Frauen tanzen auf dem Münchner Marienplatz (Archivbild)
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"Frauen können alles bewegen": Unter diesem Motto waren 2019 zum Weltfrauentag Menschen auf dem Münchner Marienplatz zusammengekommen.

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Weltfrauentag: Wird der 8. März auch in Bayern ein Feiertag?

Am Weltfrauentag werden vielerorts in Deutschland Zeichen gesetzt - in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern haben einige dazu noch frei. Manch andere Bundesländer denken darüber nach, den 8. März ebenfalls zum Feiertag zu erklären. Und was macht Bayern?

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Morgen am .

Bayern vs. Berlin - ein häufig inszeniertes Battle. Als die Bundeshauptstadt 2019 den Internationalen Frauentag zum Feiertag auserkor, war Berlin in Deutschland Vorreiter - und betonte dies oft. Die Reaktion aus Bayern, seitens der damaligen CSU-Arbeitsministerin Kerstin Schreyer: Frauen bräuchten Unterstützung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Schutz vor Gewalt und eine vernünftige Rente - beim Feiertag aber hieß es: kein Bedarf.

Auch Jahre später wird die Debatte über einen Feiertag am 8. März in Bayern nicht groß geführt. Vielmehr betonen Vertreter der Parteien, was strukturell getan werden müsse.

Grüne und SPD sehen Thema in Bayern nicht prioritär

"In Bayern ist noch vieles zu tun für die Gleichstellung der Geschlechter", erklärte die Sprecherin für Frauen bei den Grünen, Eva Lettenbauer, schriftlich auf BR24-Anfrage. Sie zählte auf: mehr Geld für Frauen im Alter, gleiche Bezahlung für die Arbeit von Männern und Frauen sowie ein paritätisch besetztes Parlament. "Den Weltfrauentag zum Feiertag zu machen, steht auf der Liste der dringend anzugehenden Dinge für uns nicht ganz oben. Ich bin offen für einen Feiertag am Weltfrauentag, aber es gibt drängendere Maßnahmen, die Frauen mehr helfen, wie endlich ausreichend Kinderbetreuungsplätze zu schaffen, damit Frauen selbstbestimmt entscheiden können, wie viel sie arbeiten."

Das Statement der frauenpolitischen Sprecherin der SPD in Bayern, Simone Strohmayr, zum Feiertag ähnelte dem: "Ich kann der Forderung durchaus etwas abgewinnen. Aber in meinen Augen gibt es in Bayern genug wichtigere Baustellen für Frauenpolitik." Lohngerechtigkeit, eine gerechtere Aufteilung von Carearbeit, mehr Sicherheit und mehr Frauenhausplätze waren ihre erwähnten Punkte. "Das ist, was Frauen sich wünschen und was es braucht – nötiger als Rosen oder mehr Freizeit zum Weltfrauentag!"

Mecklenburg-Vorpommern folgt Berlin

Mittlerweile ist Berlin nicht mehr das einzige Bundesland mit einem Feiertag am 8. März: Auch Mecklenburg-Vorpommern beging diesen Feiertag nun zum ersten Mal. Damit solle ein Zeichen für die Gleichberechtigung gesetzt werden, hieß es anlässlich des Beschlusses im Landtag im Juni 2022. Es fiel aber auch der Hinweis: Mit dem Feiertag sei nicht gleich Gleichberechtigung geschaffen. Solch ein Tag diene eher als Erinnerung daran, dass es strukturelle Veränderungen brauche.

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In zwei Bundesländern ist der 8. März bislang Feiertag.

Bei der Rechtfertigung, den neuen freien Tag einzuführen, spielten aber auch Zahlen eine Rolle - nämlich, wie viele Feiertage ein Bundesland bislang hat. Während Berlin und Mecklenburg-Vorpommern zu Zeiten der damaligen Debatten weniger als andere hatten, führt der Süden Deutschlands und damit auch Bayern die Liste an. Zwölf sind es zurzeit im gesamten Gebiet des Freistaats, regional kommen noch zwei hinzu.

Bayern-FDP: Frauentag wichtig, aber nicht als freier Tag mit Kaffee

Einen Umstand, den auch Julika Sandt, Sprecherin für Frauen in der Bayern-FDP, in ihre Begründung einfließen lässt: Sie sieht keinen Mehrwert darin, an dem Tag Betriebe, Schulen und Kitas zu schließen. "Bayern ist bereits das Bundesland mit den meisten Feiertagen in Deutschland, deren Anlass oftmals in Vergessenheit gerät. Frauen brauchen keinen freien Tag mit Kaffee und Kuchen sondern eine starke Rolle in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft", teilte sie auf Anfrage mit. Dennoch sei der Frauentag wichtig, um sich für Frauen einzusetzen - etwa für bessere Aufstiegschancen oder für Frauen- und Mädchenrechte weltweit.

