St. Johannes Baptist in Altenstadt bei Vohenstrauß
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St. Johannes Baptist in Altenstadt bei Vohenstrauß

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"Simultankirche": Dieses Gotteshaus in Vohenstrauß ist besonders

Die Kirche St. Johannes Baptist in Altenstadt bei Vohenstrauß wird seit 370 Jahren von Katholiken und Protestanten gleichermaßen genutzt. In der Oberpfalz ist so etwas keine Seltenheit. Dort ist St. Johannes nun "Simultankirche des Jahres".

Erbaut vor 900 Jahren, gemeinsam genutzt seit 370 Jahren: Müsste man jemandem den Begriff "Simultankirche" erklären, man könnte es gut am Beispiel von St. Johannes in Altenstadt tun. Da ist also ein altehrwürdiges Gotteshaus, das Christen beider Konfessionen offen steht. Friedlich, fröhlich, freundschaftlich.

In der Oberpfalz gibt es etliche solcher Kirchen – so viele, dass ein eigener Radweg etwa 50 von ihnen verbindet, der "Simultankirchen-Radweg". In jedem Jahr wird eines dieser rund 50 Gotteshäuser vom zuständigen Förderverein besonders hervorgehoben. Heuer ist es die Kirche in Altenstadt, das inzwischen zu Vohenstrauß gehört. St. Johannes sei eines der ältesten Gotteshäuser in der nördlichen Oberpfalz, heißt es da – und werde seit 1654 und bis heute sowohl von katholischen als auch evangelischen Christen genutzt.

Die ältesten Teile der Kirche sind demnach romanischen Ursprungs, der heutige Bau stammt im Wesentlichen aus dem 14. Jahrhundert. Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgten größere Umbauten: Der Westgiebel wurde neu errichtet, ebenso der Turm an der Südostwand. Bemerkenswert sind die spätgotischen Wandmalereien im Chorraum, die jahrhundertelang unter einer Putzschicht verborgen lagen.

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Spätgotische Wandmalereien - zu sehen in Altenstadt bei Vohenstrauß

Das Besondere an dieser Kirche ist laut Förderverein aber vor allem, dass sie in ihrer Ursprünglichkeit des 17./18. Jahrhunderts erhalten ist: mit der Holzfelderdecke, dem Ziegelboden, der gegliederten Emporenbrüstung und der Ausstattung. Auch der Hauptaltar stammt aus der Zeit um 1720.

1652 eingeführt: Das "Simultaneum"

Dass es in der Oberpfalz so viele Simultankirchen gibt, liegt vor allem an einer wegweisenden Entscheidung des Jahres 1652: Damals führte Pfalzgraf Christian August im Herzogtum Sulzbach in der mittleren und nördlichen Oberpfalz das "Simultaneum" ein. Evangelische und katholische Christinnen und Christen sollten dort in Frieden ihren Glauben ausüben dürfen. Kirchen und Friedhöfe, Pfarrhäuser und Schulen gehörten beiden Konfessionen zu gleichen Teilen gemeinsam.

Und auch wenn man den Fachbegriff "Simultankirche" vielleicht noch nicht kannte: Auf gemeinsam genutzte Gotteshäuser stößt man immer wieder mal, ein berühmtes Beispiel ist die Kirche zum Heiligen Grab in Ost-Jerusalem.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

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