In Tracht gekleidete Mädchen mit Kräuterbuschen nehmen am Trachtenfestzug durch den Ort Kochel am See zu Maria Himmelfahrt 2019 teil.
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In Tracht gekleidete Mädchen mit Kräuterbuschen nehmen am Trachtenfestzug durch den Ort Kochel am See zu Maria Himmelfahrt 2019 teil.

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Kompliziertester Feiertag: Bayern feiert Mariä Himmelfahrt

Am 15. August feiern Katholiken Mariä Himmelfahrt. Dem Glauben nach ist Maria an diesem Tag mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden. Es ist der komplizierteste Feiertag Bayerns – doch daran ist nicht die Kirche schuld.

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Die Katholische Kirche feiert am heutigen 15. August wieder das Hochfest Mariä Himmelfahrt. Schon seit dem 7. Jahrhundert wird an diesem Tag an die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel erinnert. Die evangelischen Kirchen gehen nicht davon aus, dass Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde und sehen den Tag daher lediglich als Gedenktag bzw. Todestag Marias an.

Im Saarland und 80 Prozent Bayerns arbeitsfrei

In Deutschland ist Mariä Himmelfahrt nur in Teilen Bayerns und im Saarland ein gesetzlicher Feiertag. In Österreich und der Schweiz sowie in anderen katholisch geprägten europäischen Ländern ist das Hochfest ebenso ein Feiertag.

Dieses Jahr ist in 1.704 von insgesamt 2.056 Gemeinden im Freistaat der 15. August arbeitsfrei: in ganz Ober- und Niederbayern sowie in den meisten Städten und Gemeinden in der Oberpfalz, in Schwaben und in Unterfranken, in denen mehr Katholiken als Protestanten leben. Katholisch oder evangelisch? Angesichts des Bedeutungsverlusts der Kirchen und hoher Austrittszahlen hat diese Frage eigentlich wenig Relevanz.

Dass die Konfessionsgrenzen an Mariä Himmelfahrt wieder deutlich werden und den Feiertag kompliziert machen, liegt am Bayerischen Feiertagsgesetz. Dort heißt es, dass dieser Feiertag nur in Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung gilt, aber nicht in Bezug auf die Gesamtbevölkerung Bayerns, sondern rein auf die Anzahl der Katholiken im Vergleich zur Anzahl der Protestanten. Es gelten dabei die Zahlen des Volkszensus von 2011. Im vergangenen Jahr fand der Zensus erneut statt, die Erhebung ist allerdings noch nicht maßgebend, da die Daten noch ausgewertet werden. Das dürfte bis 2025 dauern.

In der Folge könnte das aber bedeuten, dass Mariä Himmelfahrt in manchen Regionen als gesetzlicher Feiertag entfiele, wenn der Zensus feststellt, dass es dort inzwischen zu wenige Katholiken gibt. In weiten Teilen von Mittel- und Oberfranken, beispielsweise in Nürnberg, Ansbach und Bayreuth, wird an Mariä Himmelfahrt ohnehin gearbeitet, und die Läden haben geöffnet.

DGB fordert Feiertag für den ganzen Freistaat

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Mittelfranken fordert hingegen, den 15. August als Feiertag auf ganz Bayern auszuweiten. "Die aktuelle Regelung ist aus der Zeit gefallen", sagte der mittelfränkische DGB-Geschäftsführer Stephan Doll. "Die Menschen in Nürnberg und allen anderen evangelischen Gemeinden verdienen genauso einen freien Tag." Dies solle die neue Staatsregierung nach der Landtagswahl umsetzen.

In der Grafik: Protestantische Gemeinden in Bayern

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Grafik protestantische Gemeinden in Bayern

Brauchtum der Blumen- und Kräuterweihe

In vielen katholischen Pfarrgemeinden ist es Brauch, an Mariä Himmelfahrt Sträuße aus Blumen und bis zu 77 Kräutern zu segnen. Traditionell besteht der Kräuterbüschel aus sieben Hauptkräutern: Wermut, Kamille, Johanniskraut, Salbei, Königskerze, Spitzwegerich und Arnika.

Diese werden getrocknet, zu Hause aufgehängt und sollen die Gläubigen vor Unglück, Krankheit, Gewitter und Feuer schützen. Jede Pflanze hat dabei eine Bedeutung und einen symbolischen Charakter: Salbei beispielsweise steht für Wohlstand und Erfolg, Kamille für Glück und Liebe, die Rose für die Gottesmutter Maria.

Mariä Himmelfahrt – der "große Frauentag"

Laut traditioneller Überlieferung wurde Maria nach ihrem Tod beerdigt. Als die Jünger später das Grab wieder öffnen wollten, befand sich darin nicht ihr Leichnam, sondern Kräuter und Blumenblüten. Andere Überlieferungen sprechen von der bildlichen Himmelfahrt, bei der sie von Engeln getragen in den Himmel aufsteigt.

Mariä Himmelfahrt geht zurück auf das Dogma der katholischen Kirche, das Papst Pius XII. erst 1950 formulierte – und zwar unter dem Eindruck der Leichenberge des Zweiten Weltkrieges. Demgegenüber, so das Dogma, hat der Leib auch eine Würde und Bedeutung und wird von Gott angenommen. An Mariä Himmelfahrt soll die Mutter Jesu mitsamt ihrem Leib in den Himmel aufgenommen worden sein. Entsprechend seien in ihrem Grab nur Blumen vorgefunden worden – statt eines Leichnams.

Das Fest gehört zu den sogenannten marianischen Hochfesten. In der Ostkirche wird der Tag seit 431 gefeiert. In Süddeutschland heißt er auch "großer Frauentag" und ist mit vielen Bräuchen verbunden. Frei nach der Legende werden in vielen katholischen Gemeinden Kräuter an die Gläubigen verteilt, im Gottesdienst gesegnet und mit nach Hause genommen. Sie sollen vor Krankheit und Hinfälligkeit noch zu Lebzeiten schützen.

Katholiken veranstalten Prozessionen in Bayern

Auch in diesem Jahr finden in Bayern wieder viele traditionelle Feierlichkeiten statt. So zum Beispiel die Fatima-Schiffsprozession in Lindau am Bodensee, bei der jährlich rund 4.000 Besucher gezählt werden oder die Lichterprozession im schwäbischen Maria Vesperbild mit bis zu 18.000 Teilnehmenden, bei der in diesem Jahr auch Erzbischof Georg Gänswein dabei ist. Wallfahrten finden zudem im Münsterland sowie in Ostenland (Ostwestfalen) statt.

#BR24Zeitreise: Kräuterbuschen zu Mariä Himmelfahrt im Jahr 1969

Großmutter und Enkelkinder beim Kräutersammeln
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Großmutter und Enkelkinder beim Kräutersammeln

Dieser Artikel ist erstmals am 15.08.2021 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert.

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