuchel anziehen. Für Lothar Matthäus ist der Zug in dieser Saison deshalb abgefahren. Er glaubt nicht mehr an eine kurzfristige Besserung: "Es muss sich eine Menge ändern, auf und neben dem Platz, damit das wieder in eine erfolgreiche Richtung geht."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!