Alexander Lissak steht in einem zerstörten Keller
Bildrechte: Alexander Lissak

Alexander Lissak schaut sich an, wo die gespendeten Krankenhausbetten eingesetzt werden.

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Hoffnung unter Sirenenalarm: Ein Nürnberger besucht Charkiw

Die ukrainische Stadt Charkiw ist eine Partnerstadt von Nürnberg. Seit Beginn des Angriffskrieges hilft der Partnerschaftsverein Charkiw-Nürnberg. Beim Besuch in der Ukraine zeigt sich ein Vereinsvertreter von der Stärke der Ukrainer beeindruckt.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Alexander Lissak hat einen sehr vollen Terminkalender: Der 36-Jährige ist Familienvater, berufstätig und gleich mehrfach ehrenamtlich engagiert: als zweiter Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg und im Vorstand des Partnerschaftsvereins Charkiw-Nürnberg. Sein Terminkalender ist voll, trotzdem macht er immer weiter. Beim Partnerschaftsverein ist Lissak zuständig für die Hilfslieferungen in die zweitgrößte Stadt der Ukraine im Osten des Landes. Bei einem Besuch in Charkiw konnte er sich selbst ein Bild vor Ort machen, was mit den Spenden geschieht.

Mit dem Auto nach Charkiw

Er sei mit dem Auto unter deutschem Kennzeichen nach Charkiw gefahren, erzählt Alexander Lissak im BR24-Interview. Das ist eine Strecke von mehr als 2.000 Kilometern. Schon während der Fahrt, etwa als er im Stau stand, habe er die Dankbarkeit der Ukrainerinnen und Ukrainer gespürt. Sie hätten ihm zugewunken und sich für die Hilfe und Unterstützung aus Deutschland bedankt. Seiner Ansicht nach werde diese Dankbarkeit in Deutschland nicht mehr ausreichend wahrgenommen. Denn nach über anderthalb Jahren Krieg lassen die Spenden für die Ukraine auch beim Partnerschaftsverein Charkiw-Nürnberg nach.

Alltag zwischen Sirenen und Bombenalarm

Als er in Charkiw ankam, war ihm klar, dass er sich in einem Kriegsgebiet befindet. Als zweitgrößte Stadt der Ukraine und nicht weit von der Grenze zu Russland entfernt, war Charkiw seit dem 24. Februar 2022 ein Hauptangriffsziel der russischen Armee. Zerstörte Gebäude und Menschen mit Kriegsverletzungen seien zu sehen gewesen. Nach wie vor heulen mehrmals am Tag Sirenen auf, weil Bomben Richtung Charkiw fliegen. Er habe als Einziger beim Alarm nach oben geschaut, erzählt Alexander Lissak, die Bürger in Charkiw nicht. "Die Menschen leben ihren Alltag", sagt Lissak. Die Kinder besuchen täglich ihren schulischen Online-Unterricht, die Erwachsenen gehen arbeiten, einkaufen oder treffen sich in Cafés. "Mir hat das gezeigt, dass die Leute in diesen eineinhalb Jahren Stärke gezeigt haben und zeigen, dass es eine Zukunft gibt", meint Lissak.

Projekte mit Unterstützung aus Nürnberg

Der Partnerschaftsverein hat mithilfe des Nürnberger Klinikums Krankenhausbetten nach Charkiw gebracht. Außerdem beteiligt er sich am Wiederaufbau von zwei Schulen, in denen beispielsweise Fenster ersetzt oder Luftschutzkeller eingebaut werden müssen. Aber ein Projekt, dass Alexander Lissak am Herzen liegt, sind Feriencamps für Kinder und Jugendliche, in denen sie psychologische Hilfe erhalten und sich vom Alltag des Krieges erholen können.

Hoffen auf die Zukunft

Ihm war es wichtig zu sehen, dass es in der Ukraine Hoffnung auf eine Zukunft gibt, sagt Alexander Lissak, der im Alter von zwölf Jahren aus Kasachstan nach Deutschland kam. Lissak wird weiter unermüdlich für Sach- und Geldspenden werben, den der Partnerschaftsverein Charkiw-Nürnberg für Partner vor Ort sammelt. "Wir machen das für die Zukunft", sagt er. Weil der Tag kommen wird, an dem der Krieg vorbei ist. Dabei wird er sich weiterhin selbst ein Bild davon machen wollen, ob die Hilfe tatsächlich gut ankommt.

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