Wegweiser mit den Namen von Nürnbergs 14 Partnerstädten.
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Die Beziehungen zum chinesischen Shenzhen war gut, bis Nürnberg den Menschenrechtspreis an eine Uigurin verlieh. Jetzt gibt es eine Annäherung.

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Nach Zerwürfnis: Annäherung zwischen Nürnberg und Shenzhen

Seit Jahren liegt die Partnerschaft zwischen Nürnberg und Shenzhen in China auf Eis. Die Auszeichnung einer Menschenrechtsaktivistin empörte die chinesische Seite, die Beziehungen wurden abgebrochen. Nun eine erste Annäherung – durch Kultur.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Vorsichtig hängt Xu Gengliang seine Kunstwerke an die Wand. Bei der Ausstellung "Pop-up! Shenzhen" im Foyer des Internationalen Hauses in Nürnberg stellt der Künstler seine Katzenbilder aus. Mit dicken Pinselstrichen und leuchtenden Farben sind die Tiere in verschiedenen Posen in Szene gesetzt. Es ist eine kleine Ausstellung für einen Abend mit Künstlern aus Nürnbergs Partnerstadt Shenzhen – aber eine mit Bedeutung. Denn die Städtepartnerschaft zwischen Nürnberg und Shenzhen war zuletzt stark belastet.

Städtepartnerschaft ohne Begegnungen

"Für uns Künstler ist es eine wichtige Gelegenheit, hier in der Partnerstadt Nürnberg ausstellen zu können. Persönliche Begegnungen sind sehr wichtig für eine Partnerschaft", sagt Xu Gengliang. Erst machte die Corona-Pandemie den Austausch vor Ort unmöglich, dann kam noch das Zerwürfnis der beiden Partnerstädte. Die Ausstellung ist die erste vorsichtige Annäherung nach langer Zeit.

Zerwürfnis nach Preis an Uigurin

Anfang 2021 gab die Stadt Nürnberg bekannt, dass der Menschenrechtspreis, den die Stadt alle zwei Jahre verleiht, an die Uigurin Sayragul Sauytbay geht. Die Ärztin prangert Menschenrechtsverletzungen in China an. Sauytbay berichtet von Gehirnwäsche, Folter und Vergewaltigungen in chinesischen Lagern, in denen Uiguren gewaltsam festgehalten werden. Die Preisverleihung war ein Eklat für die chinesische Regierung, die die Vorwürfe bestreitet.

Alle gemeinsamen Projekte der beiden Partnerstädte wurden daraufhin abgesagt. Die Pop-up-Ausstellung ist nun der erste Austausch seit Jahren. "Das ist eine Erleichterung", sagt Silvie Preußer, stellvertretende Leiterin des Amts für internationale Beziehungen der Stadt Nürnberg. Die Partnerschaft zwischen Nürnberg und Shenzhen sei zuvor sehr eng gewesen, und das auf allen Ebenen, so Preußer.

Annäherung in kleinen Schritten

Nun wird die Beziehung langsam und behutsam wieder aufgebaut. "Wir bewegen uns aufeinander zu. Das wird sich wieder entwickeln. Ich bin zuversichtlich", betont Silvie Preußer. Die Pop-up-Ausstellung hat das Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen mitorganisiert. Mit ihm arbeitet die Stadt Nürnberg eng zusammen. Je schwieriger eine Beziehung, desto wichtiger sei der Austausch, um mehr Verständnis füreinander zu haben, sagt die Direktorin Yan Xu-Lackner.

30 Jahre Partnerschaft Nürnberg-Shenzhen

Über Kunst und Kultur sollen nun wieder Brücken gebaut werden. Auch Künstlerin Zhang Lanqian hat eines ihrer Kunstwerke mit nach Nürnberg gebracht. In ihrem abstrakten Landschaftsbild dominieren schrille Pinktöne. "Wir sind auch hergekommen, um das 30-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen Shenzhen und Nürnberg vorzubereiten", berichtet Zhang Lanqian.

Partnerschaft auf politischer Ebene weiterhin angespannt

Bis zum Jubiläum sind es noch knapp vier Jahre. Es bleibt also noch etwas Zeit, die Beziehung weiter zu kitten. Im Bereich Kultur ist ein erster Schritt getan. Doch in anderen Bereichen wird die Annäherung noch dauern. Ein Besuch etwa des Nürnberger Oberbürgermeisters in der Partnerstadt Shenzhen oder seines chinesischen Amtskollegen in Nürnberg ist derzeit kaum denkbar.

Vier Personen stehen in einem Ausstellungsraum neben zwei Bildern.
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Annäherung durch eine Pop-up-Ausstellung mit Künstlern aus Shenzhen (v.l.n.r: Zhanq Lanqian, Silvie Preußer, Yan Xu-Lackner und Xu Gengliang).

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