Giorgia Meloni
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Melonis Eckpunkte: Pro Ukraine, härtere Linie gegen Einwanderer

Nach ihrem Amtsantritt als Ministerpräsidentin Italiens hat Giorgia Meloni ihre erste Regierungserklärung im Parlament abgelegt. Die Politikerin der rechtsradikalen Fratelli d'Italia sprach dabei unter anderem über die EU und die Flüchtlingspolitik.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Als sich Giorgia Meloni in der Abgeordnetenkammer mit einigen Minuten Verspätung von ihrem Stuhl der Ministerpräsidentin erhob, um zu ihrer Regierungserklärung anzusetzen, war an ihrem linken Arm so etwas wie eine politische Grundsatzbotschaft zu sehen: Ein großes Armband in den grün-weiß-roten Landesfarben – das Signal, dass Italien jetzt eine Regierungschefin bekommt, der nationale Identität wichtig ist.

Bekenntnis zur Nato

An den Anfang ihrer rund 70-minütigen Rede stellte Meloni zunächst ein Bekenntnis zur Nato und zur Europäischen Union. Im Ukraine-Krieg, betonte die Führerin der Rechtsaußen-Partei Brüder Italiens, werde Italien weiter an der Seite Kiews stehen: "Wer glaubt, die Freiheit der Ukraine gegen unsere Ruhe einzutauschen, dem sage ich: Der Erpressung Putins in Sachen Energie nachzugeben, würde das Problem nicht lösen." Es würde nur größer werden, weil es "den Weg öffnet für weitere Forderungen und Erpressungen", so Meloni.

Keine Länder erster und zweiter Klasse

Meloni machte aber auch deutlich, dass sie in der Europäische Union Veränderungen will. Die EU sei für sie das "gemeinsame Haus der europäischen Völker", in der es keine Länder erster und zweiter Klasse geben dürfe. Italien, kündigte die neue Ministerpräsidentin an, werde in Brüssel künftig härter für seine Interessen kämpfen: "Italien hat die Pflicht, mehr noch als das Recht, mit erhobenem Haupt in diesen internationalen Vereinigungen zu sitzen." Dies solle in konstruktivem Geist erfolgen, sagte Meloni, "aber ohne Unterwürfigkeit oder Minderwertigkeitskomplexe, wie es meiner Meinung nach in der Vergangenheit geschehen ist". Konkret forderte sie in Europa ein Ende des Maastrichter Stabilitäts- und Wachstumspakts, in dem beispielsweise die Drei-Prozent-Defizitgrenze festgeschrieben ist.

Meloni verspricht Steuersenkungen für Unternehmen und Familien

Innenpolitisch versprach Meloni unter anderem Steuersenkungen für Unternehmen und Familien. Für die Wirtschaft kündigte die neue Ministerpräsidentin mehr Freiheiten an. Das Motto ihrer Regierung im Umgang mit Unternehmen würde lauten, "diejenigen nicht zu stören, die etwas machen wollten". Raus aus der Verschuldung käme Italien nicht durch eine Austeritätspolitik des Verzichts, sondern durch Wirtschaftswachstum. Das von der Regierung Conte eingeführte Bürgergeld will Meloni abschaffen. Es habe dazu geführt, meinte die mit 45 Jahren drittjüngste Regierungschefin in der Geschichte Italiens, dass Menschen nicht arbeiteten, die mit ihre Arbeit Italien hätten helfen können.

Meloni will Abfahrten von Booten mit Flüchtlingen blockieren

In der Migrationspolitik kündigte Meloni eine härtere Hand gegen Einwanderer an. Künftig würde die Linie gelten: "In Italien, wie in alle anderen ernsthaften Länder, kommt man nicht illegal hinein." Ihre Regierung wolle dafür sorgen, dass die Abfahrten von Booten mit Migranten aus Nordafrika blockiert werden. Dies solle auf der Grundlage eines Abkommens zwischen der Europäischen Union und den nordafrikanischen Staaten erfolgen. Außerdem versprach Meloni einen harten Kampf gegen das "Krebsgeschwür Mafia".

"Schönheit des Elternseins"

Eine grundlegende Wende kündigte die ultrarechte Politikerin in der Familienpolitik an: Das Kinderkriegen solle gefördert werden: "Wir brauchen einen imposanten wirtschaftlichen, aber auch kulturellen Plan, um die Schönheit des Elternseins wiederzuentdecken und die Familie wieder ins Zentrum der Gesellschaft zu stellen." Gleichzeitig versprach Meloni einen Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten für berufstätige Eltern. Das Recht auf Abtreibung wolle sie nicht einschränken, betonte Meloni.

Bekenntnis zu Demokratie

In einer möglichen neuen Corona-Welle, kündigte die neue Regierungschefin an, werde es nie wieder so harte Regeln in Italien geben wie in der Vergangenheit. Meloni ging in ihrer Regierungserklärung auch auf die Kritik an ihrer politischen Herkunft aus der neofaschistischen Partei MSI ein. Sie bekannte sich zu den Werte von Freiheit und Demokratie und betonte: "Ich habe nie Sympathien oder Nähe empfunden in Bezug auf antidemokratische Regime. Für kein Regime, einschließlich des Faschismus."

Am Abend findet die Vertrauensabstimmung in der Abgeordnetenkammer statt. Eine Zustimmung für Meloni gilt als sicher, ihr Rechtsbündnis verfügt in beiden Parlamentskammern über eine absolute Mehrheit. Morgen muss sich Meloni dem Vertrauensvotum im Senat stellen. Danach kann Meloni, die gemäß der italienischen Verfassung vom Staatschef bereits als Ministerpräsidentin vereidigt ist, ihre Regierungsarbeit aufnehmen.

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