Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow, Nürnbergs OB Marcus König.
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Charkiws Bürgermeister trägt sich ins Gästebuch der Stadt Nürnberg ein. Seit Kriegsbeginn ging Hilfe für vier Millionen Euro in die Partnerstadt.

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Vier Millionen Euro Hilfe aus Nürnberg für Partnerstadt Charkiw

Seit 1990 sind Nürnberg und Charkiw in der Ukraine Partnerstädte. Als Russland das Land angriff, haben die Nürnberger sofort reagiert. Und Hilfe für rund vier Millionen Euro organisiert. Jetzt hat Charkiws Bürgermeister erstmals Nürnberg besucht.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das private Treffen mit Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) hat Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow tief beeindruckt. Denn König zeigte seinem Gast Bilder vom zerstörten Nürnberg nach dem Zweiten Weltkrieg. "Ich habe Nürnberg im Jahr 1945 mit Charkiw im Jahr 2024 verglichen und das war absolut schrecklich", sagt Terechow am Abend nach dem Treffen. Es habe so viele Ähnlichkeiten gegeben, die Zerstörungen in seiner Stadt seien denen damals in Nürnberg so ähnlich. Für ihn heißt das: "Wir müssen unbedingt möglichst schnell siegen, damit wir möglichst schnell unsere Stadt wieder aufbauen können."

150.000 Menschen haben keine Wohnung

Die zweitgrößte Stadt der Ukraine ist nach fast zwei Jahren Krieg eine Stadt unter Beschuss. Die Hälfte aller Kindergärten sind zerstört und 60 Prozent aller medizinischen Einrichtungen. 150.000 der derzeit rund 1,3 Millionen Einwohner haben kein Dach mehr über dem Kopf. Bei seinen Gesprächen in Nürnberg ging es auch um den Wiederaufbau und den Bau von Sozialwohnungen. Charkiw will dabei von den Erfahrungen aus Nürnberg lernen, sagt Terechow. "Wenn wir wollen, dass unsere Bürger nach dem Krieg aus allen Ländern, in denen sie sich derzeit aufhalten, wieder nach Hause kommen, dann sind Wohnungen sehr wichtig."

Auch mit der Industrie- und Handelskammer für Mittelfranken hat Charkiws Bürgermeister Gespräche geführt. "Er hat die Netzwerke geknüpft, die er braucht. Und er hat Gespräche zum Thema Wiederaufbau geführt. Was kann man jetzt tun, was kann man dann tun, wenn dieser grausame Krieg zu Ende ist", sagt Nürnbergs OB König, der Terechow in den vergangenen Tagen begleitet hat.

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Charkiw, eine Stadt unter ständigem Beschuss. Ende Januar beschädigte eine Drohne dieses Wohnhaus. Rund 150.000 Menschen sind obdachlos.

Vision einer europäischen Metropole

Seit 30 Jahren gibt es den Partnerschaftsverein Nürnberg – Charkiw. Auch mit Vertretern des Vereins trifft sich der Kommunalpolitiker bei seinem Besuch. Dabei stellt er den Generalplan vor, wie Charkiw wieder aufgebaut werden soll. In einem kurzen Video zeigt Terechow den knapp 100 Besuchern die Vision einer grünen und modernen europäischen Metropole.

Babywindel und Groß-Generatoren

Doch zunächst geht es um das Überlebensnotwendige, sagt Antje Rempe. Sie ist die Vorsitzende des Partnerschaftsvereins. Mit den Jahren ist ein Netzwerk entstanden, über das jetzt die Hilfe organisiert wird. "Wir hören auf unsere Partner, wenn die sagen, wir brauchen jetzt dringend Medizinbälle oder wir brauchen dringend Windeln für Kleinkinder. Dann ist es das, was wir machen." So werden beispielsweise jeden Monat von den Partnern in Charkiw mehr als 700 Hilfspakete an Bedürftige verteilt.

Aber der Verein organisiert auch große Projekte. Wichtig sei es jetzt, vor allem die zerstörte Infrastruktur wiederaufzubauen, sagt Rempe. "Es kommt jetzt ein Hilfstransport mit einem Notstromaggregat aus dem stillgelegten AKW Grafenrheinfeld. Das ist ein Megawatt-Generator, der das Heizsystem unterstützt."

Dank für die Hilfe aus der Partnerstadt

Auf rund vier Millionen Euro beziffert Nürnbergs Oberbürgermeister König die Hilfe für die Partnerstadt. Zu Beginn des Besuchs findet der offizielle Termin statt: Terechow trägt sich in das Gästebuch der Stadt ein. Dabei hat er sich für die Hilfsbereitschaft der Nürnbergerinnen und Nürnberger bedankt. "Ich finde das ein starkes Signal, dass er sagt, ich möchte euch besuchen und Danke sagen", meint König.

Terechow war auch in München. Die bayerische Staatsregierung unterstützt zum Beispiel gemeinsam mit Nürnberg die Renovierung von zwei beschädigten Schulen. In der einen läuft seit Mitte Januar der Unterricht in Schutzräumen. Die zweite Schule soll im März eröffnen. Das sind zwei von insgesamt 136 zerstörten Schulen in Charkiw. Die Stadt Nürnberg wird sich weiter engagieren, verspricht König. "Auch wenn man hat schon das Gefühl haben könnte, naja, jetzt kommen schon wieder so viele Dinge, die wichtiger sind", sagt der Oberbürgermeister. "Aber noch herrscht Krieg und wir müssen weiterhin unserem Partner helfen. Und wir müssen es schaffen, dass die Ukraine gewinnt."

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