27.02.2023, Italien, Cutro: Blick auf einen Teil des Wracks eines gekenterten Bootes, das an einem Strand angeschwemmt wurde. Rettungskräfte suchten zu Wasser und aus der Luft weiter nach Dutzenden von Menschen, die nach einem Schiffsunglück vor der süditalienischen Küste noch immer vermisst werden. Bei dem Unglück waren zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Foto: Luigi Navarra/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Tote bei Bootsunglück mit Migranten vor Süditalien

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Entsetzen nach Bootsunglück: "So viele Leichen, so viele Kinder"

Erschütternde Szenen am Strand in der Nähe der italienischen Stadt Crotone. Die Zahl der toten Migranten nach dem Bootsunglück von Sonntag steigt auf über 60. Unter den Opfern sind auch mehrere Kinder und ein Baby.

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Die Rettungsmannschaften suchen nach dem Bootsunglück in Süditalien weiter, denn noch immer werden etwa 40 Menschen vermisst. Montagvormittag waren drei weitere Leichen geborgen worden, damit steigt die Zahl der gefundenen Toten auf 62. Unter ihnen sind auch mehrere Kinder und ein Baby.

Noch viele Vermisste – keine Überlebenden mehr erwartet

Das Fischerboot mit Migranten war am Sonntag vor der Küste Süditaliens in der Nähe der Stadt Crotone auf einen Felsen gelaufen und gesunken, es herrschte raue See und stürmisches Wetter. Überlebenden zufolge waren etwa 170 Menschen an Bord des 20 Meter langen Holzschiffs, das vergangene Woche vom türkischen Izmir aus in Richtung Italien aufgebrochen war.

Wie die italienische Küstenwache mitteilte, überlebten mindestens 80 Insassen des Bootes. Feuerwehrkommandant Roberto Fasano sagte, er glaube nicht, dass es jetzt noch Überlebende gebe, das Meer sei einfach zu wild. Aber man dürfe die Hoffnung nicht aufgeben.

Feuerwehrmann: "So viele Leichen, so viele Kinder"

Feuerwehrmann Giuseppe Larosa sagte, die ersten Retter seien besonders wegen der vielen Kinderleichen erschüttert gewesen. "Es war eine schaurige Szene: Leichen über den Strand verstreut, so viele Leichen, so viele Kinder", sagte er. Die Toten seien mit Schürfwunden übersät gewesen, als ob sie sich irgendwo am Schiff festgekrallt hätten, um zu überleben.

Er habe sich auf Rettungsversuche konzentriert, doch auch der Zustand der Überlebenden habe ihn erschreckt. "Was mich am meisten getroffen hat, war ihr Schweigen", sagte Larosa. "Schrecken in ihren Augen, aber sprachlos, stumm."

Drei Menschen wegen Schleuserverdachts festgenommen

In den Trümmern waren nur wenige Rettungswesten zu sehen. Nach Angaben der Vereinten Nationen und der Organisation Ärzte ohne Grenzen waren unter den Opfern ganze Familien. Viele kamen aus Afghanistan, andere aus Pakistan und dem Irak. Der italienische Sender Sky TG24 berichtete, es seien mindestens drei Menschen unter dem Verdacht festgenommen worden, die Todesfahrt organisiert zu haben. In der Gemeinde Cutro in der Provinz Crotone legten die Bürger um 11 Uhr eine Schweigeminute ein, auch an anderen Orten wurde um diese Zeit der Opfer gedacht.

Mattarella erinnert EU an Ursachen der Migrantenströme

Das schwere Unglück hat in Italien eine große Betroffenheit ausgelöst, Staatspräsident Sergio Mattarella drückte seine Trauer aus und forderte gleichzeitig die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich mehr dafür zu engagieren, die Ursachen der Migrantenströme zu beseitigen. Auch müsse die EU konkrete Verantwortung übernehmen und sich direkt in der Migrationspolitik engagieren.

Die rechte Regierung unter Giorgia Meloni will ihre Linie fortsetzen und den Dialog mit den Herkunftsländern verstärken, um die Abfahrten von Booten mit Migranten einzuschränken.

Mit Informationen von dpa

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