Spuren der Römer in Augsburg: Ein Grabdenkmal, das ein Ochsenfuhrwerk zeigt
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Weintransport mit Ochsenfuhrwerk - Römisches Grabdenkmal an der Römermauer im Augsburger Fronhof

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Landesausstellung für Römerstädte Augsburg und Kempten

2028 soll in Augsburg, Kempten und Straubing eine große Landesausstellung "Römerland Bayern" zu sehen sein. Das hat der Landtag beschlossen. In Augsburg und Kempten freut man sich über die Gelegenheit, sein römisches Erbe angemessen zu präsentieren.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Augsburg und Kempten - beide Städte zählen zu den ältesten Städten Deutschlands. Beide wurden vor rund 2.000 Jahren von den Römern besiedelt. Zunächst war Kempten, genannt Cambodunum, das Zentrum der römischen Provinz Raetien. Als Provinzhauptstadt abgelöst wurde es durch Augsburg, oder Augusta Vindelicum. Der Statthalter in Augsburg vertrat den Kaiser in Rom.

Aus der Idee ein Konzept entwickeln

Diese bedeutende Rolle in der frühen Geschichte der beiden Städte soll in einer großen Landesausstellung gewürdigt werden: 2028 soll die Schau in Augsburg, Kempten und im niederbayerischen Straubing zu sehen sein. Das gab Kultusminister Markus Blume (CSU) am Mittwoch bekannt. Aus dieser Idee zu einer Ausstellung mit dem Titel "Römerland Bayern" müsse nun ein Konzept entwickelt werden.

Kempten und Augsburg hatten bereits kürzlich wissen lassen, dass sie künftig gemeinsam ihre römische Vergangenheit präsentieren wollen. Dafür wollen die Städte bei britischen Spezialisten eine Studie erstellen lassen. Sie soll als Grundlage für die neue museale Präsentation der beiden Römerstädte dienen. An der Entwicklung eines Konzepts für die Ausstellung wird laut der Stadt Augsburg neben der Archäologischen Staatssammlung in München auch die Stadtarchäologie Augsburg beteiligt sein.

OB Weber: "Bekenntnis zu Augsburgs besonderer Bedeutung"

Im Augsburger Rathaus ist die Freude über die geplante Landesausstellung groß. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) lobt das Vorhaben in einer Mitteilung als "vielversprechendes Bekenntnis zu Augsburgs und Schwabens besonderer Bedeutung für die Entwicklungsgeschichte Bayerns".

Auch Augsburgs Kulturreferent Jürgen K. Enninger freut sich über die Ankündigung aus dem Kunstministerium. Die "breite Unterstützung aus dem Landtag" sei sehr hilfreich, das römische Erbe in Augsburg deutlicher sichtbar zu machen. Denn mit einer Landesausstellung sei natürlich auch infrastrukturelle Unterstützung verbunden. Mit diesem Rückenwind aus München werde man "einen großen Schritt weiterkommen", so Enninger auf BR-Anfrage.

Quo vadis, römisches Erbe Augsburg?

Schon lange kritisieren Wissenschaftler, Bildungsexperten und Kulturinteressierte, dass die Stadt auf einem riesigen römischen Erbe sitzt und dieses nicht angemessen präsentieren kann. Archäologen machen in Augsburg immer wieder bei Ausgrabungen bedeutende Funde aus der Römerzeit, zuletzt vor wenigen Jahren: Da bargen sie unter anderem einen spektakulären Silberschatz. Doch trotz ihrer besonderen römischen Vergangenheit hat die Stadt seit vielen Jahren kein großes Römermuseum mehr.

Das frühere Römische Museum in der alten Dominikanerkirche ist geschlossen. Die Statik des Gebäudes verbietet eine weitere Nutzung als Museum. Laut Stadtratsbeschluss soll nebenan ein Neubau entstehen. Doch dafür muss erst jetzt über eine Machbarkeitsstudie geprüft werden, ob das überhaupt möglich ist, ohne eine angrenzende Schule zu beeinträchtigen.

Augsburgs Kulturreferent: "Wir wollen die Alltagsgeschichte erzählen"

Im Kulturausschuss der Stadt Augsburg am Donnerstag soll diese Studie auf den Weg gebracht werden. Dabei sollen auch weitere Planungen vorgestellt werden. So soll die Dominikanerkirche direkt neben dem Museum als Veranstaltungsort geöffnet werden. Kulturreferent Enninger möchte das historische Erbe der Stadt auch in digitaler Form vorstellen: "Ein Viertel der Augsburger Stadtgeschichte ist römische Geschichte. Und da haben wir den Auftrag, nicht nur Militärgeschichte oder Herrschaftsgeschichte zu erzählen, wir wollen auch die Alltagsgeschichte erzählen. Wir wollen die Sozialgeschichte erzählen. Wir wollen reden darüber, welche Religionen hier aufeinander getroffen sind, welche Menschen sich hier getroffen haben aus dem ganzen Römischen Reich. Denn römische Geschichte ist ganz stark auch Migrationsgeschichte."

Kempten: "gerade zur richtigen Zeit"

Auch das Kulturamt Kempten äußert sich angetan über die geplante Landesausstellung: "Ein solches bayernweites Projekt passt wunderbar in die Strategie der Stadt Kempten und die kontinuierliche Fortentwicklung in der Präsentation unseres historischen Erbes." Das Kulturamt ist für den Archäologischen Park Cambodunum zuständig. Dieser könne mit einer Landesausstellung nachhaltig fortentwickelt werden, erklärte Jana Möller-Schindler vom Kulturamt der Stadt, und zwar touristisch wie auch als Lernort. Die Leiterin des Parks und Stadtarchäologin, Maike Sieler, betont, die Pläne für die Landesausstellung kämen gerade zur richtigen Zeit. Man habe nach den im vergangenen Jahr in Cambodunum entdeckten frühesten römischen Steinbauten Bayerns bereits Überlegungen für einen erweiterten Schutz- und Ausstellungsbau vor Ort angestellt.

Die Fachabteilungen beider Städte befinden sich zu den Themen Präsentation und Vermittlung bereits in engem Austausch und Kontakt, heißt es vom Kulturamt Kempten.

Oberbürgermeister Thomas Kiechle begrüßte die Entscheidung: "Dieser Beschluss ist wegweisend für die Sichtbarmachung der besonderen Bedeutung Bayerns im römischen Weltreich und die Rolle Kemptens als Wiege der Stadtkultur nördlich der Alpen. Ich begrüße die Entwicklung einer Landesausstellung hier in Kempten ausdrücklich. Sie unterstützt passgenau die Strategie der Stadt Kempten zur kontinuierlichen Fortentwicklung der Präsentation und Vermittlung unseres historischen Erbes."

Kritik von den Grünen

Wasser in den Wein gießt indes die Grünen-Landtagsabgeordnete Stephanie Schuhknecht. Die Staatsregierung bleibe jegliche Details für die geplante Landesausstellung schuldig. Weder gebe es konkrete Zeitpläne, noch klare Informationen zur Finanzierung. Sie vermutet Wahlkampfgetöse dahinter und stellt klar: "Augsburg als einer der potenziellen Ausstellungsorte braucht Planungssicherheit und nicht nur großspurige Versprechungen ohne Substanz."

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