Es ist richtig laut in der Augsburger Fußgängerzone. Trommeln, Trillerpfeifen, Tröten. Rund 500 Beschäftigte aus dem Handel wollen sich endlich Gehör verschaffen. Aus ganz Süddeutschland sind sie deswegen nach Augsburg gekommen. "Das Geld ist so knapp. Strom, Gas, Sprit, Lebensmittel, alles wird teurer", sagt Neli Bircs, die am Münchner Flughafen arbeitet.
Warum freiwillige Lohnerhöhungen nicht gut ankommen
Im Vorfeld hätten große Handelskonzerne wie Lidl, Edeka oder Kaufland freiwillig 10 Prozent mehr Lohn angeboten. Die Gewerkschaft sieht das kritisch: "Freiwillig heißt, dass es auch einfach so wieder zurückgenommen werden kann", sagt Susanne Jensen von Verdi Augsburg.
Der Warnstreik finde bewusst am Weltfrauentag statt: "70 Prozent der Beschäftigten im Einzel- und Großhandel sind weiblich. Viele verdienen wenig oder landen in der Teilzeitfalle." 90 Prozent der Beschäftigten seien von Altersarmut bedroht. "Das ist nicht tragbar", so Jensen.
Wenig Absicherung in kleinen Geschäften
Während die großen Konzerne ihre Gewinne nicht an die Beschäftigten weiterreichen würden, würden viele kleine Geschäfte nur sehr wenig Lohn bezahlen, kritisiert Jensen. "In den kleinen Läden gibt es auch nur wenig oder gar kein Urlaubsgeld, Krankheitstage werden oft nicht erstattet und Arbeit auf Abruf ist an der Tagesordnung. Das macht das Leben unplanbar", sagt Jensen.
Teilnehmerinnen der Demo beklagten die hohe Inflation. "Wir brauchen das Geld dringend. Gerade im Einzelhandel arbeiten viele alleinerziehende Mütter, die sind auf mehr Lohn angewiesen", sagt Yvonne, die in Lindau bei H&M arbeitet. "Eigentlich müssen beide Partner gut verdienen. Sonst funktioniert das hinten und vorne nicht."
Was die Gewerkschaft fordert
Die zentrale Forderung der Gewerkschaft Verdi: Der Stundenlohn müsse für alle um 2,50 Euro steigen, die Vergütung für Auszubildende um 250 Euro pro Monat. Zudem müsse es ein "rentenfestes Mindesteinkommen" von 13,50 pro Stunde geben, so Susanne Jensen von Verdi Augsburg. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags solle zwölf Monate sein. Zudem sollten sich alle Arbeitgeber wieder unter einem Tarifvertrag vereinen, um "Lohndumping" zu unterbinden.
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