Warnstreiks im Handel. Die Beschäftigen im Groß- und Einzelhandel legen heute wieder die Arbeit nieder. Betroffen vom Warnstreik sind nach Angaben der Gewerkschaft Verdi vor allem die Zentrallager der großen Handelsketten. Deshalb könnte es in Supermärkten und Filialen zu Versorgungsengpässen kommen. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fordern in den Tarifverhandlungen mehr Geld und sind mit dem bisherigen Angebot der Arbeitgeber unzufrieden.
Was die Arbeitgeber bieten, was die Gewerkschaft fordert
Die bisherigen Angebote der Arbeitgeberverbände liegen zwischen drei und vier Prozent Lohnerhöhung für 2023, teilweise ergänzt durch Inflationsausgleichsprämien allesamt unter 1.000 € und Lohnerhöhungen zwischen zwei und 2,4 Prozent für das zweite Jahr.
Verdi fordert unter anderem eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 2,50 € pro Stunde, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 € im Monat und ein Mindesteinkommen von 13,50 € pro Stunde für die unteren Beschäftigtengruppen.
Kritik am Arbeitgeberangebot
Thomas Gürlebeck, Verdi Verhandlungsführer im bayerischen Groß- und Außenhandel, erklärte, dass die Gewerkschaft den Druck erhöhen will, damit die Arbeitgeber ihre Blockadehaltung aufgeben und die Beschäftigten ihre längst verdienten Lohnerhöhungen erhalten. Hubert Thiermeyer, ebenfalls Verhandlungsführer von Verdi, äußerte die Sorge der Beschäftigten hinsichtlich ihrer finanziellen Situation und der Angst vor Altersarmut, und sprach von Einschüchterungsversuchen der Arbeitgeber.
Die Forderungen basieren nach Gewerkschaftsangaben auf einer Beschäftigtenbefragung, an der sich knapp 6.000 Mitarbeiter aus dem Einzelhandel und knapp 4.000 aus dem Groß- und Außenhandel beteiligten. Demnach haben 76 Prozent der Befragten aus dem Einzelhandel und 73 Prozent aus dem Groß- und Außenhandel Probleme, mit ihrem derzeitigen Gehalt den Lebensunterhalt zu bestreiten.
Wo gestreikt wird
Aufgerufen sind die Beschäftigten des Lagers von Alliance Healthcare in München und der Edeka Zentrallager in Gochsheim, Marktredwitz, Sachsen bei Ansbach, Schwabach und Straubing. Außerdem wird nach Gewerkschaftsangaben das Zentrallager von Kaufland in Donnersdorf, das Zentrallager von Lidl in Graben, das Lager von PHOENIX Pharmahandel in München, die Zentrallager von Rewe in Buttenheim und Eitting und das Zentrallager von Stahlgruber in Sulzbach-Rosenberg bestreikt.
Auch der Einzelhandel ist vom Warnstreik betroffen. In Ansbach, Augsburg, Donauwörth, Erlangen, Fürth, Nürnberg und Langwasser sind die Beschäftigten von h&m in Ausstand. Bei Kaufland in Erding, Geretsried, Moosburg und München-Neuperlach wird genauso gestreikt wie bei der Metro in Nürnberg-Buch und bei Zara in Augsburg. Einzelne Betriebe sind schon seit mehreren Tagen im Streik.
Streikverlängerung in Mittelfranken
Mittelfränkische Beschäftigte des schwedischen Modekonzerns h&m werden bis einschließlich Samstag ihre Arbeit niederlegen. Wie die zuständige Gewerkschaftssekretärin von Verdi, Jaana Hampel, erklärt, werden damit die Filialen in Nürnberg in der Karolinenstraße, in den Einkaufszentren Mercado und Langwasser sowie in Fürth, Erlangen und Ansbach die ganze Woche bestreikt. Etwa 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von h&m haben damit den am Montag (26.06.2023) begonnenen Warnstreik verlängert. Anfang der Woche gab es in Nürnberg im Rahmen des Warnstreiks im Einzelhandel einen Demonstrationszug durch die Nürnberger Innenstadt und eine Kundgebung. Diese stand unter dem Motto „Wir lassen uns nicht die Butter vom Brot nehmen“.
Tarifverhandlungen gehen im Juli weiter
Die Tarifverhandlungen für den bayerischen Groß- und Außenhandel gehen am 3.07.2023 in die vierte und im genossenschaftlichen Großhandel am 10.07.2023 in die dritte Runde. Die Verhandlungen im bayerischen Einzelhandel werden am 12.07.2023 fortgesetzt.
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