Joshua Kimmich
Bildrechte: picture-alliance/dpa

Joshua Kimmich

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Mysterium der zwei Gesichter: Zur Halbzeit wäre Bayern Meister

Wäre ein Fußballspiel bereits nach 45 Minuten zu Ende, dann stünde der FC Bayern schon längst als Deutscher Meister fest. Aber eine Partie geht ja bekanntlich über 90 Minuten - und in der zweiten Hälfte erlebten die Münchner ungewohnte Einbrüche.

Über dieses Thema berichtet: Heute im Stadion am .

Es ist der 33. Spieltag der Fußball-Bundesliga. Der FC Bayern kann mit einem Sieg gegen RB Leipzig einen entscheidenden Schritt Richtung Meisterschaft machen. In der 25. Minute brandet Jubel in der Allianz Arena auf: Serge Gnabry bringt die Münchner verdient in Führung, der Rekordmeister ist auf dem Weg zum elften Titel in Folge. Doch nach 90 Minuten ist die Euphorie verflogen, die Arena ziemlich leer und die Tristesse vor allem bei den FCB-Verantwortlichen groß.

Denn was in der restlichen Spielzeit in München passiert ist, ist eine Duplizität der Ereignisse in dieser Saison. Der FC Bayern gibt leichtfertig - wie bei der Niederlage in Mainz - eine Führung aus der Hand und verliert 1:3. Es droht die erste titellose Saison seit 2012. Gegen Leipzig haben die Bayern bereits zum achten Mal in der Liga eine Führung nicht über die Zeit gebracht und dabei von 24 möglichen Punkten nur fünf geholt.

Erste Halbzeit top, die zweite ein Flop

Wäre ein Spiel nach einer Halbzeit entschieden, dann würde der FC Bayern mit 81 Punkten weit vorne liegen. Mit 56 Toren in den ersten 45 Minuten stellten die Münchner einen neuen historischen Rekord auf und kassierten nur zehn Gegentore. Zum Vergleich: Dortmund liegt mit 62 Punkten auf Rang zwei.

Würde dagegen nur die zweite Hälfte zählen, dann hätte der Rekordmeister nicht mal einen Platz im internationalen Fußball sicher. Mit 47 Punkten wäre der FCB Neunter.

Wo sind die "Dusel-Bayern" geblieben?

Die Bayern waren früher als die "Dusel-Bayern" bekannt und im ganzen Land gefürchtet, die in der letzten Minute noch das entscheidende Tor schießen. Das gelang in dieser Saison nur Joshua Kimmich, als er gegen Köln quasi mit dem Schlusspfiff das 1:1 erzielte. Unvergessen auch das Last-Minute-Tor von Patrik Andersson in der fünften Minute der Nachspielzeit, was den Münchnern 2001 den Titel bescherte.

Die "Dusel-Bayern" von früher hat vor allem eines ausgezeichnet: Kampfgeist und der unbedingte Siegeswille. Dominanz und Kaltschnäuzigkeit - Eigenschaften, die dem Rekordmeister zu zehn Titeln in Folge verholfen haben.

"Stehen uns selbst im Weg"

Die Mannschaft von heute wirkt nach Gegentoren verunsichert. Fehlt den Bayern ein Leader, der das Team nach vorne peitscht? Joshua Kimmich und Thomas Müller haben in den letzten Jahren diese Rolle übernommen, jetzt wirkt vor allem Kimmich resigniert: "Das passiert uns viel zu oft in dieser Saison. Wir haben alles im Griff und brechen wieder mal weg. Wir stehen uns teilweise selbst im Weg. Wir machen viel zu viele Fehler", sagte der Mittelfeldspieler nach dem Leipzig-Spiel.

"Das ist kein Zufall, wenn man sieht, dass uns das so, so oft passiert ist." Joshua Kimmich, FC Bayern

Thomas Tuchel war nach dem vergebenen Meisterschafts-Matchball angefressen und ratlos: "Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Wir haben in der zweiten Halbzeit alles vermissen lassen", sagte der Trainer. Nach vielen kleinen Schritten des Teams in die richtige Richtung sei es für ihn unerklärlich, "wieso wir uns dann entscheiden, in die komplett andere Richtung mit Siebenmeilenstiefeln zu gehen", schimpfte der 49-Jährige.

Er kündigte eine radikale Analyse an: "Wir werden alles auf den Kopf stellen." Die Bayern brauchen einen großen Umbruch - um in Zukunft auch über 90 Minuten wieder meisterschaftsfähig zu sein.

Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24Sport.