Deutschlandweit waren von FDP, Union und AfD schon mehrfach kritische Stimmen gegen einen expliziten Feiertag am 8. März zu hören.

Ute Eiling-Hütig, Vorsitzende der AG-Frauen der CSU-Landtagsfraktion, sieht den Internationalen Frauentag nicht als Feiertag, sondern als einen "Tag der Mahnung, die Themen Gleichberechtigung, Chancengleichheit, Gewalt und strukturelle Gewalt gegen Frauen in den Fokus zu nehmen und die Situation der Frauen weltweit zu verbessern". Es bedürfe auch gegenseitiger Solidarität. "Ein Feiertag oder die Forderung nach diesem ist nicht sinnvoll oder effektiver. Viel wichtiger ist es, konkret die Situation von und für Frauen zu verbessern" - bei gerechter Bezahlung im Job, den Themen Gewalt gegen Frauen und Sexismus im Alltag. "Und das nicht nur an einem Tag, sondern 365 Tage im Jahr", so Eiling-Hütig.

AfD in Bayern befürchtet nur "mehr völlig falsche Ideologie"

Die AfD sieht aktuell ebenfalls keinen Bedarf für einen "extra Frauen-Feiertag". "Mit Blick auf die Kommunikation, die heute in den Medien zum Frauentag zu finden ist, muss man feststellen, dass dieser Tag heute bereits massiv für linke woke Propaganda missbraucht wird", so Katrin Ebner-Steiner, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion. "Würde dieser Frauentag ein offizieller Feiertag, dann wäre das nur die Einladung zu noch mehr völlig falscher Ideologie." Und es gebe bereits den Muttertag, "an dem unsere Mütter geehrt werden. Denn sie sind das Rückgrat unserer Gesellschaft."

In anderen Bundesländern laufen derweil Initiativen: In Sachsen beispielsweise unterstützen Sozialdemokraten und Grüne ein Vorhaben der Gewerkschaft Verdi: Dort werden im Rahmen eines Volksantrags Unterschriften gesammelt, damit der Landtag über das Thema diskutiert. Auch in Niedersachsen spielt der Frauentag eine Rolle: Bei der Suche nach einem neuen Feiertag steht dieser Termin in einer Reihe mit anderen. In anderen Bundesländern war das in der Vergangenheit immer wieder der Fall, wenn es darum ging, einen Tag mit Symbolkraft, aber auch für Ruhe und zum Ausgleich einzuführen.

Forderung nach Freistellungen statt Feiertag

Gabi Schmidt, Sprecherin für Frauen der Freien Wähler, sprach sich im Gespräch mit BR24 gegen einen Feiertag zum aktuellen Zeitpunkt aus - vor allem weil sie nicht will, dass der Tag wie andere dann zu einem "Konsumtag" verkomme, an dem es nur Backmischungen oder Rosen gebe. Frauen, die auf die Straße wollten, sollten lieber eine Freistellung bekommen können, so Schmidt. Durch den weiter andauernden Kampf für die Gleichberechtigung von Frauen sei es aktuell "noch kein Tag zum Feiern". Ein Feiertag sollte es aus ihrer Sicht erst werden, wenn das geschafft sei. Über das Thema müsste sich weiter in den Frauenverbänden ausgetauscht werden.

Türkische Polizei setzt Pfefferspray gegen Frauentag-Demo ein

In Istanbul haben Bereitschaftspolizisten Pfefferspray gegen Teilnehmerinnen einer Demonstration zum Internationalen Tag der Frauen eingesetzt. Die Kundgebungsteilnehmerinnen waren am Mittwoch von der Polizei daran gehindert worden, durch das Zentrum der Metropole zu ziehen.

Proteste am Frauentag in Istanbul
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Türkische Polizei setzt Pfefferspray gegen Frauentag-Demo ein

Feiertage belasten die Wirtschaft

Die Feiertagsdebatte holt regelmäßig Wirtschaftsvertreter auf den Schirm: Denn solche Tage bringen Extrakosten und können die Wirtschaft belasten. Allerdings sind diese finanziellen Lasten je nach Branche und Jahreszeit unterschiedlich hoch zu bewerten.

Weltweit ist der Internationale Frauentag - der seit über 100 Jahren begangen wird - laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund in mittlerweile 26 Ländern gesetzlicher Feiertag. Befürworter haben auch schon folgenden Vorschlag gemacht: einen anderen Feiertag zu Gunsten des Weltfrauentags streichen, dann bleibt die Anzahl gleich.

Doch im Freistaat ist auch das bislang nicht Thema. Denn zusammenfassend gilt: In Bayern hält die Politik weiterhin wenig von einem neuen Feiertag am 8. März wie in Berlin.

Eine Frau tritt vor zwei Männern aus einem Fahrstuhl
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Internationaler Weltfrauentag (Symbolbild)

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